Camel Club 03 - Die Spieler
ziehen.
Finn kehrte zur Glastür um, blickte auf die Armbanduhr und wartete, bis die Überwachungskamera wieder den anderen Korridor observierte. Als es so weit war, huschte er hinaus und schlüpfte erneut in den Lagerraum. Dort entnahm er dem Werkzeugkasten einen kleinen Monitor, der Ähnlichkeit mit einem BlackBerry besaß, schaltete ihn ein und besah sich das Bild. Er hatte die Position der Miniaturkamera gut gewählt: Simpsons vollständiges Büro ließ sich klar und deutlich überblicken. Finn schaltete den Monitor ab, streckte sich von Neuem auf dem Fußboden aus und gönnte sich noch ein paar Stunden Schlaf.
Am nächsten Morgen schlich er aus dem Abstellraum und verbrachte ein wenig Zeit damit, im Lift auf- und abzufahren, um die Erledigung diverser Reparatur- und Wartungsarbeiten vorzutäuschen. Danach verließ er mit einer Gruppe anderer Personen das Gebäude, nahm die Metro nach Virginia, stieg dort in sein Auto und begab sich ins Büro.
Nun brauchte er nur noch auf Roger Simpsons Rückkehr zu warten. Dem Mann, der dabei mitgewirkt hatte, Finns Vater zu töten, stand ein heißer Empfang bevor.
Darüber hinaus bedeutete Simpsons Tod das Ende von Harry Finns Reise. Keine Attentate mehr; nie wieder musste er sich von seiner Mutter diese alte Geschichte anhören. Er ahnte, dass seine Mutter nur noch lebte, weil sie den Schlusspunkt abwartete. Finn vermutete, dass auch ihr Leben bald endete, wenn Simpson erst tot war. Rachedurst war eine starke Kraft, die sogar den Tod in Schach halten konnte. Wenn Finns Mutter starb, würde er um sie trauern, zugleich aber erleichtert sein, weil er endlich seine Freiheit gewann.
Nachdem er im Büro einige Aufgaben abgewickelt und weitere Einzelheiten des geplanten Scheinangriffs auf das Capitol durchdacht hatte, fuhr er nach Hause und holte die Kinder von der Schule ab. Eine Stunde machte er mit Patrick Baseball-Schlagübungen, half Susie bei den Hausaufgaben und besprach mit David die Auswahl diverser High Schools, die für ihn infrage kamen. Als Mandy vom Einkaufen nach Hause kam, unterstützte er sie beim Kochen.
»Du hast anscheinend gute Laune«, bemerkte sie, während er im Spülbecken in der Küche Kartoffeln sauber bürstete.
»Ich hatte gestern einen erfolgreichen Tag.«
»Mir wär’s lieber, du hättest nicht die Nacht durchgeschuftet. Du wirkst ziemlich erschöpft.«
»Oh, ich könnte Bäume ausreißen.« Finn putzte die letzte Kartoffel, trocknete sich die Hände ab und schloss Mandy in die Arme. »Ich hab mir überlegt, dass wir alle zusammen verreisen, vielleicht ins Ausland. Die Kinder waren noch nie in Europa.«
»Das wäre wunderbar, Harry, aber das ist zu teuer für uns.«
»Wir hatten ein gutes Jahr. Ich hab ein bisschen Geld auf die Seite gelegt. Der Sommer wäre der ideale Zeitpunkt für eine solche Reise. Ich habe da schon gewisse Vorstellungen.«
»Wie kommt es, dass ich immer als Letzte von so etwas erfahre?«
»Ich wollte erst alles in trockenen Tüchern haben, ehe ich der Oberkommandierenden Meldung erstatte, Ma’am. So lernt man es in der Marine.« Er küsste sie.
»Du hast wirklich beeindruckende Stimmungsschwankungen«, sagte Mandy.
»Wie schon gesagt, ich sehe Licht am Ende des Tunnels.«
Sie lachte. »Dann lass uns hoffen, dass es kein entgegenkommender Zug ist.«
Finns gute Stimmung verpuffte im selben Augenblick, als sie sich zum Herd umwandte.
Ein entgegenkommender Zug. Er hoffte nur, dass seine Frau sich nicht als Prophetin entpuppte.
KAPITEL 52
Nach dem vereitelten Entführungsversuch waren Caleb und Paddy in Stones Friedhofsgärtnerhäuschen geblieben, während Annabelle ins Hotel zurückkehrte, dort auscheckte und in ein anderes Hotel in einem entfernten Stadtviertel umzog. Von dort rief sie Stone an und nannte ihm die neue Anschrift.
Am frühen Morgen erhielt Stone einen Anruf von einem aufgebrachten Reuben.
»Milton treibt mich in den Wahnsinn, Oliver!«, beklagte er sich. »Er hat bei mir alles auf den Kopf gestellt. Ich finde nichts mehr wieder. Und Delta Dawn traut sich nicht mehr rein, weil seit Stunden der Staubsauger heult.« Delta Dawn war Reubens von jedem Stammbaum unbelasteter Hund. Reuben senkte die Stimme bis fast zum Flüsterton. »Und du wirst nicht glauben, was er im Bad angestellt hat. Da sieht es jetzt aus, als hätte er sich eine Frauenzeitschrift zum Vorbild genommen. Es ist mir fast schon peinlich, bloß noch zum Pinkeln ins Bad zu gehen.«
»Ich hab hier keinen Platz für ihn, Reuben«, sagte
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