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Cambion Chronicles 1

Cambion Chronicles 1

Titel: Cambion Chronicles 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Reed
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aber nichts Fröhliches an sich. Der Mann strahlte eine Kälte aus, die einem die Finger taub werden ließ. Seine mürrische Erscheinung passte eher zu einem Einsiedler in einer Blockhütte als zu einem angesehenen Aufsichtsratsvorsitzenden.
    Er stand an der Tür und sah sich nach dem Axtmörder im Zimmer um. »Was ist passiert?«
    Mom sah müde zu ihm auf. »Sie hat ihr Spiegelbild gesehen.«
    Grandpas Schultern entspannten sich, und er strich sich über den Bart. »Die Ärzte wissen immer noch nicht, wie das passiert ist. Sie möchten es analysieren und eine Fallstudie durchführen.«
    »Sie werden keine Laborratte aus meinem Baby machen! Es geht ihr gut.« Moms Stimme überschlug sich vor Wut.
    »Dem Mädchen geht es alles andere als gut, Julie. Sieh sie dir doch an. So war sie vorher nicht.« Er starrte mich an.
    »Und woher willst du das wissen? Du warst ja nicht da, wie willst du es also beurteilen?«
    »Ich war öfter da, als dir klar ist, und ich weiß, wie meine Enkelin aussah. Und das« – er zeigte auf mich – »ist nicht normal.«
    Ich war zu schockiert, um mich an der Diskussion zu beteiligen. Ich rutschte an die Bettkante und rollte mich zusammen.
    »Daddy, ich weiß deine Hilfe zu schätzen, aber du musst jetzt gehen. Ich brauche einen Augenblick allein mit meiner Tochter.« Bevor er antworten konnte, durchquerte Mom das Zimmer und schlug ihm die Tür vor der Nase zu. Sie schlurfte zum Bett zurück und nahm mein Gesicht in beide Hände. »Samara, Schätzchen, sieh mich an.«
    Langsam trafen sich unsere Blicke.
    »Das ändert gar nichts. Du bist immer noch du, egal, was es zu bedeuten hat. Ich habe dich lieb, ganz gleich, was kommt. Denk immer daran.«
    Ich nickte. Was hatte das zu bedeuten? Ich wusste, dass da was neben der Spur war, aber ich wusste nicht, wie sehr. Nur ein Mensch konnte Licht in die Sache bringen.
    »Ich muss mit Caleb sprechen. Wo ist er?«, fragte ich.
    »Er ist ein paarmal vorbeigekommen, aber Grandpa hat ihn weggeschickt und eine einstweilige Verfügung gegen ihn erwirkt. Wir konnten nicht riskieren, dass er dir nachstellt.«
    Ich schoss kerzengerade in die Höhe. »Was!«
    »Ich wusste nicht, was ich glauben sollte, Samara. Ich wusste nur, dass sein Vater versucht hat, mir wehzutun, und ich wusste nicht, wozu der Rest seiner Familie fähig ist.«
    »Caleb hat versucht zu helfen.«
    »Samara, beruhige dich. Wenn du dich besser fühlst, hole ich ihn her.« Sie drückte mich sanft wieder aufs Bett. »Du hast eine Menge zu verdauen, und du solltest darüber schlafen. Wir müssen das nicht jetzt entscheiden. Komm erst mal wieder zu Kräften.« Mom deckte mich zu und küsste mich auf die Stirn.
    Als sie das Zimmer verlassen hatte, wühlte ich mich aus den Laken und ging ins Bad. Ich stand eine halbe Stunde vor dem Spiegel und untersuchte die feinen Veränderungen, die seltsamen Farbflecken, die das Licht reflektierten. Kein Wunder, dass Mom ausgeflippt war. Es war kaum zu übersehen, und es würde schwer werden, es den Leuten zu erklären, die ich kannte. Wer lange genug hinsah, musste bemerken, dass es nicht künstlich war.
    Ich musste an Nadine denken. Sie hatte wirklich gewusst, wie man Eindruck machte. Ich hätte gern geglaubt, dass sie es mir geschenkt hatte, damit ich an sie dachte. Dieses kleine Souvenir konnte man nicht vergessen. Ich hatte dauernd gewitzelt, dass ich töten würde, um Augen wie sie zu haben. Sie hatte das wohl wörtlich genommen. Schließlich war es meine Lieblingsfarbe. Ein Jadegrün mit winzigen Goldflecken leuchtete aus meinen geschwollenen, blutunterlaufenen Augen.
    Caleb hatte gesagt, dass sein Geist sich in den Augen zeigte. Tja, meiner hatte auch keine Probleme damit, seine Anwesenheit mitzuteilen.

31
    D en Rest der Nacht verbrachte ich im Bett, auch wenn ich nicht viel Schlaf bekam. Ich wälzte mich hin und her und focht einen inneren Kampf aus, bei dem es keinen Sieger gab. Das erschöpfte mich so sehr, dass ich nicht mal aufs Klo gehen konnte. Erinnerungen an andere, vergangene Leben verflochten sich miteinander und breiteten sich aus wie Unkraut, das die Träume erstickte.
    Dass Mr Ross’ Lebensgeschichte vor meinem inneren Auge ablief, machte diese schlaflose Nacht nicht besser. Ich beneidete ihn um die unsterbliche Hingabe an seine Frau, ich freute mich mit ihm, als Caleb geboren wurde, und ich nahm Anteil an den Ereignissen, die ihn auf seinen dunklen, verkehrten Weg gebracht hatten. Ich wurde feindselige Zeugin des kranken Kicks, den er

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