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Cambion Chronicles 1

Cambion Chronicles 1

Titel: Cambion Chronicles 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Reed
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und Spucke. Ich wischte mir die Augen trocken und sagte: »Erzähl mir, was passiert ist.«
    Sie sagte so lange nichts, dass ich dachte, sie hätte mich nicht gehört. Als ich meine Bitte gerade wiederholen wollte, sprach sie. »Viel. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.«
    Obwohl sie am ganzen Leib zitterte, erzählte Mom die ganze Geschichte. Ich hörte ungläubig und wie betäubt zu und unterbrach sie nicht, bis sie fertig war.
    Ich war vier Tage lang bewusstlos gewesen, und in dieser Zeit war die Hölle los. Ich hatte einen psychisch bedingten Schock erlitten. Obwohl mein Blutdruck stark gefallen war, hatte ich Fieber von 41 Grad und mehr gehabt, was vollkommen unlogisch war. Die Ärzte hatten mich wiederbeleben können, bevor mein Hirn zu wenig Sauerstoff bekam. Mom hatte kaum Erinnerungen daran, was zwischen dieser Nacht und dem Abend geschehen war, als sie sich mit Mr Ross getroffen hatte, aber die Gefahr, ihr Kind zu verlieren, hatte sie mit einem Schlag aus ihrer Trance gerissen.
    Dad war ausgerastet, als er zurückkam, und hatte gedroht, die gesamte Stadt Williamsburg zu verklagen. Drei Wachleute waren nötig, um Dad daran zu hindern, Caleb umzubringen.
    Caleb war in Handschellen abgeführt worden, weil er seinen Vater in die Schulter geschossen hatte. Wenige Stunden später wurde er aufgrund seiner Aussage, es sei Notwehr gewesen, wieder freigelassen.
    Grandpa bekam Wind von den Ereignissen und ließ seine Wut an aller Welt aus, vom Krankenhaus bis zur Polizei. Er brach einen weiteren Streit mit Dad vom Zaun und beschuldigte ihn, sich eingemischt zu haben. Als alles gesagt und getan war und er ganz Williamsburg das Fürchten gelehrt hatte, wurde ich zu Mom ins Penthouse verlegt.
    »Ich wusste nicht, dass Caleb Nathans Sohn ist«, sagte Mom.
    »Das hat mich auch kalt erwischt.«
    »Es gab so vieles in der letzten Woche, was unklar ist.«
    Ich nickte. »Was ist mit Nadines Leiche geschehen?«
    »Ihre Eltern sind gestern gekommen. Sie nehmen sie zur Beerdigung mit nach Polen. Oh Samara, es tut mir so leid. Der Ausdruck auf dem Gesicht ihrer Mutter – ich bete, dass ich den nie aufsetzen muss.« Sie drückte mich fester an sich. »Calebs Brüder reden gerade mit den beiden. Offenbar kennen sich die Familien.«
    »Ja.« Ich vergrub mein Gesicht in ihrem Arm.
    »Samara, ich weiß, dass du noch schwach bist, aber es gibt da einige Dinge, die ich wissen muss. Ist es irgendwie möglich, dass du sie mir erklärst?«
    Mein Körper wurde starr. »Ich will dich nicht anlügen.«
    »Dann tu’s nicht. Ich will nur die Wahrheit wissen. Irgendwas ist in dieser Nacht geschehen, das weder ich noch dein Vater noch die Polizei erklären können.« Sie schluckte schwer. »Aber ich habe das Gefühl, du kannst die Puzzleteile für mich zusammensetzen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das kann.«
    »Versuch es. Ich glaube dir alles, was du mir erzählst. Vertraust du mir?«
    »Ja, aber du wirst mich für verrückt halten.«
    »Wenn du das bist, hast du zumindest Gesellschaft in der Klapsmühle, nämlich die Polizisten, die dich gefunden haben.«
    Mom hatte ein Recht darauf, alles zu erfahren. Ich wusste, dass sie die Wahrheit brauchte. Also holte ich tief Luft und lud meine Last vor ihr ab, von der Frau auf dem Parkplatz über Garrett und Nadine bis hin zu Mr Ross und Caleb und seinen Brüdern.
    Als ich fertig war, blieb Mom einige Augenblicke stumm. Ich wartete auf den Entsetzensschrei oder die Anordnung, mir Medikamente zu verabreichen, aber nichts von beidem kam.
    Sie hielt mich einfach im Arm und seufzte. »Interessante Geschichte, Samara.«
    Ich blinzelte. »Das ist keine Geschichte. Es ist wahr, von vorn bis hinten.«
    »Ich habe nicht behauptet, dass du lügst. Ich habe nur gesagt, es ist interessant. Ehrlich, ich weiß nicht, was ich sagen soll.« Sie kletterte vom Bett und ging zur Kommode. »So ungeheuerlich das alles ist, ich finde keine andere Erklärung für deinen … Zustand.«
    »Welchen Zustand?«
    Mom kam mit einem kleinen Spiegel in der Hand zum Bett zurück. »Ich glaube, das solltest du dir selbst ansehen.«
    Allein diese Bemerkung ließ mir eisige Schauer den Rücken hinunterlaufen. Ich nahm ihr den Spiegel aus der Hand, betrachtete mich darin und schrie. Mom schien das erwartet zu haben. Sie streichelte mich weiter und murmelte beruhigend, als Grandpa kampfbereit ins Zimmer rauschte.
    Seit ich klein war, hatte er wie der Weihnachtsmann ausgesehen. Trotz Körperfülle, weißem Haar und weißem Bart hatte er

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