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Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Titel: Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaime Reed
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Du kannst doch spüren, wo er ist, oder?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Ich bin ein bisschen neben der Spur nach allem, was so los war.« Ich sah mich um, ob jemand uns zuhörte. Gut, dass Ruiz vor einer Stunde gegangen war – in diese Unterhaltung wäre er sicher zu gern reingeplatzt.
    »Ich will dir nicht die Feier verderben, aber es ist wichtig. Kannst du bitte mitkommen?«
    »Gut, aber ich muss meiner Mom Bescheid sagen.« Julie Marshall war eine mitfühlende Frau, stand immer auf der Seite des Außenseiters und hatte warme, mütterliche Instinkte. Wer würde meine Notlage besser verstehen als sie?
    »Vergiss es!« Mom warf den Kopf in den Nacken und lachte. Der Rotwein wirbelte in ihrem Stielglas herum. »Heute ist ein Feiertag. Da bleibst du zu Hause.«
    So viel zum Mitgefühl. »Mom, Caleb ist verschwunden, und wir wissen nicht, was mit ihm los ist. Er braucht mich.«
    »Wenn er dich braucht, kann er herkommen. Und wenn er in Gefahr ist, musst du die Polizei rufen.«
    Deshalb sollten Eltern nichts von übersinnlichen Ereignissen im Leben ihrer Kinder wissen – immer hielten sie störende Vorträge über die Sicherheit.
    »Mom, Haden kommt doch mit. Er beschützt mich. Er braucht mich nur, um Caleb aufzuspüren, sonst nichts. Wenn wir ihn gefunden haben, bringt er mich sofort zurück.« Ich sah zu Haden, der meine Worte mit einem Nicken bestätigte.
    Ich sah, wie Moms Entschlossenheit ins Wanken geriet, und setzte zum Todesstoß an, indem ich meinen traurigsten Dackelblick aufsetzte. »Ihre Familie ist zerschlagen, Mom. Sie haben nur noch einander. Stell dir vor, ich wäre verschwunden. Du weißt ja auch jederzeit, wo ich bin.« Ich wedelte mit meinem Armband vor ihrer Nase herum.
    »Na gut, schön. Lass das Handy an und ruf mich immer zur vollen Stunde an, hast du verstanden?« Als ich nickte, ging sie auf Haden zu und packte ihn energisch am Kinn. Ich kannte diesen blauäugigen, unschuldigen Gesichtsausdruck, der ins Manische kippte, wenn sie sich über ihre Beute hermachte.
    In ihrer Stimme schwang eine perverse Fröhlichkeit mit, als sie sagte: »Mr Ross, Sie können sich gar nicht vorstellen, was für schreckliche Dinge Sie erwarten, falls meiner Tochter etwas passiert. Sie sollen nur wissen, dass ich Sie finden werde. Ich habe gute Verbindungen, bin eine meisterhafte Schützin, und meine Familie besitzt eine Schweinefarm in Smithfield. Es wird nicht schnell gehen. Sie verstehen?«
    Hadens Adamsapfel hüpfte auf und ab, während er die kleine Frau vor sich angaffte. »Jawohl, Ma’am.«
    »Gut«, zwitscherte sie mit einem breiten Lächeln und wandte sich wieder zu mir um. »Nimm deinen Mantel mit, Schatz. Es ist kalt draußen.«
    »Sie sind umwerfend, Mrs Marshall«, kommentierte Haden. »Sie erinnern mich sehr an meine eigene Mom.«
    »Ja, das schien Ihrem Vater ähnlich zu gehen«, erwiderte Mom über die Schulter. Die eiskalte Retourkutsche stutzte ihn sofort zurecht. Ich kicherte in mich hinein und genoss es, wie sie ihn mit links fertigmachte.
    Ich nahm meine Sachen und schlich mich zur Tür hinaus. Mom lenkte die Gäste ab, mit anderen Worten Dad. Sobald ich nach draußen trat, schrie mich mein Körper an, er wolle sofort zurück ins warme Haus. Raureif überzog den Rasen und die Autos in der Einfahrt. Musik tönte aus den Nachbarhäusern, und die ersten Weihnachtslichter glitzerten durch die kahlen Bäume.
    Haden lehnte sich gegen mein Auto und rieb die kalten Hände aneinander. »Ich bin mit dem Taxi gekommen, also müssen wir deinen Wagen nehmen. Es ist besser, wenn ich fahre, damit du dich konzentrieren kannst.«
    Ich spielte mit den Autoschlüsseln. Noch zögerte ich, meinen Liebling dem gewöhnlichen Pöbel zu überlassen. »Dein Glück, dass es widrige Zeiten sind, sonst würde deine Frechheit dich den Kopf kosten«, deklamierte ich theatralisch. »Mein Auto kennt dich nicht, und in diesem Land fahren wir auf der rechten Straßenseite.«
    »Davon habe ich schon gehört. Jetzt verstehe ich, woher du dein charmantes Wesen hast«, sinnierte er. »Besitzt deine Familie wirklich eine Schweinefarm?«
    »Das sind vertrauliche Informationen, Mr Ross. Wenn alles gut geht, werden Sie es nie herausfinden müssen.« Ich lächelte und warf ihm die Schlüssel zu.
    Wir fuhren die Hauptstraße einer Geisterstadt hinunter, an geschlossenen Geschäften und leeren Parkplätzen vorbei. Die Menschen saßen mit ihren Lieben zu Hause, während wir in der Kälte nach einem Vermissten suchten. Die Eintönigkeit der

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