Camel Club 01 - Die Wächter
Scanner. Anschließend tippte er ein paar Tasten, und zusammen mit einem Fingerabdruck und weiteren Personendaten erschien ein Gesicht auf dem Bildschirm.
Unvermutet erblickte Alex sein eigenes Konterfei, ergänzt um scheinbar sämtliche Aktivitäten, die er seit Verlassen des Mutterleibs betrieben hatte.
»Trunkenheitsdelikt als Minderjähriger«, las Jackie eine Textzeile ab.
»Das hätte aus meiner Akte entfernt werden müssen!«, beschwerte Alex sich ungehalten.
»Ich bin mir sicher, dass es aus der offiziellen Akte entfernt worden ist«, beteuerte Hemingway. »Wie geht’s Ihrem Hals? Muss ja ein scheußlicher Unfall gewesen sein.«
»Sie haben meine ärztlichen Befunde gespeichert? Was zum Teufel ist eigentlich aus der Privatsphäre geworden?«
»Sie haben wohl im Patriotic Act nicht das Kleingedruckte gelesen.« Hemingway drückte nochmals Tasten, und ein anderes Suchergebnis erschien. »Sie besuchen oft die LEAP-Bar.« Er deutete auf eine Liste von Kreditkartenzahlungen, die Alex im LEAP vorgenommen hatte. »Bestimmt gibt da die Anwesenheit der entzückenden Kate Adams den Ausschlag.«
»Sie erkennen also jedes Mal, wenn ich die Kreditkarte benutze, was ich vorhabe?«
»Deshalb zahle ich immer bar«, sagte Hemingway selbstgefällig.
Erneut tippte er Tasten, und Jackies Foto, ihr digitalisierter Fingerabdruck sowie ihre wichtigsten Personendaten erschienen. Jackie zeigte auf eine Zeile. »Das ist falsch. Ich bin in Birmingham geboren, nicht Atlanta.«
Hemingway lächelte. »Da sehen Sie ’s, nicht einmal der NIC ist unfehlbar. Ich veranlasse die Richtigstellung.«
»Haben Sie auch Gauner gespeichert?«, fragte Alex. »Oder spionieren Sie nur Kollegen nach?«
Nachdem Hemingway abermals Tasten betätigt hatte, erschien auf dem Bildschirm ein neues Gesicht. »Sein Name ist – oder war – Adnan al-Rimi. Er wurde in Virginia von einem anderen Terroristen umgelegt. Man kann sofort feststellen, dass die Meldung über al-Rimis Tod bestätigt wurde, dafür steht das kleine Symbol mit dem Totenschädel und den gekreuzten Knochen oben rechts in der Ecke. Ist zwar ein bisschen geschmacklos, und ich erinnere mich auch nicht mehr, wer diese Idee hatte, aber es schafft auf den ersten Blick Klarheit über den aktuellen Status einer Person.« Hemingway öffnete auf dem Bildschirm ein Fenster. »Das ist der Fingerabdruckvergleich. Anhand der in seiner Datei gespeicherten Fingerabdrücke konnten wir al-Rimis Leiche eindeutig identifizieren.«
»Hatte Johnson Zugriff auf irgendwelche Informationen, die für irgendwen wertvoll sein könnten?«
»Ich glaube, im Grunde hat jeder Mitarbeiter des NIC Zugang zu Informationen, die Feinde unseres Landes als wertvoll einstufen würden, Agent Ford. Deshalb überprüfen wir den Hintergrund jedes Mitarbeiters und stellen ihn zudem unter laufende Überwachung.«
»Könnte man gar nicht besser machen«, sagte Jackie.
»Aber hat denn Patrick Johnsons plötzlicher Reichtum hier keine Aufmerksamkeit geweckt?«, fragte Alex.
Hemingway schaute bekümmert drein. »Das hätte allerdings geschehen müssen. Dafür werden Köpfe rollen.«
»Ihrer allerdings nicht«, mutmaßte Alex.
»Nein, so etwas liegt nicht in meiner Zuständigkeit«, antwortete Hemingway.
»Was für ein Glück. Nehmen wir mal an, die Drogen waren gar nicht Johnsons Geldquelle. Würden Sie es dann als unwahrscheinlich einschätzen, dass er Dienstgeheimnisse verkauft hat?«
»Als unwahrscheinlich ja, aber nicht als ausgeschlossen. Aber man hat nun mal Drogen in seinem Haus gefunden.«
»Hätten Sie etwas dagegen, dass wir mit einigen Kollegen Johnsons sprechen?«
»Ich kann es arrangieren, aber leider darf die Vernehmung nur vor Zeugen stattfinden.«
»Hui, genau wie im Knast, bloß sind wir die Guten«, sagte Alex.
»Auch wir sind die Guten«, sagte Hemingway.
Eine Stunde später hatten Alex und Jackie mit drei Kollegen Johnsons geredet. Keiner von ihnen hatte Johnson privat genauer gekannt.
Nachdem Alex und seine Kollegin ihre Dienstwaffen abgeholt hatten, begleitete Hemingway sie zum Ausgang. »Viel Glück«, sagte er, ehe sich die automatischen Türen schlossen.
»Na klar«, brummelte Alex. »Und tausend Dank für die großartige Unterstützung.« Auf dem Weg zum Auto folgten ihnen zwei mit M-16-Gewehren bewaffnete Armeeangehörige. »Wollt ihr mich nicht lieber für den Fall, dass ich zum Berserker werde, an die Kette legen?«, rief Alex ihnen zu, bevor er zornig weiter in Richtung Wagen
Weitere Kostenlose Bücher