Camel Club 02 - Die Sammler
alle Fälle vom Dachboden fern.«
»Ich befasse mich ausschließlich mit seiner Büchersammlung. Ich bin nämlich sein literarischer Nachlassverwalter.«
»Der Anwalt hat es uns bestätigt.«
Caleb schaute umher. »Dann kann ich jetzt gehen?«
»Es sei denn, Sie hätten uns noch etwas zu sagen«, meinte der Große angelegentlich.
Caleb blickte vom einen zum anderen Beamten. »Nur, dass ich Ihnen … äh, viel Erfolg bei den Ermittlungen wünsche.«
»Danke.« Der Große ließ das Gesäß vom Schreibtisch rutschen, und beide Männer gingen an Caleb vorüber und aus dem Büro hinaus und schlossen hinter sich die Tür.
Einige Augenblicke lang stand Caleb reglos und benommen da, konnte sein Riesenglück kaum fassen. Dann stand er vor einem Rätsel. Warum ließen sie Reuben einfach frei? Und weshalb gaben sie ihm die Schlüssel zu Jonathan DeHavens Haus? Stellten sie ihm eine Falle? Lauerten sie jetzt vor dem Büro, um sich auf ihn zu stürzen, sobald er herauskam … vielleicht mit der Begründung, er hätte die Schlüssel geklaut oder wollte das Weite suchen? Caleb wusste, dass solche skandalösen Dinge geschahen; schließlich hatte er Kabelfernsehen.
Ganz, ganz langsam öffnete er die Tür einen Spaltbreit und lugte in den Korridor. Er sah niemanden; die Bibliothek wirkte normal. Nichts wies darauf hin, dass sich in der Nähe ein SWAT-Team auf dem Sprung hielt. Er wartete noch einen Moment lang, doch nichts tat sich. Außerstande, sich auf das alles einen Reim zu machen, sah Caleb nun doch ein, dass er eine bestimmte Aufgabe nicht mehr aufschieben durfte.
Er machte zeitig Feierabend und fuhr, so schnell er konnte, zu DeHavens Haus. Im Panzergewölbe eilte er sofort zu dem Wandtresor, der hinter dem kleinen Gemälde versteckt war. Er musste endlich wissen, ob das Buch die Imprägnierung der Kongressbibliothek aufwies. Caleb tippte den Code ein, öffnete die Tür – und erlebte ein zweites Mal das Gefühl allgemeinen Organversagens.
Das Bay Psalm Book war nicht mehr da.
Als die Gruppe sich am Abend in Stones Friedhofsgärtnerhäuschen traf, stieß auch der wieder freigelassene Reuben dazu. Nachdem alle ihrem Freund gratuliert hatten, schrieb Stone etwas auf ein Blatt Papier: Ich möchte die Diskussion lieber nicht hier führen. Dann fertigte er eine schriftliche Wegbeschreibung an, während die übrigen Anwesenden belangloses Zeug plauderten.
Dreißig Minuten später verließen Milton und Caleb das Häuschen. Zwanzig Minuten danach verabschiedeten sich auch Reuben und Annabelle. Nochmals eine Stunde später erlosch in Stones Haus das Licht, und dreißig weitere Minuten waren verstrichen, als Stone durchs Gras des Friedhofsgeländes robbte. Er kroch durch ein Loch unter der schmiedeeisernen Einzäunung, das hinter einem großen Grabdenkmal in eine Mulde mündete.
Nachdem er auf verschlungenen Wegen einige Altbaugegenden Georgetowns durchquert hatte, traf er sich mit den anderen in einer Gasse wieder. Er sperrte eine Holztür auf, die hinter einem Müllcontainer versteckt lag. Dann schloss er die Tür von innen ab und schaltete eine kleine Deckenlampe ein. Da der Raum keine Fenster hatte, stellte das Licht kein Risiko dar. Mehrere altersschwache Stühle und alte Kisten waren vorhanden, und die Gruppe nahm gemeinschaftlich Platz. Annabelle sah sich das muffige, schmuddelige Interieur an. »Sie wissen, was eine Dame sich wünscht«, ulkte sie. »Kann man diese Örtlichkeit für Partys mieten?«
»Hören wir uns erst mal an«, sagte Stone, »was Sie zu erzählen haben.«
Es dauerte mehrere Minuten, bis Annabelle die übrigen Beteiligten über ihre und Calebs Entdeckung informiert hatte. Sie reichte das Buch und die Brille Stone, während Caleb ungewohnt still blieb. Die Brille auf der Nase, blätterte Stone in dem Buch. »Sie haben recht. Das sieht nach einem Geheimcode aus.«
Stone legte Buch und Brille beiseite. Nun nahm Milton die Brille, setzte sie auf und las in dem Buch.
Reuben kratzte sich am Kinn. »Hat das was mit Behans Ermordung zu tun? Sein Konzern hat das Militär und die Geheimdienste beliefert. Da wimmelt es von Spionen.«
Stone nickte. »Dieser Schluss liegt nahe, aber ich habe den Verdacht, das alles reicht noch weiter.« Er berichtete, was Milton und er im Federalist Club und bei ihrer Unterredung mit Dennis Warren erfahren hatten.
»Dieser Albert Trent ist also im Geheimdienstausschuss geblieben«, stellte Annabelle fest. »Und was sollen wir daraus folgern?«
»Es bedeutet, dass er
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