Camel Club 04 - Die Jäger
einige Verwirrung, was das angeht.«
»Sagt Ihnen der Name John Carr etwas?«, fragte Knox, ohne auf Calebs Bemerkungen einzugehen.
»Selbstverständlich.«
Ruckartig hob Knox den Kopf. »Erzählen Sie mir etwas über ihn.«
»John Dickson Carr ist ein bekannter Autor von Kriminalromanen. Das heißt, inzwischen ist er tot, aber ich kann Ihnen mehrere seiner Bücher empfehlen. Spannende Lektüre.«
»Ich spreche nicht über den Autor Carr«, stellte Knox unwirsch klar, »sondern über den Soldaten Carr.«
»Ich kenne niemanden mit diesem Namen. Da gibt es zwar noch John le Carré, aber der ist ebenfalls Schriftsteller. Aber er war tatsächlich mal für den britischen Geheimdienst tätig. Le Carré ist allerdings ein Pseudonym. Sein richtiger Name lautet David Cornwell. Einige seiner Romane sind durchaus empfehlenswert.«
Knox biss die Zähne zusammen und ermahnte sich, dass es weder seinen Ermittlungen förderlich sein konnte, einen Staatsdiener totzuschlagen, noch seiner bevorstehenden Pensionierung. »Der Soldat, von dem ich rede, war Amerikaner und hat sich in Vietnam auf ganzer Linie bewährt. Er ist tot. Und wurde begraben. Das war vor über dreißig Jahren. Dann öffnet man sein Grab auf dem Nationalfriedhof Arlington, und es ist keine Leiche drin.«
»Gütiger Himmel! Ich möchte ja nichts Abwertendes über meinen obersten Dienstherrn sagen, aber bei der Bundesregierung scheint mir in letzter Zeit die Schlamperei eingerissen zu sein. Eine komplette Leiche kommt abhanden? Das ist ja empörend!«
Knox musterte ihn sekundenlang. »Vielleicht lag die Leiche niemals im Grab, Shaw. Was halten Sie von dieser Theorie?«
»Klingt interessant, aber was hat sie mit mir zu tun?«
»Vielleicht sind John Carr und Oliver Stone dieselbe Person?«
»Ich wüsste nicht, wie das gehen könnte. Aber Oliver hat nie über seine Vergangenheit gesprochen, und ich respektiere seine Zurückhaltung. Auf alle Fälle ist er ein anständiger Mensch und der treueste Freund, den man sich wünschen kann.«
»Sie sind sich wohl ziemlich sicher, obwohl er nur ein Bekannter ist?«
»Ich habe die Gabe, Menschen schnell und treffend beurteilen zu können.«
»Und wie steht es mit Ihrem Kumpel Milton Farb? War Stone ihm gegenüber ebenfalls treu ergeben?«
»Milton ist tot«, sagte Caleb.
»Ich weiß. Ich wüsste allerdings gerne, wie er ums Leben gekommen ist.«
»Er wurde ermordet.«
»Auch das ist mir bekannt. Haben Sie einen Verdacht, wer ihn umgebracht haben könnte?«
»Wäre es so, hätte ich die Polizei informiert, das dürfen Sie mir glauben.«
»Er stirbt, und Ihr Bekannter Oliver verschwindet …«
»Wenn Sie vermuten, Oliver hätte damit zu tun, sind Sie auf dem Holzweg. Er hat Milton geliebt wie einen Bruder.«
»Ja, sicher. Können Sie mir sonst noch was erzählen?«
»Nein. Es sei denn, es hängt mit Buchraritäten zusammen.«
Knox händigte Caleb eine Visitenkarte aus. »Rufen Sie mich an, wenn Sie ausnahmsweise nicht an Buchraritäten denken.« Er verließ das Zimmer.
In früherer Zeit wäre Caleb während einer solchen Konfrontation wahrscheinlich in Ohnmacht gefallen. Doch inzwischen, vor allem seit Miltons Tod, war er ein anderer geworden.
Nun stand er auf, steckte die Visitenkarte in die Tasche und machte sich wieder an die Arbeit.
* * *
Knox fuhr zu dem Lagerhaus, in dem Reuben Rhodes seine Brötchen verdiente, aber der Hüne war nicht da und zudem seit Tagen nicht gesehen worden. Außerdem kannte niemand seine Anschrift.
»Wie bezahlen Sie einen Mitarbeiter ohne Anschrift?«, wollte Knox vom Vorarbeiter wissen.
»Der Scheck wird nicht verschickt. Reuben holt ihn jedes Mal persönlich ab. Er möchte es so haben.«
»Und wie läuft es am Jahresende mit seinen Steuerformularen?«
»Die gebe ich ihm auch persönlich.«
»Darf man daraus folgern, dass der Mann verheimlichen will, wo er wohnt?«
»Ich will Reuben keine Worte in den Mund legen, aber an dieser Einschätzung dürfte was dran sein.«
»Wie ist er denn so?«
»Tüchtiger Arbeiter mit Sinn für Humor. Hält wenig von Vorschriften. Und die Regierung mag er noch weniger.«
»Haben Sie gewusst, dass er jahrelang im militärischen Geheimdienst aktiv war?«
»Davon hat er nie was gesagt. Aber ich weiß, dass er in der Army war. Erstklassiger Soldat, darauf wette ich. Der Mann ist stark genug, um einen Bären zu erwürgen. Man möchte ihn ungern zum Feind haben.«
»Ich werde es mir merken.«
»Dazu kann ich Ihnen nur raten, Mister.
Weitere Kostenlose Bücher