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Camping-Daggys letzter Kunde ROTE LATERNE ROMAN Band Nr. 4 (German Edition)

Camping-Daggys letzter Kunde ROTE LATERNE ROMAN Band Nr. 4 (German Edition)

Titel: Camping-Daggys letzter Kunde ROTE LATERNE ROMAN Band Nr. 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Thomsen
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dem Gesicht. Dann drehte sie sich um.
    Yvonne schrie auf. Sie presste die Hand auf den Mund und starrte entsetzt in Luzies Gesicht.
    »O nein, Luzie!«
    »Doch, Yvonne, das hat mein geliebter Jean getan. Sieh dir mein Gesicht gut an. Präge dir jede Narbe, jeden Schnitt ein, denn du wirst es nie wieder so sehen. Noch keinem habe ich mein wahres Gesicht gezeigt!«
    Luzies Gesicht war hässlich und entstellt. Narben, die von Schnittwunden stammten, zogen sich über Stirn und Wangen. Auch die Spuren der Nähte waren noch deutlich zu erkennen und unterstrichen diesen schrecklichen, starren Ausdruck in dem einstmals sicherlich hübschen Gesicht des Mädchens.
    »Du hast ihn angezeigt?«,
    »Ja, Yvonne«, gestand Luzie. »Er hat drei Jahre bekommen. Nicht nur wegen dieser Geschichte: Juwelenraub, Mordversuch ...«
    »Hör auf!«, rief Madame. »Das war doch alles falsch!«
    »Man macht immer Fehler, Yvonne. Doch ich konnte ihn nicht mehr lieben, verstehst du mich? Ich konnte ihn damals nicht mehr lieben ...«
    »Und heute?«,
    »Heute?« Luzie lachte verbittert auf. »Heute habe ich Angst. Ich bin an keinem Platz dieser Erde mehr sicher vor Jean. Er wird kommen und sich rächen!«
    »Hier findet er dich nicht!«
    »Yvonne, dieser Zettel steckte heute unter meiner Tür«. sagte Luzie eindringlich und silbenbetonend. »Glaubst du, eine Brieftaube hat ihn dorthin gelegt?«,
    »Wann kommt er raus?«,
    »Eigentlich erst nächsten Herbst, also in einem guten Jahr ...«
    »Sie könnten ihn früher entlassen.«
    »Jean?«, fragte Luzie lachend. »Nein, ihn nicht! Es laufen ja schon neue Sachen gegen ihn. Vermutlich nimmt er an, ich hätte ihn wieder angezeigt. Nein, er wird nicht entlassen werden. Er wird ausbrechen!«
    Yvonne sah das Mädchen entgeistert an. Zunächst sah es so aus, als würde sie nicht begreifen. Doch dann kam Leben in ihre massige Gestalt. Sie erhob sich, ging zur Tür und drehte sich dort um.
    »Ich werde die Polizei verständigen ...«
    »Nein!«
    »Aber warum nicht, Luzie?«,
    »Weil es doch keinen Zweck hätte, Yvonne«, resignierte Luzie. »Die Polizei ist nur dann hier, wenn wir sie nicht brauchen. Es ist nutzlos und könnte die Sache nur noch verschlimmern. Nein, ich muss weg!«
    »Weg?«,
    »Ja, verdammt!«, schrie Luzie. »Oder glaubst du, dass ich Lust habe, mich auf der Bühne erschießen zu lassen! Der sterbende Schwan steht mir nicht. Das kleidet Juliette ...«
    »Werde nicht makaber«, gebot Madame streng. »Ich bin wirklich schon oft genug in schwierigen Situationen gewesen. Ich habe sie alle gemeistert.«
    »Warst du auch schon in einer derartigen Lage, Cherie?«, erkundigte sich Luzie herb. »Hast du schon etwas Ähnliches durchstehen müssen?«
    Yvonne seufzte.
    »Mein Leben ist wie ein Buch, Kind«, sagte sie dann mit einer Ruhe, die ihr keiner zugetraut hätte. »Ich kann darin lesen. Andere nicht. Ich war immer und oft vergeblich für andere da. Aber vielleicht muss das so sein, mein Herz. Ich werde auch für dich da sein. Sorge dich nicht. Geh runter und tue deine Arbeit. Aber tue sie ganz. Ich stehe zu dir, und du kannst mir vertrauen!«
    Yvonnes Worte klangen wohl beruhigend. Jedoch vermochten sie nicht, diesen Eindruck dauerhaft zu hinterlassen. Dennoch verbarg Luzie ihre Hässlichkeit wieder unter der Schminke, die sie im Grunde ihres Herzens so sehr hasste. Dann zog sie sich an und machte sich auf den Weg nach unten. Auf der Treppe traf sie auf Daggy.
    »Du guckst so komisch«, stellte Luzie fest.
    »Du auch, Cherie«, murmelte Daggy zerfahren. Ihr Inneres war noch geprägt von diesem ungewöhnlichen Erlebnis mit dem schönen und geheimnisvollen Fremden, der nur ihren Weg gekreuzt hatte. Luzie hingegen litt unter der Angst, dass der Mann, den sie einmal geliebt hatte, ihren Weg nochmals kreuzen könnte.
    »Auch Juliette benimmt sich sonderbar. Marie ist gestern ohne Abschied losgefahren«, sagte Luzie. »Was geht heuer nur vor in unserer guten alten Bude?«,
    Dagmar legte ihre Hand auf ihren Arm.
    »Ich weiß es nicht. Aber ich glaube, hier wird sich in der nächsten Zeit viel ändern. Wir alle können es nicht aufhalten. Wir können nur tapfer sein!«
    Luzie nickte.
    Sie schluckte die Tränen hinunter, die ihr immer wieder hochstiegen; denn sie musste an diese Maske denken, mit der sie ihr ganzes Gesicht verlieren würde?
     
    *
     
    Die laue Nacht der Hochsaison lockte viele Gäste in das billige Lokal.
    Madame strahlte wieder. Ihre heimliche Sorge um Luzie konnte sie hervorragend

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