Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)
strich über die glänzenden Karosserien und zuckte beim Anblick der Preisschilder in den Fenstern zusammen. Als ich meinen Blick von einem Mustang losriss, den ich niemals besitzen würde, sah ich am Ende der Reihe einen schwarzen Jeep, der aussah wie Calebs. Es war faszinierend zu sehen, wie sein Jeep im ursprünglichen Zustand mal ausgesehen hatte, so ganz ohne Schlammspritzer und die große Delle auf der rechten Seite. Das Kuchenmonster wusste wirklich, wie man ein Auto runterwirtschaftete. In letzter Zeit gab er mehr für Reparaturen aus, als er ursprünglich für den Jeep bezahlt hatte.
Beim Anblick des Kühlergrills fiel mir sein Unfall ein. Wie seltsam, dass er hinter dem Steuer auf meinen Blackout so reagiert hatte. Meine früheren Ausflüge in den Abgrund hatten Tobias nicht in seiner Fahrtüchtigkeit eingeschränkt, warum war das bei Caleb also ganz anders? Warum konnte er sich nicht daran erinnern, wie die Delle in den Jeep gekommen war?
»So, mein Püppchen. Bist du bereit für dein neues Auto?«, fragte Dad hinter mir.
Ich drehte mich um und lächelte den großen Mann im Maßanzug an, der mit stolzgeschwellter Brust wie ein Sieger auf mich zustolzierte. Rechtsanwalt Keith Watkins hatte offenbar wieder mal gezaubert und dafür gesorgt, dass ich auf vier Rädern und mit etwas Restgeld in der Tasche hier abzog. Big Larry höchstpersönlich hatte sich Dad angeschlossen. Er sah genauso schmierig aus wie in der Werbung. Sein Bauch hing über seinem Gürtel, und die Knöpfe an seinem weißen Hemd bemühten sich verzweifelt, es zusammenzuhalten. Seine Hängebacken und die braunen Triefaugen lieferten ein anschauliches Beispiel für die Redensart, dass Menschen irgendwann aussehen wie ihre Haustiere.
»Wir konnten dir ein großartiges Angebot für einen Null-Fünfer machen, junge Dame. Er ist nicht mehr ganz neu, aber kaum gelaufen.« Big Larry lächelte auf mich herab und zeigte dabei eine Reihe gerader, nikotinverfärbter Zähne. »Dein Daddy ist eine harte Nuss, aber für so eine hübsche Kundin mache ich doch gern ein paar Zugeständnisse.« Er zwinkerte.
Was für ein Schäkerer. Ob es zu seiner Taktik gehörte oder Liliths Einfluss zu verdanken war, interessierte mich nicht. Himmel, wenn ich meine Karten richtig ausspielte, konnte ich hier in dem Mustang rausrollen, auf den ich ein Auge geworfen hatte, aber ich wollte es nicht übertreiben. Die Macht, die ich über die Männer hatte, war kein Spielzeug.
Big Larry führte uns neben das Gebäude, wo ein grüner Maxima auf mich wartete. Es war nicht mein Juke, aber er hatte meine Lieblingsfarbe, also fand ich ihn trotzdem cool.
Ich schlang meine Arme um Dads Taille und drückte ihn, so fest ich konnte. »Danke für deine Hilfe, Daddy.«
»Keine Ursache, auch wenn du im Moment Autos schneller abträgst als Klamotten.«
»Es war ein Sturm. Ich habe keine Kontrolle über das Wetter.« Oder über den verrückten Dämon, der das Wetter heraufbeschworen hat , dache ich.
»Und, wie geht’s deiner Mutter?«, fragte er, während wir uns langsam meinem neuen fahrbaren Untersatz näherten.
»Genauso wie auf dem Weg hierher, als du mich nach ihr fragtest.« Die Frage kam beim zweiten Mal genauso unvermittelt, und ich nahm an, dass sie ihm schon länger auf der Zunge lag. Dieser kleine Vater-Tochter-Ausflug nahm gerade eine unangenehme Wendung. Er wollte mich weiter über Moms Privatleben ausfragen, vor allem über ihre Beziehung zu einem kubanischen Detektiv aus New York. Er wusste, dass ich zu dankbar war, um ihm die Informationen zu verweigern, und hatte deswegen gerade diesen Moment ausgewählt, um mit dem Verhör zu beginnen. Guter Zug, alter Mann. Guter Zug.
»Für einen verheirateten Mann interessierst du dich aber sehr dafür, was andere Frauen tun«, sagte ich. »Weiß Rhonda von deinem kleinen Hobby?«
»Ich mache mir nur Sorgen um Julies Wohlergehen, mehr nicht«, erwiderte er entrüstet. »Schließlich ist sie die Mutter meines Kindes.«
»Rhonda auch«, konterte ich. »Du erinnerst dich doch an diese Sechsjährigen, die in deinem Haus wohnen, oder? Dad, du hast ein eigenes Leben, und Mom verdient auch eine Chance darauf. Lass sie weiterziehen.«
Das soll jetzt nicht gemein klingen, aber Dad sah gut aus für sein Alter, und warum er nach Mom eine hasserfüllte Hexe geheiratet hatte, gehörte zu den großen Rätseln des Lebens. Mein Püppchengesicht hatte ich von ihm, und nur sehr wenige Menschen glaubten ihm, dass er 43 war, wenn sie seine
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