Cambion Chronicles 1
aber nicht in Gefahr.«
»Ich bin schon in Gefahr!« Seine Überfürsorglichkeit zerrte an meinen Nerven. »Niemand ist in Sicherheit, wenn dieser Mann auftaucht, und er muss aufgehalten werden. Jetzt hör auf, mich rumzukommandieren, und sag mir, was ihr plant.«
Ich stand auf und ging vom Tisch weg – vielleicht etwas zu schnell, denn in meinem Kopf begann sich alles zu drehen. Die Erschöpfung holte mich zum ungünstigsten Zeitpunkt doch noch ein. Mein Körper und alle seine Einzelteile kündigten ihre Gefolgschaft auf und verbündeten sich gegen mich. Die Welt verschwamm, und kleine, leuchtende Kaulquappen wirbelten durch mein Blickfeld. Das Blut pulsierte in meinem Schädel, als die Entfernung zwischen meinem Kopf und dem Boden immer kleiner wurde. Aber aus irgendeinem Grund schlug ich nicht auf dem Boden auf. Meine Füße wurden mir unter dem Körper weggerissen, als eine unsichtbare Kraft ihn nach oben hob.
»Ich hab dich«, flüsterte eine leise, vertraute Stimme in mein Ohr.
Obwohl ich es genoss, nicht selbst laufen zu müssen, versuchte ich schwach zu protestieren. »Lass mich runter. Ich wiege eine Tonne.«
»Hör auf damit. Du bist genau richtig. Jetzt zappel nicht rum«, antwortete Caleb scharf, während wir uns in Bewegung setzten.
Nadines Kopf tauchte über Calebs Schulter auf. »Sam, du brauchst Ruhe. Wann hast du gegessen?«
Es war schwierig, sich daran zu erinnern. Die Tage verschmolzen zu einem einzigen Augenblick. »Gestern Abend?«, riet ich.
Caleb stieß einen lauten und ungehaltenen Seufzer aus. »Sam, du musst besser auf dich achtgeben. So nützt du niemandem was. Ich bringe dich nach Hause, bevor du noch ein Zimmer mit deiner Mutter teilen musst.«
Durch seinen strengen Befehlston klang Sorge hindurch, und ich hatte nicht die Kraft, mich gegen ihn aufzulehnen. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Schulter. Das leise Klopfen seines Herzens und das sanfte Schaukeln lullten mich in einen traumlosen Schlaf.
Nach Tagen oder auch nach fünf Minuten rüttelte eine Hand mich wach, und ein Motor wurde ausgeschaltet. Stimmen murmelten um mich herum, erfüllt von Sorge und Mitgefühl. Schlüssel klimperten, und eine Autotür knallte zu, was mich zusammenzucken ließ. Ich war wieder im Freien und wurde von den starken Armen eines Jungen, der nach Kuchen roch, sicher getragen. Ein feuchter Luftschwall fuhr mir ins Gesicht und verschlug mir den Atem, wurde aber bald von herrlicher Klimaanlagenluft und einem komischen Piepen abgelöst.
»Sam, du musst den Alarm abschalten«, sagte Nadine nervös.
Da merkte ich erst, dass ich zu Hause war. Ich öffnete ein Auge, streckte die Hand aus und entschärfte das Sicherheitssystem, bevor sich sämtliche Polizeikräfte aus Williamsburg vor dem Haus einfanden. Als das geschafft war, erfüllte erneut Gemurmel den Raum. Nadine blieb unten, während Caleb mich nach oben zu meinem Zimmer transportierte.
»Nein, ich will bei meiner Mom im Zimmer schlafen«, jammerte ich und zeigte über den Flur.
»Ist gut.«
Wir überschritten die Schwelle wie frisch Vermählte, und Caleb spielte die Rolle des glücklichen Bräutigams perfekt, indem er mich feierlich auf Moms Bett ablegte. Dann trieb er es sogar noch auf die Spitze, indem er sich vor mich hinkniete, als wollte er mir einen Antrag machen. Stattdessen nahm er meinen linken Fuß in die Hände und band meinen Turnschuh auf.
Seine flinken Finger lösten die Schnürsenkel und zogen mir das störende Schuhwerk aus. Gleich darauf folgte die Socke, und er erkundete langsam meinen Knöchel, bevor er zum anderen Fuß überging. Caleb konnte aus jeder Geste etwas Anzügliches machen, aber vielleicht lag das ja auch an mir.
Er arbeitete mit stiller Ernsthaftigkeit, ganz versunken in seine Aufgabe.
Nahezu hypnotisiert starrte ich auf sein Haar, das wie ein fedriger Schleier über seinem Gesicht hing. Er sah abwesend aus, fast selbstzufrieden, wie ein Diener, der ganz in seinem Schicksal aufgeht. Es gab nichts, das für ihn zu demütigend, zu niedrig gewesen wäre, denn er hatte schon alles gesehen und getan. Ich sah auch die Liebe in seinen Augen, die wortlose Hingabe und das Verlangen nach echter Nähe. Obwohl klar war, was geschehen würde, wenn wir zu weit gingen, hielt ihn das nicht davon ab, mit dem Feuer zu spielen.
Ich konnte meine Gefühle für diesen abgefahrenen Typen nicht genau benennen, aber irgendwie hatte er es geschafft, unter meinem Radar hindurchzuschlüpfen und ein Stück meines Herzens zu
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