Camel Club 01 - Die Wächter
hier gibt’s sogar ’nen Garten.«
Jackie schüttelte den Kopf. »Als ich beim WFO anfing und noch nicht den Mietpreisschock erlitten hatte, hab ich mich in dieser Gegend spaßeshalber mal über Immobilienpreise informiert. Das Haus muss locker eine Million Dollar gekostet haben.«
Drinnen wartete Agent Lloyd. »Woher hatte er die Knete für so ein Haus?«, fragte Alex.
Lloyd nickte. »Das ist die Frage. Und es ist nicht bloß das Haus. In der Garage steht ein neuer Infiniti-Geländewagen. Kostet fünfzigtausend Mäuse. Und wir haben seinen Zweitwagen gefunden. Vor seinem letzten Schwimmausflug hat er ihn auf der Virginia-Seite am Flussufer abgestellt. Ein Lexus. Noch mal vierzigtausend.«
»Hat er Dienstgeheimnisse vertickt?«, fragte Jackie.
»Nein. Wir vermuten, dass er eine verlässlichere Quelle illegalen Bargelds gehabt hat.«
»Drogen«, sagte Alex.
»Kommen Sie mit rauf, und schauen Sie es sich selber an.«
»Hat das FBI jetzt abweichende Vorschriften, was die Tatortsicherung betrifft?«, wandte Alex sich an Lloyd, als sie die Treppe hinaufstiegen.
»In diesem Fall sind Ausnahmeanordnungen ergangen.«
»Lassen Sie mich raten. Weil der NIC darin verwickelt ist, hat Diskretion den ersten Vorrang.«
Lloyd gab keine Antwort, schmunzelte aber.
In einer Seitenkammer des Schlafzimmers befand sich eine ausziehbare Treppe zu einer Dachbodenklappe. Auf dem Fußboden des Kämmerchens lag in Klarplastik eingeschweißtes weißes Pulver: Rauschgift.
»Koks?«, fragte Jackie.
Lloyd schüttelte den Kopf. »Heroin. Bringt zehnmal so viel.«
»Und seine Verlobte wusste nichts? Was hat sie denn geglaubt, woher all sein Geld stammt?«
»Ich habe sie noch nicht gefragt, weil wir das hier erst nach der Vernehmung gefunden haben. Aber das wird nachgeholt.«
»Wie sind Sie so schnell auf den Drogenverdacht gestoßen?«, fragte Alex.
»Als wir seine Anschrift sahen, haben wir bei der Datenhandelsfirma SEISINT nach seinem Namen gesucht und uns die Daten des Immobilienkaufs angesehen. Johnson hat das Haus vergangenes Jahr für eins Komma vier Millionen erworben und dabei eine halbe Million bar auf den Tisch gelegt. Das Geld kam aus einer Quelle, die sich nicht zurückverfolgen ließ. Die Autos hat er sich anfangs per Mietkauf zugelegt, aber schon nach kurzer Zeit bezahlt, wieder ohne dass wir ein Konto ermitteln konnten. Da wusste ich, dass die Geldquelle unseres Freundes nur eine Erbschaft, Drogenhandel oder Geheimnisverrat sein konnte. Am leichtesten war der Drogenverdacht nachzuprüfen. Also habe ich von der DEA einen Spürhund kommen lassen. Im Schlafzimmer hat er wie verrückt gebellt. Trotzdem haben wir nichts gefunden, bis wir auf die Einstiegsklappe zum Dachboden aufmerksam wurden. Wir haben den Hund nach oben befördert, und das war’s dann: Johnson hatte das Zeug hinter dem Isolationsmaterial zwischen den Dachbalken versteckt.«
»Da sich jetzt sowieso nichts mehr ändern lässt«, merkte Jackie trocken an, »ist es mir lieber, er hat Drogen verkauft als sein Land verraten.«
»Ich bin mir gar nicht sicher, ob Johnson Zugang zu irgendwelchen verkaufswerten Geheimnissen hatte«, antwortete Lloyd. »Aber dafür brauchen wir uns jetzt nicht mehr zu interessieren. Trotzdem wird es ein ziemliches Geheule geben. Mann, ich könnte der Washington Post selbst die Schlagzeile schreiben: Carter Gray – Geheimdienst- oder Drogenzar?«
Alex hatte den Eindruck, dass sein FBI-Kollege nur zu gern Dreck nach der einzigen Regierungsbehörde geschleudert hätte, die sich mit dem FBI messen konnte, was Budget und Einfluss betraf. »Allerdings bleibt noch eine Frage offen«, sagte Alex. »Hat er den Freitod gewählt, weil er Drogendealer war, der eine rechtschaffene Frau heiraten wollte und mit diesem Widerspruch nicht mehr fertig wurde? Oder haben seine Drogenkumpane ihn ermordet und versucht, einen Selbstmord vorzutäuschen?«
»Ich glaube, er hat sich umgebracht«, sagte Lloyd. »Er ist an dem Ort gestorben, an dem er mit seiner Verlobten das erste Rendezvous gehabt hatte. Drogenhändler hätten ihm schlicht und einfach ein Loch in den Schädel gepustet, und fertig. Die hätten sich gar nicht erst mit so was Umständlichem wie einem Täuschungsmanöver abgemüht, damit ein Mord wie Freitod aussieht.«
Alex dachte über diese Argumentation nach. »Ist noch etwas anderes gefunden worden, das auf Drogengeschäfte verweist?«, fragte er dann. »Eine Aufstellung oder so was? Eine Liste der Übergabestellen?
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