Camel Club 03 - Die Spieler
mit Solomon zusammen?«
»Vielleicht überhaupt nicht. Vielleicht operiert Carr allein und benutzt den Fall Solomon bloß zur Irreführung. Das müssen wir klären. Aber falls Carr mit jemandem zusammenarbeitet, der aus Solomons Vergangenheit stammt, müssen wir diese Leute schleunigst aufspüren. Ich habe die Mittel, sie zu finden. Der jetzige CIA-Direktor sieht die Sache genau wie ich – was nicht verwundern sollte, weil er gewissermaßen bei mir gelernt hat.«
»Und Sie machen den oder die Täter unschädlich?«
»Ja. Ehe Carr Sie erwischt, hoffe ich. Sie stehen mit Sicherheit auf seiner Todesliste, und Sie sind ein leichtes Ziel.«
»Das ist nicht witzig.«
»Es ist auch nicht witzig gemeint. Drei Männer sind tot. Männer, die in geheimdienstlichen Dingen sehr viel tüchtiger waren als Sie und die eine ausgeklügelte Tarnexistenz führten. Sie dagegen sitzen praktisch auf dem Präsentierteller.«
»Ich frage mich, ob ich das Land ein Weile verlassen soll, am besten gleich morgen früh«, sagte Simpson. »Ich bleibe doch nicht hier, bis ein Psychopath mich ermordet!«
»Die amerikanischen Steuerzahler werden sicher Verständnis dafür aufbringen, wenn Sie sich vor Ihren Pflichten im Kongress drücken.«
»Ihr Ton gefällt mir nicht, Carter.«
Gray nahm die Medal of Freedom zur Hand, die auf dem Tischchen neben dem Sessel lag, und hob sie hoch. »In Anerkennung meiner beinahe vierzig Jahre im Dienste des Vaterlands hat man mir diesen Klumpen Metall geschenkt. Eigentlich hat es mich sogar überrascht. Immerhin war ich ja von meinem Posten als Direktor der National Intelligence zurückgetreten und hatte die Verwaltung ins Chaos gestürzt.«
»Ich habe mich schon oft gefragt, warum Sie das getan haben.«
»Grübeln Sie weiter, Roger. Diese Information bleibt mir vorbehalten.«
Verächtlich blickte Simpson sich im Innern des Bunkers um. »Ein bisschen fühlt man sich hier unten wie eine Ratte im Loch.«
»Wer drei ehemalige Drei-Sechser-Agenten und beinahe auch mich um die Ecke bringen kann, darf auf keinen Fall unterschätzt werden. Ich für meinen Teil ziehe mich fürs Erste in meinen gemütlichen kleinen Bunker zurück.«
»Während ich oben das volle Risiko trage«, sagte Simpson zornig.
»Keine Sorge, Roger. Soviel ich weiß, wird die Medal of Freedom auch posthum verliehen.«
KAPITEL 49
Harry Finn hatte am folgenden Tag schwer geschuftet und sich am Abend zu einem Apartmentblock in Arlington begeben. Die Parkplätze waren nummeriert, sodass es ihm leichtfiel, den richtigen zu finden. Er stellte seinen Wagen auf einen freien Platz, ging zu dem pechschwarzen Lincoln Navigator und drückte eine Apparatur gegen den linken hinteren Kotflügel. Sofort erlosch das rote Warnlicht am Armaturenbrett des Geländewagens. Finn holte den Schlossknacker aus der Jackentasche und hatte binnen Sekunden das Zylinderschloss des Fahrzeugs in der Hand. Dann nahm er den speziellen Dienstausweis vom Innenspiegel, den der Schwachkopf, dem der Lincoln gehörte, dort aufzubewahren pflegte, und ersetzte ihn durch eine täuschend ähnliche Nachahmung, die allerdings die Zwecke des Originals nicht erfüllen konnte. Sie hatte keine Codes imprägniert, weil Finn nicht über die Möglichkeit verfügte, diese Codes zu duplizieren. Genau darum verübte er heute Abend diesen Diebstahl. Der Inhaber würde unterstellen, das Kärtchen sei defekt, und dann einen neuen Ausweis erhalten. Die betroffene Regierungsbehörde war dafür berüchtigt, alte Dienstausweise nicht zu stornieren. Alter Ausweis, neuer Ausweis – dergleichen hatte für manche aufgeblähte Bürokraten offenbar keine Bedeutung. Für Finn hingegen zählte es sehr viel.
Er setzte das Zylinderschloss wieder ein, verriegelte es und drückte das Gerät ein zweites Mal gegen den Kotflügel, sodass die Alarmanlage neu aktiviert wurde. Nun gab es keinen Hinweis darauf, dass er jemals an dem Wagen herumgepfuscht hatte. Wenn die Öffentlichkeit wüsste, welche Gefahren lauern … Doch vielleicht war es besser, die Bürger blieben ahnungslos und in dem Glauben, sie lebten in Sicherheit.
Auf dem Heimweg warf Finn einen Blick auf den geklauten Dienstausweis. Was für ein Glück, dass er zu den Guten zählte, denn schon durch einige bescheidene Manipulationen dieses Stücks Plastik könnte er mühelos die gesamte Legislative der Regierung eliminieren, alle 553 Personen. Aber er hatte es nur auf eine abgesehen. Ausschließlich auf diese eine.
Stone, Annabelle und Caleb saßen
Weitere Kostenlose Bücher