Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)
verschloss die Tür, als das andere Auto auch schon neben meinem hielt.
Das getönte Fenster glitt herunter, und ein dunkler Kopf beugte sich vom Fahrersitz herüber. Das war wahrscheinlich das erste und einzige Mal in meinem Leben, dass ich froh war, den Detektiv zu sehen.
»Samara?«, rief Ruiz. »Bist du das? Was zum Teufel machst du mitten in der Nacht hier draußen?«
Ich ließ mir Zeit, das Fenster herunterzukurbeln, um mir eine gute Entschuldigung auszudenken. Dann fielen mir die Blumen am Graben ein.
»Ein Klassenkamerad von mir hatte hier einen Autounfall, und ich wollte ihm die letzte Ehre erweisen.« Ich zeigte auf die Blumen und Kerzen auf der Straße.
»Hättest du das nicht tagsüber machen können? Weiß deine Mutter, dass du hier draußen bist?«, fragte er.
Oh-oh, nicht die Mutterkarte. »So spät ist es noch nicht. Was machen Sie denn hier draußen?«, gab ich zurück, um ihn von dem Thema abzubringen. Das Letzte, was ich jetzt brauchte, war, dass er mich verpfiff.
»Hast du Haden oder Michael Ross gesehen? Sie sind in diese Richtung gefahren, aber ich habe sie aus den Augen verloren.«
Sie waren auch auf dem Parkway? War hier irgendwo eine Cambion-Raststätte? »Nein. Hab sie nicht gesehen«, sagte ich.
Er beugte sich zu mir herüber. Sein Gesichtsausdruck war hart und verriet, dass er es ernst meinte. »Wenn du sie vor irgendwas beschützen willst, lass es lieber. Sie stecken so schon genug in Schwierigkeiten, und Weglaufen macht es nur noch schlimmer.«
»Ich habe sie nicht gesehen, ich schwöre es!«, beteuerte ich. »Zuletzt waren sie noch im Hotel. Haben Sie die Bars in der Gegend überprüft?«
»Ja. Sie gehen gern mal einen trinken. Ein bisschen weit vom Schuss für einen Drink allerdings«, sagte er mehr zu sich als zu mir. »Du solltest nach Hause fahren, Samara. Das ist kein guter Ort, um allein herumzustromern. Ich habe Geschichten über diese Gegend gehört.« Er blickte zu den Bäumen hinüber. »Tut mir leid wegen deines Freundes. Wie ist er gestorben?«
»Ähm, weiß man nicht genau. Wenn die Polizei seine Leiche findet, sage ich Ihnen Bescheid. Sie haben nur seinen Wagen gefunden.« Ich ließ den Motor an und schaute ein letztes Mal zum Wald hinüber, wo ich die seltsame Gestalt gesehen hatte. Natürlich war sie weg – unheimliche Dinge verschwanden immer von der Bildfläche, wenn andere Leute dabei waren, sodass man dastand wie ein Idiot. Aber ich wusste, was ich gesehen hatte, und ich wusste, dass es ein weiteres Puzzleteil sein musste. Ich hätte mir nur gewünscht, ich wüsste, was es bedeutete, aber heute Nacht war ich nicht mutig genug, um es herauszufinden.
»Ja, hier draußen ist es überhaupt nicht sicher«, sagte ich zu mir selbst.
9
Am Freitag war es schrecklich kalt und teilweise bewölkt, mit hohem Erstarrungsrisiko.
Es war so ein Tag, an dem dein Kissen anfängt, mit dir zu verhandeln. Noch eine Viertelstunde, nur noch zehn Minuten, ach komm, noch fünf. Gestern war der letzte Schultag vor den Ferien, also hatte ich meinen Wecker nicht gestellt. Doch selbst nach drei zusätzlichen Stunden im Bett musste ich mich regelrecht herausquälen.
Ich hatte letzte Nacht aus zwei Gründen nicht viel geschlafen. Zum einen hatte ich bis spät in die Nacht mit Mom Weihnachtsfilme angesehen. Das war Tradition bei uns, und das Jahr konnte einfach nicht ohne eine große Portion kommerziell verordneter Fröhlichkeit zu Ende gehen. Ganz selten lagen wir dabei sogar vollkommen auf einer Linie. Dann nämlich, wenn die große Dreifaltigkeit des Weihnachtskinos am selben Tag gezeigt wurde: Ist das Leben nicht schön? , Fröhliche Weihnachten und National Lampoon: Schöne Bescherung . Mom sah darin ein Zeichen dafür, dass das neue Jahr Glück bringen würde, aber ich war nicht so überzeugt davon.
Der zweite Grund für meine Müdigkeit war das, was ich gern als »Schlafentzug durch Schweinereien« bezeichnete. Jetzt mal ehrlich, war es normal, lebensecht, wild und nicht jugendfrei von seinem Freund zu träumen? Fünf Nächte hintereinander? Ich wusste ja, dass andere Mädchen davon träumten, zu heiraten oder zum Abschlussfest zu gehen oder sich Hals über Kopf in einen Typen auf einem weißen Pferd zu verlieben, der sexy den Strand entlanggetrabt kommt. Aber meine nächtlichen Erlebnisse waren der reinste Porno. Ich war mir nicht sicher, ob ich Caleb noch mal in die Augen schauen konnte nach dem, was ich gesehen hatte. Das war echt ungünstig, weil ich ihm heute auf der
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