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Camel Club 03 - Die Spieler

Titel: Camel Club 03 - Die Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Einnahmen jetzt nach Millionen. Manchmal aber wünschte er sich, er wäre noch der Junge mit dem schmutzigen Gesicht und dem ansteckenden Lächeln seines kilometerbreiten Mundes und würde mit gängigen, jedoch altbewährten und erfolgsträchtigen Tricks Leute um Dollars prellen, ohne dass die Opfer etwas merkten, bevor er über alle Berge war und schon den nächsten Coup einfädelte.
    »Wie finden die Einwohner in dieser Stadt eigentlich ein bisschen Spaß?«, fragte Bagger den Kellner.
    Der Mann begann die Theke zu wischen. »Die Stadt ist nicht zum Spaß gebaut worden«, gab er zur Antwort. »So sehe ich es jedenfalls.«
    »Sie meinen, hier beschäftigt man sich nur mit ernsten Dingen?«
    Der Barkeeper feixte. »Es ist der einzige Ort auf der Welt, von dem aus man jemanden atomisieren und Steuern erheben kann.«
    »Manche Leute meinen, wir alle hätten es besser, würde man die ganze Gegend hier atomisieren.«
    »He, geben Sie mir wenigstens vierundzwanzig Stunden Vorwarnung.«
    »Ich komme aus Atlantic City«, sagte Bagger.
    »Da ist es echt toll. Leider hab ich da schon jede Menge von meinen Rentendollars gelassen.«
    »Jemals im Pompeji gewesen?«
    »Oh ja«, erwiderte der Barkeeper. »Eine schicke Spielhölle. Der Macker, der sie betreibt, soll ein Satansbraten sein, hab ich gehört. Voll der Brutalinski. Aber wenn man in dem Gewerbe Geld scheffeln will, muss man wohl den harten Hund rauskehren. Mehr Geld bedeutet mehr Macht, ist es nicht so?«
    »Stehen Sie schon lange als Kellner hinter der Theke?«
    »Zu lange. Ich wollte Baseballprofi werden, war aber nicht gut genug. Als ich das endlich kapierte, hatte ich nichts anderes gelernt, als Getränke einzuschenken. Aber was soll man machen, wenn man drei Kinder durchfüttern muss.«
    »Was ist mit Ihrer Frau?«
    »Vor drei Jahren an Krebs gestorben. Immer wenn die Aussichten sich bessern und man ein bisschen optimistisch wird, stellt das Leben einem ein Bein. Verstehen Sie, was ich sagen will?«
    »Ja, ganz genau.« Bagger zahlte, legte als Trinkgeld zehn Hunderter auf den Tresen, stand auf und wandte sich zum Gehen.
    »Mister«, rief der verdutzte Kellner, »wofür ist das?«
    »Nur ein Hinweis darauf, dass auch der sogenannte Böse nicht unbedingt ein schlechter Mensch sein muss.«
    Bagger trat den Rückweg zum Hotel an. Das Handy summte; zweifellos wollten seine Bodyguards über die Situation Bescheid wissen. Er hatte viele Feinde, und seine Jungs mochten es nicht, wenn er allein herumspazierte. Nicht etwa, weil sie ihn geliebt hätten, das war Bagger klar. Aber sollte ihm etwas zustoßen, wurden sie arbeitslos. In Baggers Welt sicherte man sich Loyalität, indem man jemandem entweder die Pistolenmündung oder genug Dollars unter die Nase hielt. Er sparte sich den Aufwand, den Anruf anzunehmen.
    Am Washington Monument blieb er stehen. Doch nicht der fast hundertsiebzig Meter hohe Obelisk zog seine Aufmerksamkeit an, sondern der Mann und die Frau, die in der Nähe des Denkmals Hand in Hand einen Weg entlanggingen.
    Bagger hatte nie mit einer Frau eine engere Liebschaft gehabt; zu sehr hatte es ihn beansprucht, dem Mammon nachzujagen. Sämtliche Frauen in seinem Leben waren entweder bezahlt worden, oder sie hatten für ihre Gunst irgendeine andere Gegenleistung erwartet. Und da Bagger gewusst hatte, dass er diesen Frauen gleichgültig blieb, hatte er auch für sie nie Zuneigung entwickelt.
    So war sein Leben verlaufen, bis Annabelle Conroy gekommen war und ihn völlig umgekrempelt hatte. Sie hatte etwas an sich gehabt, das sein Inneres gerührt hatte, von dem er sicher gewesen war, es sei in dieser Hinsicht gefühllos geworden. Und so hatte er sich leichtfertig eingeredet, Annabelle hätte eine Schwäche für ihn – nicht, weil er etwas für sie tun konnte, sondern weil er ihr etwas bedeutete.
    Dann aber war ihm dieser schwere Schlag versetzt worden, und jetzt trieb er sich hier in einer Stadt herum, die er fast so sehr verabscheute wie Las Vegas, und legte es darauf an, eine Frau zu töten, die zu lieben er bei Weitem vorgezogen hätte. Der Verlust von vierzig Millionen Piepen bedeutete nicht seinen Untergang. Er konnte jederzeit neues Geld verdienen. Doch Annabelle Conroy hatte ihm obendrein etwas geraubt, von dem er sich bis dahin gar nicht hatte vorstellen können, dass er es besaß: sein Herz.
    Das Gefühl der Niederlage und des Verrats verbitterte Bagger so sehr, dass er das Paar, das da in nur wenigen Schritten Entfernung seinen Weg kreuzte, am liebsten

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