Cambion Chronicles 1
anderes übrig, als noch einen Schlaflosen zu finden, der mir half.
Das konnte eigentlich nur Caleb sein, was mich noch mehr auf die Palme brachte. Ich wollte ihn nicht brauchen, aber er war der Einzige, der infrage kam. Diese Erkenntnis zwang mich dazu, einzuknicken und meinen Stolz hinunterzuschlucken.
Als hätten ihn meine Gedanken herbeibeschworen, stürmte Caleb aus dem Aufzug, panisch und außer Atem. Sein verschwitztes braunes Haar klebte ihm an der Stirn, während er durch die Halle rannte. Als er mich sah, blieb er stehen und zog mich in seine Arme.
»Du hast mir eine Scheißangst gemacht«, flüsterte er.
Ich wusste, dass er nicht log. Sein Körper zitterte, während sein Herz gegen meinen Brustkorb hämmerte. Ich blickte über seine Schulter und sah Nadine hinter ihm stehen.
Ihre Gesichtszüge waren düster. »Wir haben Haden bewusstlos in einem Auto auf dem Parkplatz gefunden. Sein Vater muss ihn hergebracht haben. Er hat eine üble Beule am Kopf. Die Ärzte untersuchen ihn gerade.«
Das hatte ich nicht erwartet, aber so löste sich wenigstens ein Rätsel auf. »Alles in Ordnung mit ihm?«
»Er lebt. Das ist alles, was zählt.«
Calebs Antwort ließ mich frösteln. »Was ist mit ihm passiert? Hat ihn dein Dad die ganze Zeit gefangen gehalten?«
»Sieht so aus. Er trägt noch dieselben Klamotten wie an dem Abend, als er zu mir kam. Ich kann nur ahnen, was er durchgemacht hat.«
»Du hast gesagt, du hast Mr Ross gesehen?«, unterbrach Nadine.
»Ja, er stand auf dem Parkplatz und beobachtete mich.«
Nadine runzelte besorgt die Stirn. »Hattet ihr Augenkontakt? Hast du das Verlangen gespürt, zu ihm zu gehen?«
»Nein, ich bin nicht lange genug geblieben, als dass sein Mitbewohner mich zu sich hätte rufen können.«
Sie sah verwirrt aus. »Sein Mitbewohner?«
»So nennt sie es«, mischte sich Caleb ein. »Aber wie dem auch sei, wir müssen auf Brodie und Michael warten, wenn wir einen Plan entwerfen wollen. Wie geht es deiner Mutter?«
»Ganz gut, abgesehen von der Tatsache, dass sie nach deinem Dad gefragt hat.«
Nadine schüttelte den Kopf. »Das ist nicht gut.«
»Kann man wohl sagen«, antwortete ich.
»Nein, das heißt, sie könnte noch unter seinem Einfluss stehen.« Nadine sah sich im Wartebereich um. »Im Moment dürfte nichts passieren, aber sobald sie kräftig genug ist, versucht sie vielleicht, ihn zu finden.«
Mein Lächeln erlosch. »Sag mir, dass das ein Witz war.«
»Glaub mir, wir müssen ihn erwischen, bevor er noch mehr Unheil anrichtet«, sagte Caleb grimmig.
Eine tiefe Stimme hinter mir ließ mich zusammenfahren. »Entschuldigung.«
»Dad!«, schrie ich und wirbelte zu ihm herum.
»Willst du mir nicht deine Freunde vorstellen?«, fragte er und bedachte Caleb mit einem abschätzenden Blick.
»Äh, ja. Daddy, das ist Nadine Petrovsky. Sie arbeitet mit mir im Café. Und das ist mein Freund, Caleb Baker.« Ich trat beiseite und bedeutete Caleb mit einer Handbewegung, seinem nahenden Untergang entgegenzutreten.
Als sie sich die Hände schüttelten, zuckte Caleb bei Dads Kung-Fu-Griff nicht mal zusammen.
»Schön, Sie kennenzulernen, junger Mann. Wie ich höre, interessieren Sie sich für meine Tochter?«
Caleb sah ihm gerade in die Augen. »Allerdings, Sir. Ich mag sie sehr.«
»Ob ich wohl einen Augenblick Ihrer Zeit für ein kleines Gespräch in Anspruch nehmen könnte?« Dad streckte seinen Arm aus und deutete auf die Stühle weiter hinten, womit klar war, dass diese Frage keine Frage war.
Erhobenen Hauptes trat Caleb seinen Marsch zum Verhör an.
»Willst du einen?« Nadine hielt mir eine Tüte Bonbons unter die Nase, eine willkommene Abwechslung. »Ich habe das Gefühl, das dauert eine Weile. Komm, wir setzen uns, und du erzählst mir, wie du aus Caleb einen ehrbaren Mann machen willst.«
Ich fischte einen Kirschbonbon aus der Tüte und setzte mich hin. »Es ist noch ein bisschen früh für so was, findest du nicht?«
»Es ist nie zu früh zum Planen, und die besten Pläne brauchen Zeit.« Nadine setzte sich neben mich und lutschte an ihrem sauren Apfelbonbon.
»Von Anfang an hast du mich wegen Caleb genervt. Warum glaubst du, dass ich so gut zu ihm passe?« Ich steckte den Bonbon in den Mund.
»Weil ihr beide stur und vorsichtig seid, euch aber heimlich nach Leidenschaft sehnt. Ihr kämpft beide um eure Identität. Du weißt, wie es ist, in zwei Welten zu leben, und du liebst Süßes genauso sehr wie er.« Humor blitzte in ihren Augen, als sie mich
Weitere Kostenlose Bücher