Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)
öffnen konnte, stand ich neben ihm.
Nicht eins, nicht zwei, sondern alle Fenster waren aus Calebs Jeep verschwunden. Ihre Überreste verteilten sich auf den Sitzen und bildeten einen glitzernden Ring um das Fahrzeug. Dem Verdeck war die Explosion auch nicht gut bekommen – es lag umgedreht auf dem Boden.
»Was war das?«, fragte ich. »Ich hatte das Gefühl, da geht eine Bombe hoch.«
Caleb umrundete den Jeep und spähte darunter. »Sonst scheint nichts beschädigt zu sein.«
Ich ließ meinen Blick über den Parkplatz schweifen. Alle Kollegen waren gegangen, es standen nur noch unsere Autos da. »Vielleicht hat irgendein Idiot auf die Fenster geschossen«, schlug ich vor.
Caleb zog sein Handy hervor. Er wählte, und ich sah, wie seine Wut immer größer wurde. »Das war kein Schuss, und der hätte auch nicht alle Fenster auf einmal zerstören können.« Mit der freien Hand schob er mich von den Scherben weg. Während er der Notrufzentrale die Lage schilderte, untersuchte er meine Hände und mein Gesicht auf Verletzungen.
Wenn jemand ärztliche Hilfe brauchte, dann er. Feine Kratzer überzogen seine linke Wange und die Schläfe. Ein dünnes Rinnsal Blut lief über seinen Nacken in den Kragen seines weißen Poloshirts. Er bemerkte nichts davon – er war zu beschäftigt damit, auf Rache zu sinnen.
Caleb war nicht leicht in Rage zu bringen, aber wenn er einmal in Fahrt kam, wurde er sehr aggressiv, und seine Augen glühten lavendelblau, wie jetzt. Auch wenn diese Farbe schön anzusehen war, was auf diesen Anblick normalerweise folgte, war es nicht. Auf diese Art zeigte Calebs »Mitbewohner« Capone seine Anwesenheit, und auch er war eindeutig nicht glücklich über die Situation.
Ich trat ein Stück zurück. Der Sturm, der sich in diesen Augen zusammenbraute, gefiel mir ganz und gar nicht. »Mir geht es gut, aber du brauchst einen Arzt. Ich fahre dich ins Krankenhaus.«
Er legte auf und sah mich mit gerunzelter Stirn und zusammengekniffenen Lippen an. »Nein. Du musst jetzt nach Hause.«
War das sein Ernst? »Ich lass dich nicht allein!«
»Doch, ganz bestimmt wirst du das tun. Es ist gefährlich hier, und ich will nicht, dass du noch länger bleibst. Die Polizei müsste jeden Augenblick da sein. Ich warte zusammen mit dem Sicherheitsdienst.« Er machte eine Kopfbewegung zum Wagen der Sicherheitsfirma hinüber, der langsam auf uns zugerollt kam. »Ich möchte, dass du jetzt direkt nach Hause fährst. Nirgendwo anhalten, keine Umwege. Verstanden?«
»Aber ich …«
»Je länger du hier stehst und diskutierst, desto mehr wirst du deiner Mom erklären müssen. Willst du das wirklich? Wir wissen ja beide, wie entspannt und vertrauensvoll sie ist. Es würde ihr bestimmt nichts ausmachen, wenn ihre einzige Tochter mitten in der Woche um halb elf von der Polizei verhört wird. Oh nein, da würde sie absolut nicht ausflippen.« Er unterdrückte mit geschürzten Lippen ein Lächeln.
Leider hatte er recht. Mom verstand im Moment gar keinen Spaß. Sie überwachte ständig, wann ich kam und ging. Manchmal war ich mir noch nicht mal sicher, ob ich gerade Hausarrest hatte oder nicht.
Caleb schob mich in Richtung meines Wagens, und ich wehrte mich nicht. Wenn ich ganz ehrlich war, wollte ich wirklich nur noch weg. Die Nacht fühlte sich eisig und sehr trocken an, und mein Atem schien zu gefrieren, noch bevor er meine Lungen verließ. Diese Art von Kälte hatte wenig mit der Temperatur zu tun.
»Ruf mich an, wenn es vorbei ist«, sagte ich.
»Nein, ich ruf dich morgen an. Mach dir keine Sorgen um mich.«
Er nahm mir die Schlüssel aus der Hand und öffnete die Autotür, dann zog er mich in seine Arme und zu sich hoch, um sich den Kuss zu holen, der ihm verwehrt geblieben war. Ich wusste, dass er Ablenkung brauchte, also gab ich nach. Mann, ich vergaß dabei fast meinen eigenen Namen.
Es waren nicht seine weichen Lippen, die mich so schwindelig machten, auch nicht die Art, wie er mir den Atem nahm und mir dafür seinen gab. Es war die Art, wie er mich festhielt, als wäre ich bald nicht mehr da, als könnte mich jemand ihm entreißen. Ich wusste, wie er sich fühlte. Es hatte Monate gedauert, bis wir das tun konnten, was so viele für selbstverständlich hielten: uns küssen. Vielleicht hatten wir da einiges aufzuholen, denn jeder Kuss fühlte sich an wie der erste und gleichzeitig wie der allerletzte. Wir waren Cambions, keine Kannibalen, aber bei Caleb hätte ich zu einem werden können. Ich hätte diesen Kerl am
Weitere Kostenlose Bücher