Cambion Chronicles 1
hinunter. »Tu ich auch nicht. Ich … ich wollte nur wissen, ob es ihr gut geht. Sie war wirklich sauer. Ich will eben nicht, dass sie mir nachspioniert, das ist alles.«
»Also kommst du ihr lieber zuvor.«
»So ist das nicht.«
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Dann sag mir doch bitte, wie es wirklich ist. Denn von hier sieht es so aus, als wolltest du eine Stalkerin zurückstalken.«
Er drehte sich weg und murmelte: »Vergiss es, Mann. Ich wusste ja, dass du mir nicht helfen kannst.«
»Wenn du Hilfe brauchst, das Eastern State Hospital ist nur ein Stück die Straße hoch.« Ich zeigte auf den Ausgang.
Er blieb stehen und kam dann zurück zum Tresen. Mit gesenktem Kopf sah er mich von unten an – mit den traurigsten Dackelaugen, die mir je untergekommen waren. »Hör mal, Samara, ich weiß ja, dass du mich nicht leiden kannst, aber du kannst nicht über etwas urteilen, von dem du nichts verstehst. Mia und mich verbindet etwas, das nicht viele Leute haben, und ich will nur wissen, ob es ihr gut geht.«
Oha, der B-Boy trug ja echt dick auf. »Du weißt genau, dass ich dich über alles liebe, also leg die Geigen weg. Wenn du es unbedingt wissen willst, Lady Moralez ist am Virginia Beach und gibt sich alle Mühe, so auszusehen wie ich.« Ich hielt ihm meinen Arm unter die Nase.
Er betrachtete die braune Haut und fragte dann: »Mit wem ist sie am Strand?«
»Mit ein paar aus unserer Truppe. Warum?«
Seine Augen verengten sich. Seine Lippen wurden schmal. »Ist Garrett dabei?«
»Das wäre zum Beispiel einer von ihnen, ja.« Ich wand mich, während ich beobachtete, wie die Eifersucht in ihm erwachte.
Garrett Davenport war das wandelnde Klischee eines Football-Playboys mit all den Saufereien und dem Unfug, die dieser Titel mit sich brachte. Ohne ein weiteres Wort schoss Dougie zum Ausgang, die Autoschlüssel in der Hand und Mordlust in den Augen.
Nachdem ich diese heikle Situation hinter mich gebracht hatte, sah ich auf die Uhr und stellte fest, dass es Zeit für meine Pause war. Ich rief Nadine in der Küche zu, dass ich rausging, und legte die Schürze ab.
Mit einer Limonade in der Hand schlenderte ich durch die Gänge und studierte die Neuerscheinungen. Nichts sah ansprechend genug aus, um eine Woche daran zu verschwenden, also ging ich weiter zu den Bestsellern. Es war schwer, den Schrein der Geister-Saga und die quietschenden Zehn- bis Zwölfjährigen zu ignorieren, die sich vor diesem Altar verneigten, aber ich versuchte es trotzdem.
Dabei sah ich aus dem Augenwinkel die Silhouette eines Polizisten, der gerade die Musikabteilung verließ. Die Voyeurin in mir wollte sofort wissen, was da los war. Zuerst dachte ich, der Polizist wäre gekommen, um einen Ladendieb abzuführen, aber dann fiel mir ein, was Linda vorhin erzählt hatte. Man untersuchte immer noch den Zwischenfall auf dem Parkplatz. Da war es nur logisch, die letzte Person zu befragen, die mit dem Opfer gesehen wurde.
Als ich den Eingang der Musikabteilung erreichte, packte mich die Neugier. Da ich niemanden am Tresen sah, schlenderte ich umher, nahm ab und zu eine CD in die Hand und schaute mir das Cover an.
»Wenn du sie kaputt machst, musst du sie bezahlen«, sagte jemand direkt hinter mir.
Ich fuhr herum und sah Caleb mit einem angebissenen Schokokeks von der Größe meiner Hand dastehen.
Ich legte die CD zurück und wandte mich ihm zu. »Verfolgst du mich?«
»Du bist in meiner Abteilung, also würde ich sagen … nein. Gefällt dir was von dem Zeug?«
»Irgendwie nicht. Ist alles dasselbe.«
Er biss von seinem Keks ab und nickte. »Das meiste schon, aber es sind auch ein paar Perlen darunter. Hier, hör dir das mal an.«
Caleb führte mich zum Ende des Regals und blieb vor der Vorhörstation stehen. Bevor ich protestieren konnte, setzte er mir die Kopfhörer auf. Seine langen Finger drückten auf dem Display herum, und Sekunden später schmeichelte sich eine tiefe, gefühlvolle Stimme in meine Gehörgänge. Ich schloss die Augen, als Schlagzeug und Bass im Tempo anzogen und mein Herzschlag sich ebenfalls beschleunigte.
Als die himmlischen dreißig Sekunden vorbei waren, öffnete ich die Augen und sah Caleb hinter dem Tresen mit einer Kundin sprechen. Unsere Blicke trafen sich für einen Moment, und er lächelte mir kurz zu, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf die junge Frau vor sich richtete.
Ich setzte die Kopfhörer ab und ging langsam auf die Kasse zu. Ich hörte die Frau stammeln und kichern. Wie es
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