Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)
groß und passt nicht in meinen Jeep. Wir müssen mobil sein. Hab einen guten Preis gekriegt. Der Händler ist ein netter alter Typ, aber blind wie ein Maulwurf. Er hat meinen Bruder ein paarmal hier gesehen und dachte, ich sei er.«
»Überrascht dich das wirklich? Ihr drei seht echt aus wie verkorkste Drillinge. Meine Augen sind einwandfrei, und mich verwirrt das trotzdem.«
»Ja, aber ich bin der Gutaussehende.« Sein Lächeln verschwand so schnell, wie es gekommen war. »Ich setze den Lieferwagen hierher zurück, dann gehen wir rein. Ich habe mir das Gelände angesehen – es müsste alles glattgehen. Hier sind nur Männer, falls uns also jemand zu nahe kommt, musst du dein Ding durchziehen.« Er zwinkerte mir zu und beugte sich weiter durchs Fenster, um mir ein Küsschen zu geben.
Ich hatte keine Gegenargumente. Wenigstens hatte das Kuchenmonster alles unter Kontrolle, und auch wenn ich nicht alle Einzelheiten seines Plans kannte, vertraute ich ihm. Ich musste.
Er ging noch mal rein, sprach ein paar Minuten mit dem Besitzer und tauchte dann mit einem weißen Pick-up wieder auf. Caleb parkte den Lieferwagen und kletterte hinaus. Ich schloss mich ihm mit dem Seesack voller Ausrüstung an, und gemeinsam gingen wir auf die Türen zu. Wir blieben ganz cool und hielten die Augen nach allzu hilfsbereiten Mitarbeitern offen.
Nein, wir sahen gar nicht verdächtig aus, wie wir da reinmarschierten wie das A-T eam. Fehlte nur noch, dass wir uns in Superzeitlupe mit harter Technomusik im Hintergrund anschlichen. Adrenalin durchströmte mich, Furcht und das Gefühl, was echt Knallhartes durchzuziehen.
Da wir innerhalb der Geschäftszeiten kamen, glitten die automatischen Glastüren auf, ohne dass wir einen Schlüssel brauchten. Die Luft verschwand durch die Ventile im Vakuum, und als wir eintraten, schlossen sich die Türen wieder hinter uns und machten dabei ein Geräusch wie ein Deckel auf einer Plastikschüssel.
»Das Gebäude ist klimatisiert, damit die Feuchtigkeit draußen bleibt«, erklärte Caleb.
Drinnen sah es aus wie in einem überdimensionierten Betonwerkstein. Es gab eine Metalltreppe, einen riesigen Lastenaufzug zum Keller und sehr aktive Sicherheitskameras in einer schwarzen Kugel in der Ecke. Ich fühlte mich wie eine Agentin auf geheimer Mission mit all der Heimlichtuerei und den Ausweichmanövern.
Caleb fand einen Karren und zog ihn zum Aufzug.
Bevor ich fragen konnte, ließ er den Seesack hineinfallen und sagte: »Irgendwie müssen wir ihn ja rausbekommen, nur für alle Fälle.«
Die Tür öffnete sich, und wir traten in den breiten Korridor von Zellenblock fünf. Graue Wände mit Glastüren erstreckten sich zu beiden Seiten. Genau wie Tobias gesagt hatte, war der Boden voller Öl. Es glitzerte in den Rissen im Beton, auch wenn es vom Schmutz und vom Darüberlaufen schon ganz schwarz war. Wir folgten den Bezeichnungen an den einzelnen Räumen – links ungerade, rechts gerade.
Als wir vor dem richtigen Lagerraum ankamen, begriff ich, warum Tobias nicht einfach unter der Tür durchkriechen konnte. Die Türen waren luftdicht versiegelt und aus dickem, getöntem Glas, das nicht erkennen ließ, was sich dahinter befand. Das Tastenfeld war in die Wand eingelassen, damit es nicht herausgezogen oder zerstört werden konnte.
»Bist du sicher, dass es hier ist?«, fragte Caleb.
Ich nickte. »Das hat er gesagt, 521.«
Caleb stand vor dem Tastenfeld und gab eine Zahlenkombination ein, die ich in dieser Geschwindigkeit nicht nachverfolgen konnte. Nichts passierte. Fluchend versuchte er es mit anderen Zahlen, wieder vergeblich. Er drückte den Rücken an die Wand und starrte zur Decke hoch, als bitte er die Glühbirnen dort um Erleuchtung. Ich behielt den Aufzug im Auge und wurde immer angespannter, je größer die Gefahr wurde, erwischt zu werden.
Caleb versuchte es noch mit fünf weiteren Codes – ohne Erfolg. Er lehnte seinen Kopf gegen das Glas und holte tief Luft. Dann musste er eine Eingebung gehabt haben, denn sein Kopf fuhr hoch, und seine Hand schoss wieder zum Tastenfeld. Die nächste Eingabe wurde mit einem Piepen und einem metallischen Scheppern quittiert. Ich sah hinunter und bemerkte, dass die Tür zwei Zentimeter weit offen stand.
»Super! Was war der Code?« Ich zog am Türgriff und hätte mir fast die Schulter ausgerenkt. Das Glas war mindestens zehn Zentimeter dick.
Caleb griff danach und zog die Tür ganz auf. »Zuerst dachte ich an Moms Geburtstag. Dann an ihren Todestag. Ich hab
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