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Cambion Chronicles 1

Cambion Chronicles 1

Titel: Cambion Chronicles 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Reed
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stand auf. »Komm mit, in der Cafeteria gibt es Eis. Das sollte dich abkühlen.«
    Die Aussicht auf etwas Süßes ließ sein Gesicht aufleuchten. »Echt? Welche Sorten? Du weißt ja, ich stehe auf Schokolade.«
    »Das weiß ich«, murmelte ich, während wir zu den Aufzügen gingen.

27
    A m nächsten Tag erschien ich als wandelnder Zombie bei der Arbeit, immun sogar gegen die Schockbehandlung mit Koffein und Energydrinks.
    Mein Kopf lag auf dem Tresen und blieb auch dort. Es war mir egal, ob Linda vorbeikam oder die vier Reiter der Apokalypse einen Eiskaffee brauchten. Nadine war ein wahrer Schatz und arbeitete für mich mit.
    Zum Glück war Sonntag. Der Laden machte um sechs zu, und ich würde es noch rechtzeitig vor Ende der Besuchszeit ins Krankenhaus schaffen. Nadine musste meine Gedanken gelesen haben, denn sie flitzte nur so durchs Café, packte das Essen ein und putzte wie eine Irre. Ich zog mich nicht mal um. Ich fuhr direkt zum Krankenhaus, und Nadine kam in ihrem Auto hinter mir her.
    Als ich in den Wartebereich kam, fand ich Dad in wechselnden Stadien von »stinksauer« vor. Wie sich herausstellte, hatte Grandpa einen erneuten Angriff gestartet und verlangt, dass seine Tochter so bald wie möglich entlassen und unter seine Obhut gestellt werde. Als Tabakkönig, der zu den Stadtfinanzen einiges beitrug, hatte seine Stimme in Williamsburg Gewicht. Wer mit dem Senator des Bundesstaates und anderen Würdenträgern Golf spielte, den machte man sich besser nicht zum Feind.
    Der Arzt bestand darauf, dass Mom erst in ein paar Tagen entlassen werden konnte, was uns etwas Zeit verschaffte. Bis dahin sollte Mom in einer Privatsuite im neunten Stock liegen.
    Der neunte Stock, den ich bald »das Penthouse« taufte, war ein privater Zufluchtsort, weit weg von den gewöhnlichen Kassenpatienten. Die Etage war gestaltet wie ein Hotel, mit sanfter Beleuchtung und bequemen Sofas. Fehlten nur noch der braungebrannte Page und das vorgewärmte Handtuch. Grandpas Schuldgefühle setzten ihm offenbar ordentlich zu, denn er scheute keine Kosten, damit Mom gut behandelt und rund um die Uhr bewacht wurde. Ich musste am Empfangstresen meinen Ausweis vorzeigen und mich in eine Liste eintragen, bevor ich zu Moms Suite gebracht wurde.
    Als ich die Tür zu ihrem Zimmer öffnete, saß sie aufrecht im Bett und sah aus dem Fenster. Sie konnte sich kaum rühren und schon gar nicht aufstehen. Jede Bewegung schien ihr Schmerzen zu bereiten, vor allem, weil der intravenöse Zugang sie gefesselt hielt.
    »Mom, alles in Ordnung? Du musst dich hinlegen.«
    Sie schien mich nicht zu hören, also trat ich näher. Sie sah mich nicht an, als ich neben ihr stand. Ihr Blick blieb ans Fenster geheftet. Das Sonnenlicht drang orangefarben zwischen den Jalousienlamellen hindurch und ließ das Zimmer wie das Innere eines Backofens leuchten. Und so fühlte es sich auch an.
    »Ich weiß, dass du nicht gern hier eingesperrt bist, aber du musst liegen bleiben, bis es dir besser geht.« Ich strich ihr die Locken aus dem Gesicht. Sie wirkte teilnahmslos, um es positiv auszudrücken. Sie blinzelte kaum, und die einzigen Geräusche im Zimmer waren die der Überwachungsgeräte und ihr Keuchen. Bald hechelte sie wie ein Hund an einem heißen Tag.
    »Mom, ist dir warm? Ich könnte das Fenster aufmachen«, bot ich an.
    Ich zog die Jalousie hoch und suchte nach dem Fenstergriff, fand aber keinen. Gerade, als ich mich abwenden wollte, sah ich ihn – den Grund für Moms Zombiezustand, die Ursache für ihre unregelmäßige Atmung und die Quelle meiner stetig wachsenden Panik.
    Mr Ross stand mitten auf dem Parkplatz und starrte zum Fenster hoch. Woher Mom wusste, dass er da war, war mir ein Rätsel, aber sie schien seine Anwesenheit über eine geistige Antenne wahrzunehmen. Sein starrer Blick durchdrang meinen Verstand durch zwanzig Meter Luft und anderthalb Zentimeter Glas. Alles in meinem Körper schrie, ich solle mich abwenden, ihm nicht in die Augen sehen, aber meine Füße bewegten sich nicht. Langsam griff meine Hand nach der Jalousieschnur und zog. Die Schattenstreifen fielen über mein Blickfeld und unterbrachen die Trance. Nachdem ich die Jalousie ganz geschlossen hatte, eilte ich zu Mom und legte sie auf das Bett zurück.
    »Nein, nein!«, stöhnte sie. »Ich muss gehen. Er braucht mich. Er hat gesagt, er braucht mich.«
    »Mom, beruhige dich. Du musst dich hinlegen.«
    »Nein! Ich muss bei ihm sein. Ich brauche ihn!« Sie ruderte wild mit den Armen.
    Ich wich ihren

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