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Calpurnias (R)evolutionäre Entdeckungen

Titel: Calpurnias (R)evolutionäre Entdeckungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Kelly
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Exemplar besitzen. Nach den Gürteltieren versuchte ich mich an einem Bobcat oder Rotfuchs, aber ich muss zugeben, das war ein viel zu ehrgeiziges Unterfangen. Die Gesichtszüge stellten ein großes Problem dar. Ich wollte das knurrende Tier zeigen, das in der Wildnis gestört wird. Doch am Ende sah das arme Geschöpf aus, als hätte es Mumps.«
    Wie viele Millionen Jahre mochte das versteinerte Wesen in meiner Hand alt sein? In welchem uralten Meer mochte es geschwommen sein? Ich selbst hatte das Meer nie gesehen, Wellen, Wind und Gischt konnte ich mir nur vorzustellen versuchen.
    »Jedenfalls schickte mir der Meister zum Dank das Tier in der Flasche, das neben dem Gürteltier auf dem Bord steht. Es ist mein wertvollster Besitz.«
    »Verzeihung«, sagte ich und sah von dem Trilobiten auf. »Was meintest du?«
    »Das Tier in der Flasche, in der Vitrine.«
    Ich betrachtete das Monster in dem dicken Glasballon, mit den gruseligen Augen und den vielen Armen.
    »Das ist eine Sepia officinalis , die er nahe dem Kap der Guten Hoffnung gefunden hat.«
    »Wer?«
    »Wir sprechen von Mr. Darwin.«
    »Wirklich?« Ich konnte es nicht glauben. » Er hat ihn dir geschickt?«
    »Allerdings. Solange er lebte, führte er eine ausgedehnte Korrespondenz mit Naturforschern in der ganzen Welt, und mit etlichen von uns hat er Exemplare seiner Sammlung getauscht.«
    »Großpapa, jetzt machst du Quatsch!«
    »Calpurnia, ich mache nie Quatsch . Und in diesem wichtigen Punkt bin ich ausnahmsweise mal mit deiner Mutter einer Meinung: Der Gebrauch von Umgangssprache lässt auf einen schwachen Verstand und einen verarmten Wortschatz schließen.«
    Ich konnte es immer noch nicht glauben – in unserem Haus gab es nicht nur ein Buch von Mr. Darwin, es gab sogar dieses Ungeheuer, das er höchstpersönlich eingefangen hatte. Ich starrte es an und versuchte zu verstehen, was es mit diesen vielen Armen und Beinen auf sich hatte.
    »Was ist das?«
    »Was glaubst du, was es ist?«
    Ich machte eine verzweifelte Miene. »Du klingst genau wie Mutter, wenn ich nicht weiß, wie man ein Wort schreibt. Dann sagt sie immer, ich soll im Wörterbuch nachschlagen.«
    »Gut so. Noch ein Punkt, in dem wir einer Meinung sind.«
    Ich ging näher an das Glas heran und versuchte zu entziffern, was auf dem kleinen Etikett geschrieben stand, das an einer Schnur am Flaschenhals hing. Ich konnte es nicht lesen, doch allein schon zu wissen, dass Mr. Darwin es eigenhändig und mit seiner eigenen Feder geschrieben hatte, war schon aufregend genug.
    »Darf ich es aus dem Glas nehmen? Man kann es nicht gut sehen, so wie es da hineingequetscht ist.«
    »Lieber nicht. Es ist bald siebzig Jahre alt und in Weingeist eingelegt. Ich fürchte, es fällt auseinander, wenn man es herausnimmt.«
    Angestrengt spähte ich in das Glas. Land? See? Luft? Es hatte zwar viele Arme, doch sie sahen zu gummiartig und nicht kräftig genug aus, um irgendein Gewicht tragen zu können, daher musste es wohl schwimmen. Also ein Tier aus dem Meer. Andererseits hatte es keine Flosse, das war ein Problem. Und Kiemen sah ich auch keine. Noch ein Problem. Hm! Die Augen waren wie übergroße Untertassen. Wozu mussten sie so groß sein? Antwort: um im Dunkeln sehen zu können natürlich. Dieses Tier musste also in einer Region leben, in der es nur sehr wenig Licht gab, und das bedeutete Tiefsee.
    »Es ist eine Art Fisch«, begann ich, »und es lebt am Meeresgrund. Aber es gleicht keinem anderen Fisch, den ich bisher gesehen habe. Ich begreife aber noch nicht, wie es sich bewegt, und auch nicht, wie es atmet.«
    »So weit ist alles richtig. Und es wäre unfair, mehr von dir zu erwarten, denn wie du schon gesagt hast – das Tier liegt sehr zusammengepresst darin. Es handelt sich um einen Tintenfisch. Die Familie heißt Sepiida , die Ordnung Sepia . Der Tintenfisch bewegt sich, indem er Wasser in eine Mantelhöhle einsaugt und mit großem Druck durch einen Muskel, den Siphon, wieder hinauspresst. Dieser Mantel verbirgt auch die Kiemen. Wenn der Tintenfisch erschrickt, weil ein Raubtier sich nähert, dann stößt er eine Wolke braunschwarzer Tinte aus, um sich so auf seiner Flucht zu verbergen. Den Schulp, die kalzifizierte innere Schale, nutzen wir als Schleifmittel. Menschen, die Vögel halten, geben ihnen manchmal die Schale, damit sie ihre Schnäbel daran wetzen.«
    Dieses Ding faszinierte mich. Es war nicht nur eine Kuriosität, es stellte auch ein Stück Erdgeschichte dar. Mit einem Finger strich ich über

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