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Camp Concentration

Camp Concentration

Titel: Camp Concentration Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas M. Disch
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jeweils verschiedenartigen Backlash-Spiele im Repertoire von SMU auf 31 erhöht. Im letzten Spielviertel schickte Trainer Olding sein aus Studenten im ersten Semester bestehendes Team aufs Feld, das Salz in Georgias bereits sehr schmerzhafte Wunden streute.

    41.
    Nicht zu fassen:
    Auf Betreiben des Aufsichtskomitees der Tulane-Universität wurde ein Steinmetz fristlos entlassen. Er war beauftragt, über dem Eingang der neuen Bibliothek folgenden Spruch in Marmor zu hauen:

    THE PEN IS MIGHTIER THAN THE SWORD

    Das Aufsichtskomitee behauptet, der Steinmetz habe absichtlich zwischen dem zweiten und dritten Wort keinen Abstand gelassen.

    42.
    Ich werde getestet. Das Lager A. hat endlich Ersatz für die davongelaufene Busk gefunden: Robert (›Bobby‹) Fredgren, einen Betriebspsychologen von typisch kalifornischer Munterkeit. Mit Sonnenschein vollgesogen wie reife Beeren! Braungebrannt, forsch und herrlich jung, ist er genau der Typ, der Haast gern sein möchte. Es wird ein Vergnügen sein, diese Bräune in unserer Unterwelt verblassen zu sehen.
    Aber ich verabscheue nicht nur sein blendendes Aussehen, sondern noch viel mehr sein Benehmen - ein Mittelding zwischen dem eines Diskjockeys und dem eines Zahnarzts. Wie ein Diskjockey besteht er nur aus Lächeln und Geschwafel, läßt er unaufhörlich Schnulzen ertönen, die eine problemlose Welt mit ewig blauem Himmel und zuckersüßen Gefühlen vorspiegeln; wie ein Zahnarzt behauptet er, auch wenn der Patient vor Schmerz schreit, daß es überhaupt nicht weh tut. Seine Unaufrichtigkeit hält den heftigsten Angriffen stand. Sie ist geradezu heldenhaft. Gestern zum Beispiel:
    Bobby: »Also, wenn ich ›jetzt‹ sage, blättern Sie um und beginnen, die Fragen zu beantworten. Jetzt!«
    Ich: »Ich habe Kopfschmerzen.«
    Bobby: »Sie wollen nicht mitarbeiten, Louie! Ich weiß genau, daß Sie diesen Test glänzend bestehen werden, wenn Sie Ihre Gedanken zusammennehmen.«
    Ich: »Aber das Denken tut weh! Ich bin krank, Sie blöder Hund! Ich brauche Ihre verdammten Tests nicht zu machen, wenn ich so krank bin. Das ist gegen die Vorschrift!«
    Bobby: »Wissen Sie noch, was ich Ihnen gestern gesagt habe, Louie? Über die Auswirkung von Stimmungen?«
    Ich: »Sie haben gesagt, daß ich immer nur so krank bin, wie ich selbst es sein will.«
    Bobby: »Na prima, das klingt schon viel besser! Also, wenn ich ›jetzt‹ sage, blättern sie um und beginnen, die Fragen zu beantworten. Okay?« (Ein strahlendes Pepsodent-Lächeln). Jetzt!«
    Ich: »Sie können mich mal!«
    Bobby, ohne seine Stoppuhr aus den Augen zu lassen: »Versuchen wir’s noch mal, ja? - Jetzt!«

    43.
    Bobby wohnt in Santa Monica und hat zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen. Er nimmt aktiv am öffentlichen Leben der Stadt teil und ist Schatzmeister des Bezirksverbands der Demokratischen Partei. Seine politische Einstellung verzeichnet er als ›eher liberal als andersherum‹. Er ist mit der gegenwärtigen Kriegführung nicht ganz einverstanden (er glaubt, wir sollten das russische Angebot akzeptieren, über eine Beendigung des Einsatzes bakteriologischer Waffen - zumindest gegen die sogenannten neutralen Länder - zu verhandeln), aber er ist der Meinung, daß die Kriegsdienstverweigerer ›zu weit gehen‹.
    Er hat gute Zähne.
    Er ist der Prototyp des ›Sonnlich‹ in meinem Stück. Manchmal habe ich das beunruhigende Gefühl, daß meine dichterische Phantasie diesem lächerlichen Ungeheuer zum Leben verholfen hat.

    44.
    Bobby, Idealtyp des jungen Managers und daher überzeugter Anhänger des Teamworks, hat für seine Versuchskaninchen Gruppentests (jeweils für zwei Personen) ausgearbeitet. Heute habe ich dieses geistige Kettensträflingssystem zum ersten Mal miterlebt, und ich muß gestehen, daß ich es auf geradezu naive Art genoß. Bobby selbst war außer sich vor Begeisterung und fühlte sich wie ein Quizmaster im Fernsehen. Wenn einer von uns besonders tiefsinnige Fragen beantwortete, brach er in Jubel aus: »Das ist phantastisch, Louie! Das ist absolut phantastisch! Ist das nicht phantastisch, liebe Zuhörer?«
    Schipanksy, mein Partner bei diesen Veranstaltungen, fand nicht das mindeste Vergnügen daran. »Wofür hält der mich eigentlich?« sagte er erbost zu mir. »Für einen Zirkusaffen?«
    Von seinen Kollegen wird Schipansky ›Cheeta‹ genannt. Er hat nämlich ein Schimpansengesicht.

    45.
    Bin wieder gemeinsam mit Schipansky getestet worden. Während ich gestern abend Abschnitt 44 schrieb, wurde

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