Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)
auflöste und eine neue Gestalt sichtbar wurde. Seine braun gebrannte Haut und die hohen Wangenknochen ließen ihn südländisch aussehen, das glatte schwarze Haar trug er zu einem Zopf gebunden. Kräftige Muskeln zeichneten sich unter einem schwarzen Hemd ab. Je länger ich ihn anstarrte, desto schwieriger fand ich es, beim Thema zu bleiben. Sein Gesicht faszinierte mich, und gleichzeitig war mir vollkommen klar, dass etwas Unirdisches vor mir stand.
Tobias sah amüsiert zu, wie ich ihn angaffte, und bemerkte: »Ich sage ja, ich brauche keine Tricks, damit die Frauen mich begehren. Sie tun es einfach.«
Ich versuchte, das offene Hemd zu ignorieren. »Hör zu, es ist mir egal, was für eine heiße Affäre du mit Nadine hattest, jedenfalls ist sie vorbei. Bitte lass mich aus dem Spiel. Du musst drüber hinwegkommen.«
Tobias verschränkte die Arme und schüttelte den Kopf. »Da bin ich anderer Meinung, aber darum geht es hier nicht. Ich bin mit Lilith verbunden, das ist nun mal so. Das Einzige, was mir im Weg ist, bist du.« Er machte ein paar kontrollierte, lautlose Schritte über den Teppich auf mich zu.
Seine langsamen Bewegungen machten mir schmerzhaft bewusst, dass er mich mit seinen knapp zwei Metern Körpergröße und seiner kräftigen Statur mühelos quer durch den Raum schleudern oder Schlimmeres mit mir anstellen konnte, wenn ihm danach war. Diese Erkenntnis zwang mich zum Rückzug auf das Sofa.
Er stellte sich so nahe vor mich, dass seine Beine meine berührten. Ich spürte die Wärme seiner Haut durch seine Hose hindurch. Er beugte sich so weit nach vorn, dass ich kaum noch atmen konnte, und ich protestierte mit keiner Silbe dagegen.
Seine glühenden, goldenen Augen hielten mich gefangen, während er sagte: »Du gehörtest nicht zum Plan. Als Nadine starb, sollte ich mit Lilith aufsteigen. Was glaubst du, wie überrascht ich war, als ich feststellte, dass ich nicht nur noch lebte, sondern dass meine Gefährtin sich im Körper einer anderen befand.«
»Und das ist meine Schuld, weil …«, soufflierte ich.
»Das ist einzig und allein Nadines Schuld.« Die Hand auf meinem Knie versengte mir fast die Haut, und ich schob sie weg, bevor sie höher wandern konnte. »Es ist bestimmt nicht leicht, das alles zu verdauen, aber nach dem, was heute geschehen ist, musste ich dich sehen und dir zeigen, wer ich bin. Beim nächsten Mal können wir reden, und ich beantworte deine Fragen.«
Ich lehnte mich zurück und sah ihn von oben bis unten an. »Beim nächsten Mal?«
Ein Lächeln stahl sich in seine Augen, die glänzten wie poliertes Messing. »Dachtest du, ich gebe so einfach auf? Ich bin hier, um meine Gefährtin zurückzuholen, und ich bringe zu Ende, was ich anfange.«
»Aber du bist doch frei. Du musst dich an niemanden mehr binden.«
»Ich stehe jetzt noch mehr in der Pflicht als zu der Zeit, in der ich mit Nadine den Bund eingegangen bin. Ich habe eine Menge Opfer gebracht, um bei ihr zu sein, und ich werde mir zurückholen, was ich verloren habe. Und dazu brauche ich eine Gefährtin, meine Gefährtin. Tut mir leid, Blümchen, aber es sieht so aus, als wärst du das.« Er stand auf und ging wieder in Richtung Fenster, in der Hand ein zerknülltes Stück Stoff.
Ich schüttelte den Kopf, um wieder klar zu werden, und rief ihm hinterher: »Wo willst du hin?«
Mit dem Rücken zu mir stopfte er den Stoff in die Hosentasche. »Ich habe Hunger. Ich suche mir jetzt jemanden zum Trinken und zum Flachlegen.« Er machte eine Pause und warf mir über die Schulter einen Blick zu. »Wieso? Willst du mitkommen?«
»Äh, n-nein«, stammelte ich. »Wenn du so verrückt nach mir bist, warum suchst du dir nun plötzlich eine andere?«
»Kriegst du jetzt deinen Moralischen? Ich bin ein Inkubus, hast du das überhört? Für euch Cambions ist Sex keine so wichtige Energiequelle, aber wir brauchen ihn zum Überleben«, gab er zurück. »Ich werde dich zu nichts zwingen. Ich bin kein Monster. Aber ich bin selbstsüchtig und, wie du sagst, ich manipuliere andere. Verwechsle meine Geduld nicht mit Nachgiebigkeit. Am Ende bekomme ich immer, was ich will, scheiß auf die Konsequenzen.« Und damit verschwand er spurlos.
Als er ging, nahm er alles mit: die Luft, die Wärme und mein letztes bisschen Vernunft. Ein kalter Luftzug kroch an meinem Bein hoch und verursachte eine seltsame Kälte unter meinem T-Shirt. Als ich den Saum hob, begriff ich, dass ich seine Macht niemals unterschätzen durfte. Wenn es Tobias gelang, einem
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