Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)
gekommen, um mir pikante Gerüchte zu erzählen. Dougies braun-grüne Augenfarbe war verschwunden, und seine Augen glühten unheimlich orange-gelb. »Was geht, Blümchen. Wir sollten reden.«
Ich hielt den Atem an und hätte fast das Handy fallen lassen. Der Boden unter mir gab nach, und mein Magen befand sich im freien Fall. Angst kroch mir über die Haut, drang mit eisigen Fingern in mich ein und hielt mein Herz wie in einem Schraubstock fest. Ich rutschte ans Kopfende des Bettes, bis ich mit dem Rücken an der Wand saß.
»Sam? Hast du mich gehört? Sam?«, fragte Caleb. Seine Stimme wurde zunehmend angespannter, je mehr Sekunden verstrichen.
Das passierte nicht wirklich. Vielleicht hatte ich Halluzinationen. Ich litt unter Energiemangel, und vielleicht hörte und sah ich Dinge, die gar nicht da waren. Vielleicht hatte er mal im Flur aufgeschnappt, wie mich Malik nannte. Vielleicht trug er Kontaktlinsen. Vielleicht war er ein verdammter Zauberer – irgendwas! Ich wollte alles glauben, nur nicht das, was ich tief in mir drin als die logischste Antwort erkannte.
»Sam! Was ist los? Warum hast du Angst? Ich bekomme davon Herzrasen.«
Ich kniff die Augen zu und kämpfte gegen die Tränen an, die sich darin zu sammeln begannen. Ich holte tief Luft und hielt das Handy wieder an mein Ohr. »Ich … ich … ich ruf später wieder an.«
18
I ch legte auf, schaltete das Handy aus und schob es wieder in die Tasche.
Das hier würde eine vollkommen verkorkste Unterhaltung werden, da wollte ich lieber nicht abgelenkt sein. Lilith bereitete sich auf ihre Weise vor, indem sie von innen an meinem Körper herumkratzte, entweder um zu fliehen oder um Platz zu machen. Beide Möglichkeiten schmerzten mich, und ich musste meinen Atem bewusst kontrollieren, damit sie ruhig blieb. Damit ich selbst ruhig blieb.
»Tobias?«, flüsterte ich.
Er schenkte mir ein durchtriebenes, hinterhältiges Lächeln und setzte sich ans Fußende des Bettes. »Entspann dich. Ich beiße dich nicht. Noch nicht.«
Ich betrachtete jede Einzelheit seines Gesichts aufmerksam und suchte nach einer Spur, einem Überbleibsel meines Freundes. Alles sah aus wie immer: kurze, stachelig hochgegelte Haare, dünne Lippen, die gerade Nase mit breiten Nasenlöchern und der markante Unterkiefer mit dem Haarflaum am Kinn.
Seine Augen waren heller, wie glänzende Münzen mit goldenen Flecken darin, aber es fehlte die fröhliche Ausgelassenheit, die zu Dougies Persönlichkeit gehörte. Ihn anzusehen, erinnerte mich daran, dass der Körper nicht die Summe unserer Einzelteile war, sondern nur eine Hülle. »Ist Dougie da drin?«, fragte ich.
»Ja. Er ist auch ganz schön zäh, ein Kämpfer. Aber so bald kommt er nicht wieder raus, also freu dich nicht zu früh. Er ist meine Versicherungspolice. Nur für den Fall, dass du Dummheiten mit dem Olivenöl anstellst oder deine Mom wieder aus dem Nichts kommt und um sich schlägt. Was zum Teufel sollte das eigentlich?«
»Das macht man so mit Einbrechern«, gab ich zurück. »Ist Dougie verletzt?«
»Nein. Er ist bewusstlos, aber er versucht aufzutauchen. Als würde man versuchen, aus einem Albtraum aufzuwachen – aber dieser Traum kann ewig dauern.« Er fläzte sich auf das Bett, von dem er jetzt mehr als zwei Drittel einnahm.
Ich blieb in meiner kleinen Ecke, so sehr zusammengekauert, dass meine Knie mein Kinn berührten. »Was ist mit Gunnar? Wird er aus dem Traum wieder aufwachen?«
Er kicherte, aber sein Gesichtsausdruck wurde weicher und zeigte fast so etwas wie Reue. »Olivia hat viel von ihrer Schwester. Ich war beeindruckt. Sie wird gut in der Welt zurechtkommen, sobald sie ihr ganzes Wesen annimmt, auch die dunklen Teile.«
Bei der Erwähnung von Olivias Namen stellten sich mir die Nackenhaare auf. »Du hast sie als Geisel genommen. Willst du mir erzählen, du hättest sie nicht getötet, sobald du gehabt hättest, was du wolltest?«
Sein Kopf schwankte von einer Seite zur anderen, während er die Antwort abwägte. »Vielleicht. Das werden wir niemals erfahren, denn sie hat den ersten Zug gemacht.«
»Wo ist Gunnar?«, fragte ich.
»Wo die meisten Leute in dieser Gegend verschwinden. Am Parkway. Du kennst dich dort aus, nicht wahr, Blümchen?« Sein starrer Blick durchbohrte mich und verlieh dem Gesagten eine bittere Intensität.
Ich konnte es nicht genau benennen, aber Tobias hatte etwas an sich, dass man sich einfach auf ihn stürzen wollte. Es war egal, für wen er sich ausgab oder welchen Körper
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