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Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)

Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)

Titel: Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaime Reed
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Oberfläche hatte sich zu einem dicken, öligen Schlamm verflüssigt. Nur sein Gesicht, seine Hände, die auf seinem Bauch lagen, und seine gebeugten Knie waren noch intakt, aber hohl und so dünn wie eine Plastikmaske, die im Wasser schwamm. Die Haut sah zerbrechlich aus in ihrer vertrauten menschlichen Form, so ganz ohne Knochenstruktur darunter.
    Mein Knie stieß an die Seite der Truhe und ließ den Körper erzittern wie einen lebensgroßen Wackelpudding. Ich war sicher, wenn ich ihn berührte – was ich ganz bestimmt nicht tun würde – , würde die Haut nachgeben und auf den Boden sinken.
    Dann war da dieser Geruch, ein giftiger, saurer Gestank, der mir hinten in der Kehle klebte, zweifellos in meinen Klamotten hing und mir für die nächsten paar Wochen den Appetit rauben würde.
    Ich war nicht gerade Tobias’ größter Fan, aber diese grausame, außergewöhnliche Bestrafung hätte ich niemandem gewünscht. Ich konnte es ihm nicht verdenken, dass er auf Rache sann. Mir würde es ebenso gehen, wenn die Vorzeichen anders stünden. Caleb jedoch teilte mein Mitgefühl nicht.
    Der Anblick hatte mich so erschüttert, dass ich nicht bemerkt hatte, wie Caleb sein Smartphone herausholte. Mit beiden Händen drehte er es hin und her, um einen guten Winkel zu erwischen. »Großartisch, Darling. Gut so, gut so, gut so. Mach Liebe mit die Kamera. Fantastique«, säuselte er mit einem schrecklich missratenen französischen Akzent.
    »Was machst du da?«, fragte ich und hielt mir den Mund zu.
    »Er wird einen Beweis wollen, dass wir nicht bluffen«, antwortete er und fummelte an dem Smartphone herum.
    »Warum das Foto? Geben wir ihm das Ding nicht einfach?«
    Er sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren. »Natürlich nicht. Wir machen einen Deal.«
    »Was für einen Deal? Caleb, wir können doch nicht  – « Was auch immer ich sagen wollte, wurde unterbrochen durch eine Bewegung in der Truhe.
    Ich schrie auf, sprang beiseite und hätte fast Caleb umgerissen. Ich hielt mich an ihm fest, klammerte mich an seinen Körper, als fände ich dort Sicherheit, Trost, Vernunft, irgendwas. Ich hatte es mir nicht eingebildet, und der entsetzte Ausdruck auf Calebs Gesicht bestätigte, was ich gesehen hatte.
    Ich schluckte schwer, und mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Zentimeter um Zentimeter schlich ich wieder auf die Gefriertruhe zu. Mein Plan war, sie zu schließen und auf keinen Fall hineinzusehen, aber das funktionierte nicht. Ich sah es, und was noch schlimmer war, es sah mich. Die Augenlider hatten sich geöffnet und eine milchige weiße Schicht enthüllte den Teil, wo die Farbe hätte sein sollen. Nichts anderes an dem Körper bewegte sich, nur diese leeren Augen, die mir von einer Seite zur anderen folgten.
    Caleb, der genug gesehen hatte, knallte den Deckel zu und schob den Riegel wieder davor.
    »Okay, das war’s. Ich bin raus.« Ich ging zur Tür. Eine Hand griff nach meiner, und ich fuhr zusammen und hätte beinahe reflexartig zugeschlagen.
    »Sam, warte«, sagte Caleb. »Er kann sich nicht bewegen. Er ist gelähmt, hast du vergessen? Er ist harmlos.«
    »Er?«, gab ich ungläubig zurück. »Willst du mir erzählen, dass die Dämonensuppe da drüben am Leben ist? Ich meine, wirklich am Leben? Wie kann Tobias gleichzeitig an zwei Orten sein?«
    »Ich weiß es nicht, aber deswegen will er ihn. Er ist immer noch mit ihm verbunden, stärker, als uns klar ist.« Caleb sah zur Gefriertruhe hinüber. »Wenn das stimmt, kann er nicht vollständig von einer anderen Person Besitz ergreifen, bis dieser Körper hier zerstört ist.«
    Mir gefiel der durchgeknallte Ausdruck auf seinem Gesicht nicht, diese aufgerissenen Augen wie bei einem verrückten Wissenschaftler. »Was auch immer du vorhast – lass es. Dougie ist immer noch  – «
    Er hielt meine Arme fest, damit ich nicht nach ihm schlagen konnte. »Du musst mir vertrauen. Wenn alles gut geht, kommen Doug und Mia da lebend raus.« Er schob sich an mir vorbei in den Flur. Kurz darauf kam er mit dem merkwürdigsten Wagenheber zurück, den ich je gesehen hatte.
    »Was ist das?«
    »Ein Handhubwagen. Hab ihn beim Aufzug gefunden. Damit kann man schwere Lasten heben.« Er schob die beiden Zinken unter die Holzpalette, auf der die Truhe stand. Als sie fest saßen, pumpte er so lange mit dem Hebel, bis sich die gesamte Ladung zwei Zentimeter über den Boden erhob.
    »Komm.« Er zog die Last aus dem Lagerraum in den Flur.
    Ich musste mich mit den Beinmuskeln gegen die Tür

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