Callista 03 - Planet des Zwielichts
wohlhabendste Mann, dem Luke bis zur Stunde begegnet war, und als Erbe des Verbrecherbosses Beldorion würde Ashgad derjenige sein, der, sobald Handelsbeziehungen hergestellt waren, als Repräsentant der ganzen Gemeinschaft auftreten konnte.
Allerdings nur auf einige wenige Jahre hinaus, dachte Luke. Oder glaubte er etwa, er würde, sobald die Kanonenstationen nicht mehr existierten und die Einfuhren nicht länger behinderten, die Kontrolle über den Handel behalten können? Oder wollte Ashgad vielleicht einfach nur die Geschütze in die Hand bekommen, um den Status quo zu seinem eigenen Nutzen aufrechtzuerhalten?
Der Planet selbst war bettelarm. Für den Export kamen lediglich die ziemlich brüchigen Spooks in Frage. Luke, der jetzt seit einigen Tagen von Tarkoffein, Smoor und Blerdmilch gelebt hatte, konnte sich nicht vorstellen, daß irgend jemand bereit sein würde, die Versandkosten für eine dieser Delikatessen zu bezahlen. Aber Ashgad war schließlich auf dem Planeten aufgewachsen, und es war durchaus möglich, daß er sich nur nach der Macht sehnte, die er kannte.
War das logisch? fragte er sich an jenem Abend, während er in der Dunkelheit im Hof des Blauen Blerd wartete. Es war richtig, daß Ashgad auf dem Planeten aufgewachsen war, aber er war von einem Vater großgezogen worden, der einmal davon geträumt hatte, die Kontrolle über den Senat zu übernehmen. Wenn Palpatine nicht Imperator geworden wäre, hätte es durchaus sein können, daß Seti Ashgad an seine Stelle getreten wäre. Und ein solcher Mann würde ganz sicher nicht einen Sohn großziehen, dessen einziger Ehrgeiz später einmal darin bestand, einen völlig nutzlosen Felsbrocken zu regieren.
Minuten nachdem sich die orkanartigen Abendwinde gelegt hatten, sah Luke, wie in gespenstischer Stille zwischen den Gebäuden eine Reihe von Gleitern auftauchte. Sechs waren es, Schatten ohne Beleuchtung, die über den von schweren Maschinen zerdrückten Permabeton der Straße in den Hof des Hangars schwebten. Luke erkannte sofort Arvids schief in der Luft hängenden Aratech mit dem primitiven Stützhein darunter und Umolly Darms Schweber. Gerney Caslo saß neben ihr, an ihrem Schenkel lehnte ein kleiner schwarzer, bösartig aussehender Blasterkarabiner. Ein paar freiwillige Wachen ritten mit schußbereiten Blasterkarabinern in den Fäusten auf Cu-pas hinter ihnen her; ihre Gesichter waren geschwärzt und ihre Augen funkelten im wäßrigen Flackerlicht der Sterne.
»Vierter«, flüsterte Gerney und warf Luke eine kleine flache Dose der schwarzen Tarnfarbe zu, mit deren Hilfe Jäger ein verräterisches Glitzern ihrer Waffen verhinderten. »Treffpunkt vor Ashgads Haus, falls wir getrennt werden. Und Vollgas geben, wenn es so aussieht, als würden die Theraner Ihnen die Ladung wegnehmen können.« Luke schwärzte sein Gesicht und bearbeitete dann die primitive Infrarotbrille, die Tante Gin ihm geliehen hatte, mit der Tarnfarbe. Zwischen den Tarkoffeltürmen erwartete sie ein gutes Dutzend Reiter, wobei Luke nicht nur auffiel, wie erstaunlich lautlos sich die rundlichen Zweibeiner bewegten, sondern auch, daß ihre Reiter ausnehmend gut bewaffnet waren.
Ashgad ließ es sich einiges kosten, die Führung der herrschenden Partei des Planeten zu übernehmen, dachte Luke, als sie die Türme und die langsam in die Höhe steigenden Antigravbälle mit jüngerem Pflanzgut hinter sich ließen und zwischen den kümmerlichen Bropefeldern und den Algalwiesen dahinglitten, wo Blerdherden grasten, die von weitem wie geschrumpfte Lapisberge wirkten. Dann verflog der Geruch gedeihender Pflanzen allmählich, und er spürte das sterile Prickeln der Wüste auf seiner Haut.
Aber es gab etwas, das er nicht wußte, eine unbestimmte kleine Information, die ihm fehlte und die das Ganze verständlich machen würde.
Die Wüste dehnte sich um sie wie eine endlose Salzdecke. Die schreckliche, samtige Bürde der Macht lastete immer schwerer auf seinem Bewußtsein.
Wie es schien, waren sich nur wenige Bewohner des Planeten der Präsenz der Macht bewußt, dachte Luke, und daß es hier irgendeine Art unsichtbaren Lebens gab, eine Zivilisation, die stumm zwischen den schimmernden, vom Wind geformten Schluchten hauste, schien überhaupt niemandem klar zu sein. Ob Ashgad es wußte? War etwa das der Grund, weshalb er sich darum bemühte, hier die Macht zu übernehmen? Oder war es sein Ziel, die Macht selbst zu kontrollieren, so wie Taseldas Feind es gewollt hatte?
Ein Stück vor ihnen
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