Cambion Chronicles 1
meinem Auto.«
»Wie wäre es damit: Ich bleibe zu Hause, und du bittest deine kleinen Groupies, dir alles zu zeigen?«, erwiderte ich ungerührt.
»Ich habe dir doch schon gesagt, warum das nicht geht, und das wäre die Gelegenheit, mich kennenzulernen.«
»Ich will dich aber nicht kennenlernen«, wandte ich ein. Ich klang echt wie eine Fünfjährige.
»Das ist kein Date. Ich will nur was mit dir unternehmen.«
Ich piekte ihm mit dem Finger in die Brust und sah ihn unverwandt an. »Zuerst mal, woher weißt du, wann ich arbeite? Zweitens, warum gehst du davon aus, dass ich nichts Besseres zu tun habe, als dich in einem Themenpark rumzuführen, und warum ist das kein Date?«
»Weil du nicht willst, dass es eins ist. Und unsere Arbeitspläne hängen im Pausenraum.«
»Oh.« Ich ließ meine Hand sinken. »Tja, ich gehe aber trotzdem nicht mit.«
Er kam auf mich zu, und ich wich zurück, bis ich mit dem Rücken am Regal stand.
»Ich sag dir was, wir treffen uns hier um zwölf, und wenn du bis Viertel nach zwölf nicht hier bist, fahre ich allein. Kein Zwang, obwohl du ja sicher wissen möchtest, warum Wie-heißt-sie-noch-mal einen Herzinfarkt hatte.«
Er ging langsam rückwärts und beobachtete, wie ich reagierte. Ich bot ihm ordentlich was für sein Geld. Alle möglichen Horrorszenen in jedem Untergenre blitzten vor meinem inneren Auge auf, vom Psychokiller bis zum Moddermonster.
»Wie meinst du das?«, rief ich ihm nach.
»Morgen. Um zwölf.«
»Was? Soll das ein beschissener Cliffhanger werden oder was? Wenn da irgendwas faul ist, dann gehe ich auf keinen Fall irgendwo mit dir hin.«
Er drehte sich um und ging davon.
Jetzt jagte ich ihm nach. Er schaffte es nur bis zum Ende des Ganges, bevor ich ihn am Arm zu fassen bekam. »Hattest du etwas damit zu tun? Hast du sie vergiftet oder so?«
Der Kerl besaß tatsächlich die Frechheit zu lachen. »Nein.«
Ich zog ihn erneut am Arm. »Was dann?«
Statt einer Antwort nahm er mein Gesicht in die Hände und küsste mich, wenn man das einen Kuss nennen kann. Sein Mund berührte meinen kaum, was das Ganze umso heftiger machte. Seine weichen Lippen fuhren über den Spalt zwischen meinen und drängten sie sanft auseinander.
Bei dem federleichten Kontakt machte sich eine plötzliche Schwere in meiner Brust breit. Meine Arme begannen zu kribbeln, als wären sie eingeschlafen. Das Gefühl erreichte bald auch meine Füße, und ich konnte den Boden unter mir nicht mehr spüren.
Ich riss die Augen auf und blickte in einen unheimlichen violetten Abgrund. Von Weitem sahen seine Augen schon merkwürdig aus, aber aus so geringer Entfernung machten sie mir eine Heidenangst. Sie hatten eine eigene Seele, ein Leben, das nicht hätte existieren dürfen, einen Charakter, der schockierte und die Sinne verwirrte. Sie starrten mich an und jagten einen elektrischen Schock durch mein Nervensystem, ein Gefühl, das meinen Unterleib entflammte. Als ich dachte, ich würde ohnmächtig, nahm Caleb seine Lippen von meinen.
Mit festem Griff umklammerte er meine Schultern und drückte seine Stirn an meine. Er holte tief Luft und flüsterte: »Morgen. Um zwölf.«
Und damit ging er weg, und ich konnte mir ganz allein Sorgen um meinen Geisteszustand machen.
5
M ia legte sich quer über mein Bett und starrte an die Decke. »Mal sehen, ob ich das richtig verstanden habe«, begann sie. »Dieser gruselige Typ von der Arbeit hat dich zu einem Date eingeladen?«
»Es ist kein Date!«, rief ich aus dem wirren Strudel in meinem Kleiderschrank.
»Na schön. Wenn es kein Date ist, warum bin ich dann hier, und wieso willst du dir mein Top ausleihen?«
»Weil mir deine Jeans nicht passen«, erwiderte ich.
»Du könntest meine Sporthose anziehen, wo ›Juicy‹ hinten draufsteht.«
»Mia, bei mir ist da hinten gar nichts juicy .« Ich sah über die Schulter auf meinen Hintern. »Das wäre irreführende Werbung.«
Ich brauchte Mias scharfen Modeverstand, aber ich brauchte sie auch als gutes Alibi. Ich hatte Mom gesagt, wo ich hinwollte, aber ich hatte unterschlagen, wer mitkam. Mom würde mich nicht durch die Tür lassen, ohne Caleb Baker vorher nach FBI -Manier gründlich durchleuchtet zu haben. Dann würde sie wahrscheinlich Dad anrufen. Und ich wollte, dass Caleb lange genug am Leben blieb, um mir die CD zu geben, die er mir versprochen hatte. Das Datingverbot meiner Eltern war ein Ergebnis ihres eigenen Fehlurteils als Teenager. Sie wollten einfach keine Fortsetzung der Geschichte mit ihrer
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