Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)
»Ruiz«, sagte ich.
Sie nickte. »Er berichtet ihnen alles. Wenn du ihn überzeugen kannst, dass ihr beide Gefährten seid, dann gibt es keinen Grund mehr für weitere Ermittlungen«, sagte sie. »Sieh zu, dass der Detektiv euch möglichst oft zusammen sieht. Sobald er überzeugt ist, dass ihr ein verbundenes Paar seid, wird er es berichten, und die Familie hat keine andere Wahl, als den Fall abzuschließen.«
Ich schüttelte verwundert den Kopf. »Wie zum Teufel soll ich das anstellen?«
»Sei kreativ. Ich vertraue deinem Urteil in dieser Sache.« Angie zwinkerte mir zu.
»Und was ist mit Tobias?«, fragte ich und hatte gleichzeitig Angst vor der Antwort. Wie auch immer sie lautete, es würde schlimm für uns alle ausgehen. Aber ich musste einfach wissen, womit ich es zu tun haben würde.
»Ganz einfach, Kleines«, begann sie mit einem sanften Lächeln. Ihre Worte waren honigsüß, aber mit Gift versetzt. »Der Dämon muss sterben.«
Nachdem ich das Hotel verlassen hatte, fuhr ich eine Weile herum, um den Kopf freizukriegen, denn Angies Worte wirbelten meine Gedanken immer wieder durcheinander.
»Der Dämon muss sterben. Der Dämon muss sterben.«
Der Satz hämmerte mir wieder und wieder in den Ohren, die ständige Wiederholung grub schon Furchen in mein Hirn. Ich wollte nicht, dass Tobias starb, jedenfalls nicht, wenn das bedeutete, dass Caleb und ich mit ihm gehen würden. Meine Sorge war vollkommen selbstsüchtig, und das machte mir auch überhaupt nichts aus. Auch wenn ich mir sicher war, dass Tobias so ziemlich alles überleben konnte, musste ich ihn trotzdem vor Angie finden.
Ich fuhr Tobias’ Pfad der Verwüstung entlang, die unrühmliche Meile des Dämons sozusagen. Ich kam an meinem Haus vorbei, meiner Schule, dem Merchant’s Square, an den mich Tobias zum Trinken ausgeführt hatte, und parkte schließlich vor Calebs Reihenhaus, das nun eine Baustelle war. Abgesehen von der blauen Plane über dem Dach und den vernagelten Fenstern sah es von außen ganz gut aus. Die meisten Schäden waren innen, daher musste es entkernt und renoviert werden.
Ob Frau oder massives Gebäude, wenn Tobias damit fertig war, war alles dahin. Ich bezweifelte, dass er unverschämt genug war, sich noch mal in Calebs Wohngegend zu zeigen, also fuhr ich zu meinem nächsten Ziel.
Die Sprühflasche mit dem Olivenöl, die ich immer in der Tasche hatte, lag jetzt auf meinem Schoß, falls er einen weiteren Überraschungsangriff plante. Und wie immer kribbelte Lilith an meiner Wirbelsäule auf und ab, weil sie genau wusste, welchen Schaden Salböl anrichten konnte. Caleb war fast gestorben, als jemand bei Courtney B . s Halloweenparty ein paar Tropfen in sein Getränk geschüttet hatte. Natürlich machte Lilith sich Sorgen um meine Sicherheit. Für sie war ich wie ein Kind, das mit Streichhölzern spielte.
Ich starrte auf die Straße und dachte an die Kostümparty, seit der Jahrzehnte vergangen zu sein schienen. Was würde ich dafür geben, wieder in einer Zeit zu leben, in der eine Party nur eine Party war und kein Auftakt zu einer Tragödie. Ich dachte an meine grünen Feenflügel, den kandierten Apfel auf meinem Kopf und Calebs elegante Pfeil-und-Bogen-Nummer. Dann erinnerte ich mich an den maskierten Mann auf der Tanzfläche, von dem ich inzwischen wusste, dass es Tobias gewesen war. Ich war ihm über die ganze Party gefolgt, mit dem gleichen hirnlosen und verzweifelten Wunsch, zu ihm zu gelangen, der mich auch jetzt antrieb.
Alle Gedanken führten immer wieder zu ihm, und ich musste zugeben, dass er ebenso sehr eine verführerische Ablenkung wie eine verhasste Angewohnheit war. Selbst in Gedanken ließ er mich nicht in Ruhe, und Liliths merkwürdiges Verhalten verschlimmerte das Gefühl nur noch. Ich würde nicht aufhören, nach ihm zu suchen, und es gab noch einen letzten Ort, an dem ich nicht nachgesehen hatte.
Den Colonial Parkway befuhr niemand im Dunkeln, der die Morgendämmerung erleben wollte. Wegen der ungelösten Mordfälle, die sich im Laufe der Jahre hier ereignet hatten, war die Straße in Williamsburg berüchtigt, doch nur der steinige Pfad und der uralte Wald an seinen Rändern kannten die wahre Geschichte. Natürlich war das genau der Weg, den ich wählte, den Pfad der Wahrheit.
Mit dem Fernlicht suchte ich die Straße nach Wrackteilen ab, obwohl die Polizei das Gebiet inzwischen geräumt hatte. Nach einer halben Stunde sah ich Glassplitter auf der Straße glitzern. Ich fuhr langsamer und fand noch ein
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