Cambion Chronicles 1
und nahm ihr Handy vom Aufladegerät.
Ich lehnte mich gegen die Kücheninsel. »Hast du? Mit wem?«
»Er war Ingenieur beim Militär, ist jetzt im Ruhestand, und er ist einfach umwerfend«, quiekte Mom.
»M-hm. Und sonst? Wo geht ihr hin? Wie lautet die Adresse? Und wie ist seine Sozialversicherungsnummer?«
»Samara, ich habe ihn schon überprüft, er ist sauber.«
Da ich mir nicht gern die Schau stehlen lassen wollte, sagte ich: »Na schön, dann viel Spaß. Ich habe auch was vor.«
»Ach ja? Machst du was mit Caleb?«
»Wenn du es genau wissen willst, ja. Bin ich wirklich so berechenbar?«
»In letzter Zeit schon.« Als Mom näher kam, wurde ihr Gesichtsausdruck ernst. »Samara, du bist fast achtzehn und alt genug, um deine eigenen Entscheidungen zu treffen. Aber manche Entscheidungen sind wichtig, und wie du dich entscheidest, kann sich auf den Rest deines Lebens auswirken. Also, wenn du und Caleb das Bedürfnis verspürt, miteinander intim zu werden … «
»Mom!« Ich hielt mir die Ohren zu. Ogottogott, nicht das Sexgespräch. Nicht das Sexgespräch.
»Samara, Schätzchen, du musst auf jede Situation vorbereitet sein.«
»Es gibt keine Situation. Wir hängen nur zusammen rum.«
Ihr Blick nagelte mich fest. »Ich sehe doch, wie er dich anguckt. Er ist ein bisschen älter als du und hat einschlägige Erfahrungen.«
»Zwei Jahre, Mom. Mehr nicht. Und er wendet keine seiner ›einschlägigen Erfahrungen‹ bei mir an, ganz sicher nicht.«
»Ich meine ja nur, dass du eine strahlende Zukunft vor dir hast. Ich will nicht, dass du dir wegen einer Sommeraffäre irgendwelche Chancen verbaust.«
»Das ist keine Affäre. Wir sind nur … «
Mom spähte auf die Mikrowellenuhr hinter mir und erschrak. »Schatz, können wir später weiterreden? Ich bin spät dran. Aber denk dran, was ich gesagt habe. Bis später.«
Ich folgte ihr zur Tür und hoffte, dass ihr Rock nicht noch höher rutschen würde. »Okay, Mom. Viel Spaß.«
Weil ich keine Einladung zur Party bekommen hatte, stand ich vor Robbies Tür und schrie nach Vergeltung. Er sagte mir, dass ich stets willkommen sei und keine Einladung bräuchte. Obwohl mich die Antwort erröten ließ, wäre irgendeine Benachrichtigung schon nett gewesen.
Die Party war ein Meilenstein und der endgültige Abschied von der Zivilisation, wie wir sie kannten. Robbie stand nicht auf Luftballons und Kuchen, dafür aber umso mehr auf spärlich bekleidete Starlets. Es kamen unglaublich viele Gäste, was mal wieder bewies, dass es schlechte Publicity nicht gab. Findet man eine Leiche auf deiner Party, kennt deine Beliebtheit keine Grenzen mehr.
Das Haus verletzte jegliche Feuerschutzbestimmungen und bot nicht mal einen Stehplatz, ganz zu schweigen von Sitzplätzen. Aber es wollte ohnehin niemand mehr sitzen, sobald Calebs meisterhafter Mix aus den Lautsprechern tönte. Leiber schwankten und bogen sich wie Weizen im Wind, schutzlos dem Willen der Elemente unterworfen. Bewegung und Sound formten sich zu einer kosmischen Welle.
Mark bestaunte ehrfürchtig Calebs Inszenierung hinter dem DJ -Pult. Jeder Track ging mit maßgeschneiderter Präzision in den nächsten über, ohne jede Pause oder Überlagerung. Jeder Song brachte eine neue Stimmung, von Panik bis Euphorie, und alle verschmolzen in wummerndem Einklang miteinander.
Caleb schloss die Augen, nahm den Beat mit dem ganzen Körper in sich auf, trank die Energie, die ihn umgab. Ich beobachtete, wie er die Bewunderung der Menge inhalierte. Er winkte jedem zu, und sie winkten ehrfürchtig zurück. Jetzt war mir klar, warum so viele Frauen auf DJ s abfahren. Sie brachten Energie in die Party, aber Caleb nahm sie sich gleich wieder zurück.
Caleb hielt mich mit den Augen gefangen, als mir der letzte Song des Abends durch alle Glieder fuhr. Sein Blick verriet, dass er und auch der Song nur mir gehörten. Ich hatte das Lied noch nie gehört, und es war nur gut, dass wir uns in der Öffentlichkeit befanden. Obwohl es keinen Gesang gab, war der sinnliche Rhythmus schon fast anstößig. Bestimmt würde schon der Beat allein mich zur Frau machen.
Das war ein Song, der Planeten in ihrer Umlaufbahn hielt, von ihm kamen in Wahrheit die Babys, und es würde mich nicht überraschen, wenn er auf Gottes Playlist stünde. Mit dankbarem Lächeln hob ich den Kopf und ließ die Musik meine Seele davontragen.
Nach der Party ging ich noch ein bisschen mit zu Caleb. Mom amüsierte sich offenbar selbst ganz gut, denn sie hatte mich nicht
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