Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)
Arbeit begegnen würde.
Zweifellos war es Lilith, die hier unterschwellige Signale sendete. Sie hatte das schon mal mit Tobias gemacht, aber jetzt war Caleb der Star meiner Nächte, und die Bilder waren vorher auch nie so explizit und so echt gewesen. Ich wachte in kaltem Schweiß gebadet auf, die Hälfte der Laken lag auf dem Boden, und ich hätte auf einen Stapel Bibeln schwören können, dass er bei mir im Zimmer war. Lilith zog alle Register, um sich verständlich zu machen, und sie würde mir keine Ruhe lassen, bis sie endlich ein Stück vom Kuchenmonster abbekam.
Das lebensechte Kopfkino war die eine Sache, aber es war auch nicht viel besser, wenn ich wach war. Plötzlich stürzte es von allen Seiten auf mich ein – zu Hause, in der Schule und auf der Arbeit. Das Paranormale sickerte in meinen Alltag und infizierte wie ein Virus alle, die ich kannte.
Darüber hinaus konnte Mom nicht mehr schlafen und musste ihre Medikamentendosis erhöhen, Dad rief mich jeden Tag an, um mich mithilfe von Schuldgefühlen in eine Therapie zu drängen, Ruiz verfolgte mich auf Schritt und Tritt, und Tobias war auf dem Kriegspfad, und keiner wusste, wo er steckte.
Lilith wollte nicht mit mir über meinen Blackout reden und versetzte mir Stiche in den Rücken, sobald ich das Thema anschnitt. Angie rauchte Kette und führte lange Telefonkonferenzen hinter verschlossenen Türen. Michael und Haden tauchten immer wieder unter Ruiz’ Radar ab und verschwanden stundenlang auf irgendwelche »Sauftouren«.
Dougie war über Nacht zu einem Gigolo mutiert, der sich mit fünf Mädchen pro Woche traf. Mia weigerte sich immer noch, in der Schule mit mir zu reden, Caleb verhielt sich weiterhin merkwürdig, und Malik Davis war immer noch tot und blieb verschwunden.
Doch all das musste vorübergehend warten, denn es gab eine große Neuigkeit.
Robbie Ford war wieder in der Stadt.
Es begann mit einer SMS , die ich bekam, während ich mich für die Arbeit umzog.
ROBBIE : Yo, Sammy! Komme in den Ferien nach Hause. Dein Kerl soll mich ASAP anrufen. Silvesterparty bei mir. Bist eingeladen. Bekleidung keine Pflicht.:p
Robbie war in jeder Hinsicht ein genialer Schurke und hatte höchstwahrscheinlich vor, die Erde mit einem letzten Keyboardakkord hochgehen zu lassen. Er hatte gerade sein erstes Semester am MIT beendet, aber seinen sporadischen, gestressten E-M ails zufolge war das College auch nicht gerade das Gelbe vom Ei. Er meinte wohl, ein paar Saufexzesse würden uns allen guttun, und da war ich ganz seiner Meinung. Robbies Partys waren der Dreh- und Angelpunkt unserer kleinen Welt, und es war Balsam für mein Ego, zu den Ersten zu gehören, die davon wussten. Obwohl, seine SMS an mich hatte vielleicht eher was mit Caleb und seinem Musiktalent zu tun. Mit Caleb als DJ würde es das Ereignis der Saison werden.
Plötzlich kam mir eine Idee, und ich schrieb Mia eine SMS . Wenn irgendwas sie knacken konnte, dann eine Wahnsinnsparty.
ICH : SILVESTERPARTY BEI ROBBIE FORD ! KOMM MIT !!
Während ich auf ihre Antwort wartete, aß ich eine Schüssel Frühstücksflocken. Ich trank gerade die letzte Milch aus und hätte mich fast daran verschluckt, als ich ihre Nachricht sah.
MIA : OMG ! Was ziehst du an?
Ich legte mitten in der Küche einen Breakdance hin – ohne Witz. Die Kommunikationskanäle waren wieder offen. Es war ein Schritt in die richtige Richtung, und im Moment würde ich nehmen, was ich kriegen konnte. Ich würde meine Freundin zurückerobern, koste es, was es wolle.
Nach meiner Antwort- SMS , dass ich keine Ahnung hätte, was ich anziehen sollte, schnappte ich mir im Hinauslaufen an der Tür Mantel und Rucksack. Ich konnte schon den Bass durch die Lautsprecher pumpen hören, spürte schon die verschwitzten Leiber auf der Tanzfläche und schwelgte in der Freiheit, nicht denken zu müssen – nur eine Nacht lang. Dieser kleine Hoffnungsschimmer verlieh meinen Schritten den dringend nötigen Schwung.
Bis ich die Haustür öffnete.
»Was zum … ?« Ich starrte die Blondine an, die auf meiner Veranda stand.
Olivia drehte sich zu mir um. Sie schien in Trauer zu sein, trug schwarze Kleidung und hatte ihre Stirn in Falten gelegt.
»Hallo, Samara. Gut, dass ich dich noch erwische. Ich will heute mit dir gehen«, sagte sie unter hängenden Augenlidern hervor.
Ich blieb wie angewurzelt stehen und hielt immer noch die Tür fest. »Mit mir-was-wo?«
»Mama hat geschäftlich zu tun, Mishka und Szymon nerven. Mir ist langweilig, und ich
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