Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)

Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)

Titel: Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaime Reed
Vom Netzwerk:
nicht. »Sag mir, dass du das nicht aus Liebe tust, oder was immer du zu empfinden glaubst. Übertünchen wir das Ganze nicht mit Romantik, sondern nennen es beim Namen.«
    »Über die Liebe bin ich längst hinaus. Es geht mir nur noch ums Überleben und um Rache. Ich brauche dich zum Überleben.« Der abgestumpfte Ausdruck seiner Augen verriet mir, dass er die Wahrheit sagte. Was er auch für warme, romantische Gefühle für Lilith gehegt haben mochte, jetzt war alles kalt und stachelig. Dieser Zug war abgefahren, als sie Capone gewählt hatte, was bedeutete, dass ich jetzt auch auf seiner Abschussliste stand.
    Um mich machte ich mir keine Sorgen. Es standen andere Leute im Kreuzfeuer, die in Deckung gebracht werden mussten. »Es ist ausgeschlossen, dass Dougie das überlebt, oder?«, fragte ich.
    »Das, Samara, hängt ganz allein an dir.« Er rückte von mir ab und verschwand hinter dem Vorhang. Ich war mir nicht sicher, ob er erwartete, dass ich ihm folgte, also tat ich es nicht. Es würde nichts nützen, und ich musste ohnehin erst wieder zu Atem kommen. Er hatte sein Sprüchlein aufgesagt, die Spielregeln waren geklärt, und die Uhr tickte.
    Nachdem es zum Unterrichtsende geläutet hatte, suchte ich überall nach Mia. Ich klapperte all ihre Lieblingsplätze ab – ihren Spind, die Toiletten und das Foyer – , bevor ich mich auf den Weg zum Schülerparkplatz machte. Ich ließ mich vom Strom meiner Mitschüler nicht aufhalten und setzte rücksichtslos meine Ellbogen ein, um durchzukommen. Ich rief sie auf dem Handy an, aber ich erwischte immer nur die Mailbox. Als ich auf dem Parkplatz ankam, sah ich, dass ihr Auto noch da war, aber Dougies Range Rover war verschwunden.
    Auf dem Weg zu meinem Auto versuchte ich, Mia noch ein letztes Mal anzurufen, und war überrascht, als sie abhob.
    »He, kann ich dich zurückrufen? Ich bin gerade etwas beschäftigt«, sagte sie mit unterdrücktem Lachen in der Stimme.
    »Mia, wo bist du?«, schrie ich. Offenbar hatte sie meine SMS nicht bekommen, in der stand, dass ich sie sehen musste und dass sie sich von Dougie fernhalten sollte. Eine SMS hätte gegen Tobias’ Einfluss allerdings auch nichts ausrichten können.
    »Reg dich ab, Sam. Mir geht’s gut. Dougie hat beschlossen, das Training heute ausfallen zu lassen, und jetzt gehen wir was essen«, antwortete sie immer noch lachend.
    Ich hörte Motorengeräusche und Dougies Stimme: »Ich bin am Verhungern, ich könnte jetzt alles essen«, sagte er. »Du solltest auch kommen, Sam. Wollen wir uns nicht alle heute Abend am Freizeitpark treffen, so um zehn?«
    »Der hat im Winter doch zu«, sagte Mia verwirrt.
    »Ich weiß. Umso mehr Spaß für uns.« Es raschelte, dann hörte ich seine Stimme deutlicher. Er musste das Handy übernommen haben. »Um zehn also. Bis dann«, sagte er, dann brach die Verbindung ab.
    Ich stand mitten auf dem Parkplatz und starrte auf mein Handy, während die Autos um mich herum hupten und an mir vorbeirollten. Mir wurde wieder schwindelig, und ich brauchte etwas Weiches, worauf ich landen konnte, also stolperte ich zu meinem Wagen. Ich ließ mich auf den Fahrersitz plumpsen, steckte den Schlüssel ins Zündschloss, konnte aber den Motor nicht anlassen. Ich legte den Kopf auf das Lenkrad. Die Gefühle der Verantwortung und der Furcht erdrückten mich schier.
    Ich dachte an Dougie. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten dachte ich wirklich an Douglas Emerson III . Er war einfach immer da gewesen und mit dem Hintergrund verschmolzen. Jetzt fühlte sich die Landschaft ohne ihn kahl an.
    Wir hatten uns in einem Ferienlager kennengelernt, als wir neun waren, und er war ein ziemlich verwöhntes kleines Balg, wie die meisten Jungs in diesem Alter. Aber er war einer der wenigen, die sich nicht über meine Haare lustig machten oder mich Zebra nannten oder über meine Mutter lästerten. Damals war er ein Normalo, klein und rundlich wie ich, aber in der Achten brachte er plötzlich nur noch Sprüche wie »Yo, yo, was geht«, und da war’s dann vorbei mit Normalo. Ich dachte mir, einer musste wohl der Klischee-Schwarze in unserem Freundeskreis sein, warum also nicht er?
    Und dann war da noch Mia. Die beiden hatten sich jahrelang nicht ausstehen können, aber irgendwie landete er dann doch bei ihr. Ich hatte ihre Achterbahnromanze von Anfang an miterlebt, und jetzt würde ich diejenige sein, die sie beendete. Das musste ich Tobias lassen – er war ein echter Stratege. Gott, wenn Dougie irgendwas zustieße, würde sie

Weitere Kostenlose Bücher