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Camp Concentration

Camp Concentration

Titel: Camp Concentration Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas M. Disch
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Ihnen einer der Jungs ja doch erzählt. Mordecai wird uns das Magnum Opus bescheren.«
    »Nein wirklich?« Ich weidete mich an Haasts Gutgläubigkeit.
    Er zuckte zurück. Auf meine skeptische Frage reagierte er so empfindlich wie Farn auf Sonnenlicht. »Jawohl, das wird er! Ich weiß, was Sie denken, Sacchetti. Das gleiche wie die Busk. Daß Mordecai mich an der Nase herumführt, daß ich hereingelegt werden soll.«
    »Es wäre zum mindesten denkbar.« Und um ihn zu beschwichtigen: »Sie wollen doch, daß ich aufrichtig bin. Oder soll ich mich verstellen?«
    »Nein, auf keinen Fall!« Er lehnte sich seufzend im Sessel zurück, und sein gefurchtes Gesicht entspannte sich. Ein Windhauch auf dem seichten Tümpel seiner Einfalt.
    »Ihre Einstellung überrascht mich nicht. Aus Ihrem Bericht über Ihr Gespräch mit Mordecai hätte ich schließen können ... Wissen Sie, die meisten Leute reagieren zuerst genau wie Sie. Sie halten die Alchimie für eine Art schwarze Magie. Sie wissen nicht, daß auch sie eine Wissenschaft ist. Und sogar die erste Wissenschaft und noch heute die einzige, die sich nicht scheut, alle Tatsachen zu berücksichtigen. Sind Sie Materialist, Sacchetti?«
    »N ... nein, würde ich nicht sagen.«
    »Das ist heute aus der Wissenschaft geworden ... Materialismus und sonst gar nichts. Versuchen Sie mal, den Leuten etwas von übernatürlichen Dingen zu erzählen! Sofort verschließen sie Augen und Ohren. Sie haben keine Ahnung, wieviel wissenschaftliche Arbeit, wie viele Hunderte von Bänden, wie viele Jahrhunderte der Forschung ...«
    Ich glaube, er war drauf und dran, »und Entwicklung« zu sagen, aber er verschluckte es rechtzeitig.
    »Es fiel mir auf«, sagte er etwas unsicher, »daß Sie in Ihrem Tagebuch des öfteren Thomas Aquinas erwähnen. Ist Ihnen jemals der Gedanke gekommen, daß auch er ein Alchimist gewesen sein könnte? Er war es, und sein Lehrer, Albertus Magnus, war sogar ein noch größerer! Jahrhundertelang haben die bedeutendsten Geister Europas Geheimwissenschaft betrieben, aber heute kommen Leute wie Sie und die Busk daher und bezeichnen das alles, ohne auch nur das Geringste darüber zu wissen, als lächerlichen Aberglauben. Wer ist denn in Wirklichkeit abergläubisch? Wer urteilt denn, ohne Beweise zu haben? Wer denn? Haben Sie jemals etwas über Alchimie gelesen? Ein einziges Buch?«
    Ich gab zu, daß ich noch nichts darüber gelesen hatte.
    Haast triumphierte. »Und trotzdem fühlen Sie sich qualifiziert, ein Urteil zu fällen über Generationen von Gelehrten und Theejologen?« Nicht nur seine Aussprache dieses Wortes, auch Ton und Thema seines Exkurses erinnerten mich irgendwie an Mordecai.
    »Sacchetti, nehmen Sie einen Rat von mir an!«
    »Sie können mich Louie nennen, Sir.«
    »Ja, ja, ich wollte auch ... Louie sagen. Seien Sie vorurteilslos und aufgeschlossen für neue Ideen! Alle Erkenntnisse, die entscheidend zum Fortschritt der Menschheit beigetragen haben, von Galilei ...« - wieder ein schauerlich schöner Ausrutscher im Stil Mordecais - »... bis hin zu Edison, stammen von Menschen, die den Mut hatten, anders zu sein.«
    Ich versprach, aufgeschlossen zu sein, aber H. H. konnte sich nicht von seinem Thema trennen. Er vernichtete ganze Bataillone von imaginären Gegnern und führte mit der Logik eines Traumtänzers die deprimierenden Ereignisse, die sich in den letzten drei Jahren in Malaysia abgespielt haben, darauf zurück, daß gewisse (ungenannte) Schlüsselfiguren in Washington für neue Ideen nicht aufgeschlossen seien.
    Wenn ich ihm gezielte Fragen stellte, hielt er sich vorsichtig zurück und deutete an, daß er mich noch nicht für würdig befand, in seine Geheimnisse eingeweiht zu werden. Er hat sich vom Militärdienst her den unumstößlichen Glauben an die Wirksamkeit der Geheimhaltung bewahrt: Wissen verliert an Wert, wenn es von zu vielen geteilt wird.
    Ich zweifle nicht mehr an der Wirklichkeitstreue von Berrigans Porträt des ›Generals Uhrlick‹ in Mars in Konjunktion (das Buch ist übrigens nicht in der Lagerbibliothek), und ich kann jetzt verstehen, warum Haast, obwohl er überall ausposaunte, es sei eine üble Verleumdung, und obwohl er alles tat, um Berrigan zu ruinieren, niemals Anklage gegen ihn erhoben hat. Der gutgläubige alte Narr hat sich tatsächlich bei dem ganzen verdammten, ein volles Jahr dauernden Unternehmen Auaui auf die Astrologie verlassen!
    Wollen wir hoffen, daß die Geschichte sich nicht haargenau wiederholen und der listige

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