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Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)

Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)

Titel: Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaime Reed
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paar Metallteile und ein kleines Stück Gummi, aber nirgendwo eine Unfallstelle. Ich wollte gerade aufgeben, als ich über die rechte Schulter etwas Helles, Buntes sah.
    Ich war allein auf der Straße, also legte ich den Rückwärtsgang ein und hielt direkt neben der Stelle. Bei näherem Hinsehen erkannte ich, dass es verwelkte Blumen, Kerzen und Briefe auf einem ordentlichen kleinen Haufen waren. Zweifellos waren Maliks Freunde und seine Familie vor mir hier gewesen. Ich machte mir nicht die Mühe, die Worte auf den wettergegerbten Plakaten zu lesen; ich wusste, dass auf allen dasselbe stand, und meine Schuldgefühle waren auch so schon groß genug.
    Ich griff nach meinem Rucksack und stieg aus, wobei ich nach etwas Ungewöhnlichem Ausschau hielt. Entgegen jedem gesunden Menschenverstand lenkte eine seltsame Kühnheit meine Schritte. Niemand konnte mich wirklich verletzen, ohne Liliths Zorn auf sich zu ziehen. Kein Mensch jedenfalls.
    Ich schlenderte ein paar Meter von der Unfallstelle weg und sah schmale Erdwälle unter dem herausgerissenen Gras aufragen. Reifenprofile hatten sich in den kalten Schlamm gefressen. Auf der Straße selbst waren keine Bremsspuren zu sehen, aber wenn da welche gewesen wären, wären sie demselben Bogen gefolgt, den die Abdrücke im Schlamm zum Graben hin bildeten.
    Ich schaltete in den Detektivmodus und versuchte, mir die Szene vorzustellen. Vielleicht war plötzlich etwas aufgetaucht und hatte den Wagen nach rechts ausscheren lassen. Ein Reh vielleicht. Die gab es hier zuhauf. Mit aufgeregt klopfendem Herzen ging ich auf der Suche nach dem nächsten Hinweis weiter die Straße hinunter. Ich lief, bis ich kein Glas mehr fand und die Spur kalt wurde.
    »Hier muss es passiert sein«, sagte ich zum glitzernden Asphalt. »Tobias, was ist mit dir geschehen?«
    Ich lauschte auf Bewegungen, auf ungewöhnliches Blätterrascheln oder andere Anzeichen für die Anwesenheit von Lebewesen. Streunende Opossums und Waschbären waren meine einzige Gesellschaft heute Abend. Das Mondlicht ließ ihre Augen unheimlich aufglühen. Offenbar wussten sogar sie, dass ich nachts nicht auf dem Parkway herumlungern sollte. Als ich zu meinem Auto zurückging, fiel mir auf, dass eins der Lichtpünktchen zu groß und zu hell war, um von einem Tier zu stammen.
    Ich kniff die Augen zusammen und verfolgte, wie das Leuchten zwischen den Bäumen hindurchglitt. Es schwebte knapp über dem Boden und schwang hin und her, dann huschte es die Bäume hinauf. Das waren gar keine Augen. Es war eine Taschenlampe.
    Es gab keine Häuser in dieser Gegend, und soweit ich sehen konnte, fuhren auch keine anderen Autos auf der Straße, aber ich war eindeutig nicht die Einzige, die hier draußen etwas suchte. Plötzlich erlosch das Licht, und ich konnte am Knacken von Zweigen und dem Rascheln trockener Blätter hören, wie etwas näher kam. Wie angewurzelt stand ich hilflos da, als der Wind plötzlich ein weiteres Geräusch heranwehte. Es klang ungewöhnlich, nicht wirklich wie ein Heulen, sondern wie das Jaulen eines verletzten Tieres.
    Sobald es eingesetzt hatte, hörte es schon wieder auf.
    Hatte ich mir das nur eingebildet? Die Angst kann der Fantasie schon mal einen Streich spielen, aber mein Kopf war klar genug, um zu wissen, dass ich nicht allein war. Und wenn die Paranoia mich nicht täuschte, wurde ich beobachtet. Ich spürte das intensive, durchdringende Starren von etwas Gefährlichem und Hungrigem. Ich fühlte den Blick, bevor ich die dunkle Gestalt durch die Bäume sah. Sie erinnerte mich an einen Raubvogel, wie sie da auf einem Ast hockte und ihr Revier vor Eindringlingen beschützte.
    Als ich spürte, wie mir etwas den Rücken hochkroch, fuhr ich zusammen und schaute hinter mich. Natürlich sah ich niemanden und fühlte mich töricht bei dem Gedanken, dass ich Lilith vergessen hatte. Sie war immer da, sah alles und wusste alles und zupfte ständig an meinen Nerven. Zu meiner Überraschung hatte sie keine Angst. Sie schien vielmehr hin- und hergerissen und ein wenig traurig zu sein und nicht zu wissen, ob sie gehen oder bleiben sollte. Also traf ich die Entscheidung für sie.
    Endlich setzte die Vernunft wieder ein, und ich rannte fast zu meinem Wagen. Ich sah mich nicht um, ob das Ding mir folgte. Die Erlebnisse der Vergangenheit hatten mich gelehrt, niemals zurückzuschauen.
    Herankommende Scheinwerfer zwangen mich, die Straße zu verlassen und auf dem Randstreifen zu laufen. Ich erreichte mein Auto, sprang hinein und

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