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Camorrista

Titel: Camorrista Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giampaolo Simi
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Matrosenjacke, hat ein sympathisches Gesicht und einen Zopf. Er kommt an die Theke, um zu zahlen, und grüßt mich mit meinem Vornamen. Unter dem Arm hat er ein paar Zeitungen, Sportzeitungen, wie mir scheint; er verhält sich, als würden wir uns schon ein Leben lang kennen, ich spiele mit, und er schiebt mir eine der Zeitungen zu.
    Aus den Augenwinkeln beobachte ich Cocíss weiter. Kerzengerade steht er vor der Vitrine mit Brioches. Ich frage ihn,
ob er Hunger hat, doch er zuckt mit den Schultern und wendet den Blick einem kleinen Fenster neben alten verrosteten Blechschildern zu.
    Der joviale Typ zahlt für uns mit und geht. Cocíss hat sich inzwischen an ein Tischchen gesetzt und eine Zeitung von der Eistruhe genommen. Ich warte auf unseren Cappuccino und gehe zu ihm, bahne mir einen Weg zwischen den Stühlen (und ein paar Blicken zu viel auf meinen Hintern) hindurch. Aber mir ist lieber, sie schauen dahin und nicht weiter hoch. Ich spüre, wie der Stoff an meiner Schulter spannt, dort, wo die Innentasche mit der Pistole ist.
    »Alles in Ordnung?«, fragt mich Cocíss.
    »Alles in Ordnung«, antworte ich. Zwei Tütchen Zucker (Cocíss drei).
    »Er hat dir auch was für mich gegeben, oder?«, fragt er und trommelt mit den Fingern auf den Tisch.
    Ich beruhige ihn und führe die Tasse zum Mund. Der Cappuccino ist kochend heiß, er verbrennt mich wie gewisse Blicke, die ich auf mir spüre. Ich sehe mir jeden Tisch an, und mir springt der einzige Typ ins Auge, der keinen Arbeitsanzug oder mit Mörtel bespritzten Pullover anhat. Er trägt ein Jackett, eine quer gestreifte Krawatte und eine Brille mit Kettchen. Mir dringt ein komischer Geruch in die Nase, eine Mischung aus durchgeschwitzten Kleidern, Lack und geröstetem Kaffee (ich möchte sofort hier raus).
    »Mir schmeckt der Cappuccino nicht, ich will eine Zigarette rauchen«, lässt Cocíss mich wissen.
    »Dann lass uns gehen.«
    »Heute Morgen ist kein Foto von mir drin.«
    Ich blättere die Zeitung durch, schlage sie zu und stehe auf.
    »Was glaubst du denn, wer du bist?«, sage ich zu ihm.
     
    Wir sind noch auf der Provinzstraße, die uns auf die Aurelia zurückbringen soll, als hinter dem Ziegelsteinbau eines kleinen Kraftwerks ein Kollege mit einer Kelle in der Hand auftaucht.
Er macht einen Schritt hin zur Mitte der Straße, und ich habe das Gefühl, dass sie es genau auf uns abgesehen haben. Da ist noch einer, ans Auto gelehnt, in der Haltebucht einer Abzweigung, die zu einem ehemaligen Bahnübergang führt. Cocíss wirft mir einen schnellen Blick zu.
    »Was ist?«
    »Was machst du, hältst du an?«
    »Wieso denn nicht?«
    »Bist du verrückt? Los, weiter!«
    »Ganz ruhig, unsere Papiere sind in Ordnung«, sage ich (aber mussten ausgerechnet wir ausgerechnet jetzt in diese Kontrolle geraten?). Cocíss nimmt seine Brille ab, um sich die beiden genauer anzusehen, und ich weiß, dass ich besser augenblicklich herausbekommen sollte, was in seinem Kopf vorgeht.
    »Mach keinen Scheiß.«
    Ich halte an und öffne meinen Sicherheitsgurt. Cocíss war nicht angeschnallt, aber ich hoffe, dass sie deshalb keine Geschichten machen. Der Kollege ist jung, schielt ein bisschen und hat einen kleinen Spitzbart. Er grüßt und beugt sich zu uns runter, während ich das Fenster aufmache.
    »Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte.«
    Ich gebe Cocíss ein Zeichen, dass er die Füße vom Armaturenbrett nehmen und das Handschuhfach aufmachen soll, und suche die Taschen meiner Jacke ab. Mit einem Mal wird mir klar, dass ich unsere Papiere in derselben Innentasche habe wie die Beretta (bin ich blöd).
    Ich nehme mir Zeit, lächle den Kollegen an und denke darüber nach, wie ich den Reißverschluss öffnen kann, ohne dass man die Pistole sieht. Dann beschließe ich auszusteigen, mich zu legitimieren und direkt mit den Kollegen zu sprechen. Der Fahrzeugschein ist auf mich ausgestellt, doch in den Tarndokumenten habe ich einen anderen Namen, und ich müsste mir irgendetwas ausdenken. Es ist wirklich nicht nötig, Missverständnisse heraufzubeschwören.
    Cocíss lehnt sich vor und reicht dem Kollegen an mir vorbei
das blaue Plastiketui. Der bedankt sich freundlich. Ich lege einen Finger auf den Türgriff und sehe, dass auch der andere auf uns zukommt.
    Dann spüre ich ein Gewicht auf mir, auf der Hüfte, dem Schenkel. Cocíss hat sich ganz über mich gebeugt. Ich kann es fast nicht glauben, aber ich spüre seine Hand auf mir. (Was ist in ihn gefahren, verdammt?)
    »Entschuldige mal,

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