Camel Club 04 - Die Jäger
in der Zeitung gelesen. Ich habe mich gewundert und mich gefragt, was es damit auf sich haben könnte.«
Knox starrte ihn an.
Schließlich brach Alex das Schweigen. »Ich weiß nicht, was ich Ihnen erzählen soll, Agent Knox.«
»Die Wahrheit wäre mir eine Hilfe.«
In Alex’ Schädel breiteten sich wühlende Kopfschmerzen aus. »Ich sage Ihnen die Wahrheit.«
Knox senkte den Blick und schüttelte langsam den Kopf. Als er wieder aufschaute, war seine Miene traurig. »Sind Sie darauf aus, sich wegen diesem Burschen die Karriere zu versauen, Ford?«
»Ich kenne ihn unter dem Namen Oliver Stone. So ist es, und so bleibt es.«
»Kennen Sie seine Kumpel Reuben Rhodes und Caleb Shaw?«
»Ja. Sie sind auch meine Freunde.«
»Und ein weiterer Freund ist kürzlich ums Leben gekommen.« Knox schaute in das kleine Notizbuch in seinen Händen. »Milton Farb. Er wurde vor einem halben Jahr in seinem Haus ermordet.«
»Stimmt. Das hat uns allen damals sehr zu schaffen gemacht.«
»Kann ich mir vorstellen. Die Polizei hat das Verbrechen nie aufklären können?«
»Bisher nicht.«
»Und Sie haben beim FBI an den Untersuchungen zwecks Überführung des Kasinokönigs Jerry Bagger mitgearbeitet. Allerdings wurde Bagger von einer Explosion in Stücke gerissen.«
»Ja. Um ein Haar hätte mich das gleiche Schicksal ereilt.«
»Sie sind ein vielbeschäftigter Mann. Und Ihre Freundin ist eine vielbeschäftigte Frau. Wie haben Sie sie gleich genannt? Susan Hunter?«
»So habe ich sie nicht nur genannt, so heißt sie wirklich. Aber es stimmt, sie war ebenfalls dabei.«
»Und wie sind Sie in den Dunstkreis eines Halunken wie Jerry Bagger gelangt? Durch diese Lady?«
»Der Fall ist ziemlich verwickelt, und ich bin wohl nicht dazu berechtigt, mich darüber auszulassen. Vielleicht kann das FBI Sie einweihen. Im Grunde ging es auch dabei wieder nur darum, einem Freund zu helfen.«
»Mein lieber Mann, Sie haben aber ’ne Menge Freunde.«
»Besser als ’ne Menge Feinde«, erwiderte Alex gereizt.
»Oh, ich glaube, davon haben Sie auch ein paar.« Knox stand auf und reichte Alex eine Visitenkarte. »Falls Ihnen noch mehr Stuss einfällt, den Sie mir weismachen möchten, rufen Sie mich an. In der Zwischenzeit werde ich alles, was Sie mir erzählt haben, auf Herz und Nieren prüfen. Um Ihnen meinen guten Willen zu beweisen, verspreche ich Ihnen zwei Minuten Vorwarnung, wenn man mit einem Haftbefehl wegen Behinderung der Justiz zu Ihnen unterwegs ist. Wie hört sich das an, Ford? Gönnen Sie sich noch einen schönen Tag.«
Knox ging.
Alex blieb auf der Parkbank sitzen, weil seine Beine momentan keine Kraft hatten, den Körper zu tragen.
Danke, Oliver. Vielen Dank.
KAPITEL 14
Knox’ nächstes Ziel war der Lesesaal der Raritätenabteilung der Kongressbibliothek, wo er Caleb Shaw antraf, der damit beschäftigt war, eine Anzahl unschätzbar wertvoller alter Schwarten auf ein Wägelchen zu stapeln. Fünf Minuten später saßen sie in demselben kleinen Zimmer, in dem schon der Kasinobetreiber Jerry Bagger den Bibliothekar ausgefragt hatte. »Und weswegen möchten Sie mich sprechen?«, fragte Caleb gelassen, nachdem er Knox’ Dienstausweis gesehen hatte.
»Vielleicht wegen Ihres Freunde Oliver Stone.«
»Sie nennen ihn einen Freund, ich nenne ihn einen Bekannten.«
»Das ist bloß Wortklauberei.«
»Ich bin Bibliothekar. Wortklauberei ist mein Leben. Außerdem habe ich ihn länger nicht gesehen. Leider weiß ich nichts, womit ich Ihnen behilflich sein könnte.«
»Oh, manchmal wissen Menschen mehr, als sie glauben.«
»Wüsste ich mehr, als ich glaube, wüsste ich’s.«
»Also gut«, sagte Knox, mit der Geduld am Ende. »Lassen wir die Spiegelfechterei, Shaw. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, Ihnen die Würmer aus der Nase zu ziehen. Also beantworten Sie einfach meine Fragen. Wer ist Oliver Stone wirklich? Und wo hält er sich zurzeit auf?«
»Oliver ist Oliver. Früher hatte er ein Zelt im Lafayette Park. Er ist Friedhofsgärtner auf dem Mount Zion Cemetery. Wo er sich derzeit herumtreibt, weiß ich nicht. Ich habe ihn seit mehr als sechs Monaten nicht gesehen. Sie können mit mir zum Surfen fahren – ich bleibe bei dieser Aussage.«
»Surfen? Sie meinen wahrscheinlich Waterboarding, aber so etwas praktizieren wir nicht«, entgegnete Knox. »Simuliertes Ertrinken ist nämlich Folter.«
»Ach ja?« Caleb runzelte die Stirn. »Das sollten Sie mal Ihren Kollegen bei der Regierung sagen. Anscheinend herrscht dort
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