Camel Club 04 - Die Jäger
erschreckt.«
»Interessiert uns ’n Scheiß.« Der Dicke zeigte mit dem Finger auf Stone. »So, und du wirst dich jetzt entschuldigen, Opa, weil du uns belästigt hast, und dann ziehst du Leine und setzt dich wieder hin, sonst muss ich dich nämlich in den Arsch treten. Verdammt, das könnt ich eigentlich auch so machen, weil ich Lust drauf hab!«
Der Tag war lang gewesen, und Stone hatte ohnehin schlechte Laune, weil er sich nicht einmal zehn Minuten Schlaf gönnen durfte. »Du allein?«, fragte er. »Oder helfen dir die zwei Luschen?«
Der Junge grinste. »Nun hör sich einer den alten Knacker an! Dich schaff ich allein, Opa. Ich sag dir was. Ich benutze nur eine Hand, damit es länger dauert, dir den klapprigen Arsch aufzureißen.« Er vollführte einen kurzen Haken, dem Stone auswich. »Ohooo, sieh mal an, der alte Sack kommt in Fahrt! Bist du ’n guter Tänzer, Opa?« Urplötzlich trat der Rowdy zu. Stone packte das Bein und behielt es in eiserner Umklammerung. Die Visage des Stämmigen, der auf einem Bein hopste, lief puterrot an. »Lass mich los, oder ich scheiß dir vor ’n Koffer! Lass los!«
»Du hast noch eine Chance«, sagte Stone.
Der Rüpel drosch mit der Faust zu. Und schlug daneben.
Stones Ellbogen hingegen verfehlte seine Schläfe nicht. Auch nicht die Faust, die dem Jungen das Nasenbein zerschmetterte. Der Schläger brach zusammen, stöhnte und wand sich auf dem Fußboden.
Die beiden anderen ließen vom Ex-Quarterback ab und stürzten sich auf Stone. Einer brach zusammen, als hätte eine Axt ihn gespalten, als Stones Fuß seinen Unterleib traf und sein Gesicht auf Stones Knie krachte. Der Dritte bekam die Faust, die zuerst in seine Magengrube rammte und dann als Aufwärtshaken gegen sein Kinn schmetterte, nie zu sehen. Er schlug neben seinen Kumpel auf den Fußboden des Waggons und presste stöhnend die Hände auf Bauch und Gesicht.
»Verdammt, was geht hier vor?«
Stone drehte sich um. Der Zugbegleiter kam durch den Mittelgang gerannt, Sprechfunkgerät und Fahrkartenentwerter in den Händen. Die Dienstmütze wippte auf seinem Kopf.
Bevor Stone ein Wort sagen konnte, fing einer der Lümmel, die er soeben niedergeschlagen hatte, zu zetern an. »Der alte Knacker hat uns überfallen!«
Augenblicklich meldeten sich die anderen Fahrgäste zu Wort und trugen ihre Beobachtungen des Vorfalls vor. Allerdings plapperten sie heillos durcheinander.
Der gestresste Zugbegleiter betrachtete die jämmerlichen Gestalten auf dem Fußboden und wandte sich dann Stone zu. »Sie stehen als Einziger noch«, stellte er scharfsinnig fest. »Haben Sie diese Fahrgäste zusammengeschlagen?«
»Erst nachdem ich von ihnen angegriffen wurde«, antwortete Stone. »Sie haben behauptet, der da hätte beim Pokern betrogen.« Er deutete auf den Ex-Quarterback, der auf dem Fußboden saß und sich die blutige Nase hielt. »Sie haben den Mann misshandelt und sind dann auch mir gegenüber tätlich geworden.« Er wies auf die stöhnenden Kampfunfähigen zu seinen Füßen. »Wie Sie sehen, ist das Ergebnis nicht so ausgefallen, wie sie es wohl erhofft haben.«
»Na schön«, sagte der Zugbegleiter. »Zeigen Sie mir Ihre Papiere.«
»Sie sollten sich von diesen Schlägern die Ausweise zeigen lassen. Ich bin der gute Samariter. Fragen Sie die anderen Fahrgäste.«
»Das mag ja sein, aber ich fange mit Ihnen an. Was sagen Sie nun?«
Stone hatte nicht die Absicht, dem Mann seinen Ausweis zu zeigen; er wusste, die Kontrolle würde in irgendwelchen Dateien vermerkt, wo jene Leute, die ihm ans Fell wollten, die Informationen entdecken und für ihre Zwecke nutzbar machen konnten. Außerdem war sein Ausweis gefälscht und konnte einer elektronischen Überprüfung nicht standhalten.
»Ich schlage vor, Sie fangen mit denen an. Ich setz mich wieder an meinen Platz, in Ordnung? Im Grunde habe ich mit der ganzen Sache ja gar nichts zu tun.«
»Entweder Sie weisen sich aus, oder ich verständige die Polizei, die sich dann beim nächsten Halt mit Ihnen befasst.« Der Zugbegleiter zeigte auf die jungen Männer. »Das Gleiche gilt für Sie.«
Der Ex-Quarterback stieß ein Ächzen aus und spuckte Blut.
»Er muss in ärztliche Behandlung«, meinte Stone. Er kniete sich neben den jungen Mann und legte ihm eine Hand auf die Schulter, doch der Bursche stieß sie fort.
»Verdammt noch mal, ich brauche keine Hilfe von einem wie Ihnen!«
»Ich glaube, wir müssen einen Notarzt rufen«, sagte Stone zum Zugbegleiter, wobei er sich
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