Cambion Chronicles 1
erschienen. Mia machte mir die ganze Zeit die Hölle heiß, was sie wunderbar von ihren eigenen Problemen ablenkte.
»Also, damit ich das richtig verstehe: Caleb mag dich, aber statt dir das zu sagen, gibt er dir Geld für den Bus?« Mia wälzte sich in einem Lachanfall auf meinem Bett.
»Na ja, wenn du es so ausdrückst, klingt es ziemlich albern. Wir haben es beide nicht so mit Beziehungskram, und wir sind allergisch gegen dieses Turteltäubchengehabe. Kannst du uns das verübeln?«, witzelte ich.
Sie nahm das offenbar ernst. Auf ihrem Gesicht machte sich ein Ausdruck grüblerischer Selbstprüfung breit. »Jedes Mal, wenn ich mich frage, ob das Zusammensein mit Dougie all das überhaupt wert ist, lautet die Antwort Ja.«
»Und warum streitest du dich dann die ganze Zeit mit ihm? Eines schönen Tages wird er einfach abhauen und nicht wiederkommen.«
Ihre honigbraunen Augen wurden schmal. »Ich weiß. Er könnte was viel Besseres bekommen als mich. Und er kann jeden Augenblick verschwinden. Deshalb muss ich Schluss machen, nicht er.«
»Warum überhaupt Schluss machen? Der geht nirgendwohin. Ihr beide seid verrückt nacheinander, ihr solltet also höchstens darum kämpfen, zusammenzubleiben. Sei doch nicht immer so ein Miststück.«
»Na, vielen Dank, Sam.«
»Ich werde nicht mit dir Händchen halten und dich in Watte packen, wenn du im Unrecht bist. Du würdest das schließlich todsicher auch nicht bei mir machen. Was willst du also unternehmen wegen Dougie?«, fragte ich.
»Kommt Zeit, kommt Rat.« Mia schaute auf die Uhr auf dem Nachttisch und stand auf. »Und meine Zeit ist um. Komm, wir sehen uns an, was rausgekommen ist.«
Gott sei Dank ein falscher Alarm. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie Mia ein Baby auf die Welt brachte. Man sagt ja, Kinder verändern alles, sie zeigen einem die Prioritäten, aber keine meiner Freundinnen war dazu geeignet, diese Theorie dem Praxistest zu unterziehen.
Am Freitag kam Mias monatliche Besucherin vorbei, und sie und Dougie versöhnten sich gerade noch rechtzeitig zu Robbies Party. Die Beziehung meiner Freundin mitzukriegen und von meinen Geschwistern und meiner verrückten Mutter umgeben zu sein, war ein wirksamer Keuschheitsgürtel, aber die Zeit, die ich mit Caleb verbrachte, schwächte meine Verteidigung.
Caleb überlebte Meister Lus Judo-Einführungskurs gerade so. Er hing zwei Tage lang wie eine schlaffe Stoffpuppe auf dem Sofa und bettelte darum, jemand möge ihn erschießen. Muskeln, von deren Existenz er bisher keine Ahnung gehabt hatte, protestierten heftig. Bald würde er eine fiese Kampfmaschine sein, und ich war versucht, mich selbst anzumelden, vor allem, um mir Bauchmuskeln wie seine zu verschaffen.
Es war nicht fair – er konnte futtern wie ein Scheunendrescher, ohne auch nur ein Gramm zuzunehmen, aber wenn ich an einem Süßigkeitenautomaten vorbeilief, sprang der Knopf meiner Jeans ab. Ich hatte in der achten Klasse die sieben Kilo niedergerungen, die ich in der sechsten zugenommen hatte, und ich musste ständig darum kämpfen, nicht wieder zuzulegen. Caleb schien das nichts auszumachen, falls seine unablässigen Streicheleinheiten irgendwas in der Richtung zu bedeuten hatten. Er sagte zu mir, ich würde mich besser anfühlen als das weichste Kissen. Auch wenn das kompletter Unsinn war, hielt ich ihm seinen guten Willen zugute.
Außer sich zweimal pro Woche den Hintern versohlen zu lassen, verbrachte Caleb den Großteil seiner Zeit damit, auf seinem Turntable zu mixen und mich nach der Arbeit zu verführen. Er hielt seine Musikauswahl für Robbies Party unter Verschluss, weil es eine Überraschung sein sollte.
Mom war inzwischen fest entschlossen, sich durch das Speeddating-Fiasko nicht entmutigen zu lassen. Sie sprang wieder in den Sattel und suchte weiter im Internet nach ihrer besseren Hälfte. Sie arbeitete bereits an Verabredung Nummer drei, und ich bekam es kaum mit.
Calebs Rundumerneuerung belegte jede Minute meiner Freizeit, aber als Mom in etwas Rückenfreiem und nicht gerade ihrem Alter Entsprechendem die Treppe runterkam, musste ich doch mal kräftig auf die Bremse treten. Offenbar hatte ihr Hungerstreik sich ausgezahlt. Ich musste zweimal hinsehen, bis ich es glaubte.
Nachdem ich meinen Unterkiefer wieder vom Boden aufgesammelt hatte, fragte ich: »Wo gehen Sie hin, Miss Sexy?«
»Ich habe dir doch die ganze Woche schon erzählt, dass ich heute Abend verabredet bin.« Sie stolzierte – jawohl, stolzierte – durch die Küche
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