Camel Club 02 - Die Sammler
gebrochen. Du hast doch gehört, was Caleb sagt. Der Mann war ganz allein.«
»Soweit Caleb weiß, ja, aber es gibt keine Gewissheit.«
»Und die Überwachungskamera und der Dienstausweis?«
»Alles stichhaltige Einwände, und vielleicht beweisen sie tatsächlich, dass Jonathan DeHaven zum Zeitpunkt seines Todes allein war. Nur beweist es nicht, dass man ihn nicht ermordet hat.«
»So ein Quatsch. Wer sollte was gegen Bibliothekare haben?«, fragte Reuben.
»Jeder hat Feinde. Nur sind sie bei manchen Leuten schwer zu erkennen.«
KAPITEL 8
KAPITEL 8
»Wie kommt’s an?«, fragte Leo Richter ins Headset-Mikrofon, während er im Tastenfeld Zahlen eintippte. Er saß in seinem Wagen an einem Auto-Geldautomaten in Beverly Hills.
In einem Lieferwagen, der auf der anderen Straßenseite stand, beobachtete Tony Wallace, bis vor kurzem kleinkrimineller Verkäufer in einer Bekleidungsboutique, auf einem Monitor die Videoaufnahmen. »Bestens. Ich hab ein klares Bild deiner Finger, wie du die PIN tippst. Und eine deutliche Erfassung der ganzen Kartenoberfläche. Mit Zoom und Standbild kann ich alles lesen, was draufsteht.«
In der Nacht zuvor hatten sie das an die Seite des Geldautomaten geschraubte Blechbehältnis, in dem die Bank Werbebroschüren anbot, gegen ein von Tony nachgebautes Exemplar ausgetauscht. Zuvor hatte er einen solchen Kasten von einem anderen Geldautomaten geklaut und in der Garage des Hauses, das Annabelle zu ihrer Unterbringung gemietet hatte, ein genaues Replikat gebaut. Im Innern des falschen Broschürenkastens hatte Tony eine batteriebetriebene Videokamera mit Sender installiert und auf Kartenschlitz und Tastenfeld des Geldautomaten gerichtet. Der Kamerasender übertrug bis in einen Umkreis von zweihundert Metern; der Lieferwagen stand weit innerhalb dieser Reichweite.
Zusätzlich hatten sie über den Kartenschlitz des Geldautomaten ein neues, von Tony gebasteltes Kartenlesegerät gestülpt. Nicht einmal Annabelle entdeckte an dieser perfekten Nachahmung irgendeinen Fehler. Das Gerät erfasste sämtliche Zahlen der Kreditkarten, auch den imprägnierten Sicherheitscode des Magnetstreifens, und funkte sie an einen Empfänger im Lieferwagen.
Annabelle saß neben Tony. Ihr gegenüber hockte Freddy Driscoll, der kürzlich noch sein Talent damit verschwendet hatte, in Santa Monica auf der Uferstraße falsche Rolex-Uhren und Gucci-Artikel zu verhökern, bis er Annabelle und Leo begegnet war. Durch das stark polarisierte Seitenfenster des Lieferwagens machte Freddy Videoaufnahmen.
»Ich krieg die Autos mitsamt den Nummernschildern gut drauf«, sagte Freddy.
»Alles klar, Leo«, informierte Annabelle ihn über Headset-Mikrofon. »Fahr weiter, und lass die echten Bonzen ran.«
»Weißt du«, meinte Freddy, »eigentlich brauchen wir die Kamera am Geldautomaten gar nicht, weil wir schon das Kartenlesegerät haben. Das ist doch doppelt gemoppelt.«
»Die Übertragung des Kartenlesers ist manchmal unzuverlässig«, entgegnete Annabelle, die ebenfalls einen Monitor im Blickfeld hatte. »Wenn auch nur eine Zahl fehlt, ist die Karte für uns nichts mehr wert. Außerdem liefert die Kamera uns mehr Informationen als das Lesegerät. Wir ziehen die Sache nur einmal durch. Also dürfen wir uns keine Schnitzer erlauben.«
Die beiden folgenden Tage verbrachten sie im Lieferwagen und beschafften sich mit Hilfe der Videokamera am Geldautomaten und des falschen Kartenlesegeräts zahlreiche Konten- und Kreditkartendaten. Freddy filmte die Fahrzeuge. Annabelle ordnete die Informationen systematisch jenen Autos zu, die den Geldautomaten anfuhren, und fertigte am Laptop eine Tabelle an, die sie in mehrere Kategorien unterteilte.
»Bugatti Veyrons, Saleens, Paganis, Koenigseggs, Maybachs, Porsche Carrera GTs und Mercedes SLR McLarens kriegen fünf Sterne«, erklärte sie. »Der Bugatti kostet eineinviertel Millionen, und für die anderen Edelkarossen blättert man zwischen vierhundert- und siebenhunderttausend Kröten hin. Rolls-Royce, Bentleys und Aston-Martins kriegen vier Sterne. Für Jaguars, BMWs und gewöhnliche Mercedes gibt’s drei Sterne.«
»Und Kias, Yugos und Saturns?«, scherzte Leo.
Am Ende der beiden Tage setzten sie sich in dem gemieteten Haus zur Besprechung zusammen. »Qualität vor Quantität, so gehen wir vor«, sagte Annabelle. »Dreißig Karten. Mehr brauchen wir nicht.«
Leo sah die Tabelle durch. »Passt hervorragend. Wir haben einundzwanzig mal fünf Sterne und neunmal vier
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