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Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Titel: Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaime Reed
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das Tablett fallen. »Verlief dein Abend noch erfolgreich, Tobias?«
    Hätte ich noch Zweifel an seiner Identität gehabt, das kurze goldene Aufblitzen seiner Augen fegte sie beiseite.
    »Nicht so gut, wie ich gehofft hatte, aber es war ein brauchbarer Ersatz. Willst du Einzelheiten hören?«
    »Wirklich nicht. Wie lange verfolgst du mich schon?«
    »Seit du heute Morgen aus dem Haus gegangen bist. Aber dann wurde mir das zu langweilig, und ich wollte mit dir reden.«
    »Du weißt schon, dass das Stalking heißt und in allen fünfzig Bundesstaaten und sämtlichen Territorien der Vereinigten Staaten strafbar ist, oder?«
    Grinsend gab er zurück: »Klar weiß ich das, aber wer würde mich anklagen?«
    »Ich und die geladene Beretta meiner Mom«, erwiderte ich. »Also, würdest du mich jetzt bitte allein lassen, und könntest du mir mein Höschen zurückgeben?« Wegen der neugierigen Ohren um uns herum flüsterte ich den letzten Teil.
    »Oh nein. Das habe ich gerahmt und an die Wand gehängt. Als Motivation, wenn du so willst.«
    »Du bist widerlich.« Ich schob mein Tablett beiseite, mein Appetit hatte sich verflüchtigt. »Und du musst dich bei Midnight entschuldigen.«
    »Wer ist Midnight?«
    Ich machte eine Kopfbewegung in Richtung meines verstimmten Tischnachbarn. »Der Typ, den du von seinem Platz verscheucht hast. Das war unhöflich, und ich finde das nicht in Ordnung und er auch nicht. Entschuldige dich.«
    Tobias sah zu dem bleichen Jungen in Schwarz hinüber, der ihn über seinen aufgestellten Kragen hinweg wütend anfunkelte. »Tut mir leid, Mann.«
    Midnight entblößte eine Reihe falscher Reißzähne, zischte und aß weiter.
    Tobias zuckte zurück und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf mich. »Netten Freundeskreis hast du hier.«
    »Die sind okay. Wenn es dir nicht gefällt, kannst du deinen jämmerlichen Arsch gern wieder in deine Ecke der Cafeteria schieben«, antwortete ich und wich seinem Blick aus. Seine Augen waren seine Kraftquelle, und ich musste meinen Verstand zusammenhalten. Die große, dunkle Hand, die sich über meine schob, machte diesen Plan zunichte.
    Er sah mich mit einer Mischung aus Reue und Verlangen an. »Tut mir leid. Ich verspreche, mich zu benehmen.«
    »Zu spät.« Ich entriss ihm meine Hand und warf einen Blick in die Runde. Mehr als fünfzig Augenpaare versuchten, nicht zu uns herüberzusehen. »Du machst hier voll die Welle. Und deine Aktien fallen in den Keller, wenn du in meine Nähe kommst.«
    »Glaubst du wirklich, es kümmert mich, was die von mir denken? Der einzige Grund, aus dem ich an dieser Schule, in dieser Stadt, auf dieser Erdhalbkugel bin, bist du.«
    »Zeitverschwendung«, sang ich.
    »Falsch, es war Zeitverschwendung, aber jetzt nicht mehr. Ich habe zu lange gezögert, und jetzt gehe ich zum Angriff über. Ich brauche dich, und wenn das bedeutet, dass ich so rumlaufen muss, um das zu erreichen, dann ist das eben so.«
    Ich betrachtete ihn für einen Augenblick: die gleichmäßig braune Haut, das kurze, gewellte Haar, die breite, etwas flache Nase und die vollen, geschwungenen Lippen. Die Ähnlichkeit zu Malik war frappierend, niemand hätte den Unterschied bemerkt. Aber ich wusste, was Sache war, und trauerte stumm um so viel verschwendete Schönheit und unerfülltes Potenzial.
    »Cambions können Menschen dazu bringen, das zu sehen, was sie am meisten begehren. Aber du hast deinen Körper richtiggehend verändert.« Ich schüttelte ehrfürchtig den Kopf. »Kannst du dich denn in jeden verwandeln?«
    Er nickte einmal. »Ich kann jeder Mensch sein, den ich sehe, ob in natura oder auf Fotos.«
    »Wozu der Aufwand? Magst du dich selbst nicht mehr sehen?«
    Sein Lächeln wurde breiter. »Ganz im Gegenteil. Es ist nur einfacher, auf das besondere Verlangen einer Frau einzugehen, wie bei meiner Begleitung letzte Nacht. Sie war Witwe, und ich erschien ihr als ihr verstorbener Mann. Sie dachte, sie träumt, und wieso sollte ich es ihr verwehren, noch ein letztes Mal glücklich zu sein?«
    »Genau das ist es«, flüsterte ich. »Es war nicht ihr Mann. Du spielst mit den Sehnsüchten der Leute.«
    Mit beleidigtem Gesichtsausdruck legte er die Hand an die Brust. »Ich biete einsamen Frauen meine Dienste an, und ich lasse sie sogar am Leben. Was willst du denn noch?«
    Ich fuhr mir mit der Hand über das Gesicht und rieb mir die Schläfe. Unter großer Anstrengung, meine Stimme und meine Wut im Zaum zu halten, sagte ich: »Sag mir eins: Wie lange willst du noch als

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