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Canale Mortale (German Edition)

Canale Mortale (German Edition)

Titel: Canale Mortale (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Schumacher
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Totenschändung ist grauenvoll. Man
hat mir davon erzählt, als ich aus Rom zurückkam. Auch wenn ich kein Freund des
Conte war, bedauere ich diesen Vorfall sehr, schon wegen Octavia und Jana.«
    Diesmal klang er so ehrlich, dass Antonia ihm Glauben schenkte.
Einen Moment lang war sie versucht, ihn nach seinem Kontakt zu Aram Singer zu
fragen, hielt sich dann jedoch zurück. Stattdessen fragte sie ihn nach Flavia.
    »Kennen Sie eigentlich die neue Haushaltshilfe der Falieris?«
    Guido zündete sich eine Zigarette an. Seine Stimme klang jetzt kühl.
»Ich wusste gar nicht, dass der Alte jemanden eingestellt hat. Er war sehr
misstrauisch und hat immer Angst um seine Bilder gehabt. Nein, die
Hausangestellten des Conte interessieren mich nicht.«
    »Bedauern Sie denn den Tod Ihres Schwiegervaters?«
    Guidos Lider flatterten wieder ein wenig. Dann rieb er sich mit der
Hand durchs Gesicht.
    »Diese Familie hat mir kein Glück gebracht. Ausgenommen Jana, sie
ist die Einzige, die mich mag. Mauro hat mich immer abgelehnt, wie sollte ich
da traurig sein über seinen Tod?«
    Zu Antonias Erstaunen zog er einen Geldschein aus der Tasche, legte
ihn neben seine Tasse und stand auf.
    »Ich lade Sie ein, aber leider muss ich jetzt los. Es hat mich
gefreut, Antonia. Ich muss heute Abend noch einmal nach Rom. Ich wünsche Ihnen
noch schöne Tage in unserer Stadt.«
    Antonia sah ihm nach. Seine Gehbehinderung schien stärker geworden
zu sein. Seine Schritte wirkten abgehackter als noch vor einer Woche, und er
hielt seine Schultern merkwürdig hochgezogen. Fast tat er ihr ein wenig leid.
    Sie machte nach dieser Begegnung einen langen Spaziergang und kehrte
erst nach zwei Stunden in den Palazzo zurück. Jana hatte ihr eine Nachricht auf
dem Handy hinterlassen. Sie hatte ihren Professor erreicht und bat Antonia,
zusammen mit ihr um achtzehn Uhr in die Uni zu gehen.
    »Er will uns nach seiner Vorlesung treffen.«
    Lustlos trottete sie mit Jana zum Kunsthistorischen Institut der
Universität. Das Foto war klein und nicht besonders scharf. Jemand hatte es
Anfang der vierziger Jahre gemacht, die Lichtverhältnisse nicht richtig
berücksichtigt und auch ein wenig gewackelt. Die Vergrößerung hatte das Bild
noch unschärfer gemacht. Antonia konnte sich nicht vorstellen, dass jemand
daraus Schlüsse ziehen konnte, selbst wenn er Tizian-Spezialist war.
    Sie schöpfte jedoch Hoffnung, als Jana ihr auf dem Weg zur
Universität erzählte, dass ihr Großvater sie seinerzeit mit Professor Marconi
in Kontakt gebracht hatte. Marconi war häufig zum Abendessen im Palazzo gewesen
und hatte mit dem Conte über seine Sammlung gesprochen, ihn auch bei einigen
Anschaffungen beraten.
    »Er ist sogar für ihn zu Händlern nach London und New York gereist.
Ich glaube, niemand, außer Nardo natürlich, kennt Großvaters Sammlung besser
als Marconi.«
    Der Kunsthistoriker, ein sympathischer Endvierziger mit Bauch, Bart
und Brille, empfing sie in seinem Büro. Er wirkte erschöpft, und Antonia nahm
an, dass er nach seiner Vorlesung jetzt lieber etwas Ruhe gehabt hätte. Aber er
griff gutmütig zu einer Lupe, als Jana das Foto der Singers vor ihm auf den
Schreibtisch legte. Marconi schien Jana sehr zu mögen. Immer wieder ruhte sein
Blick wohlgefällig auf seiner Doktorandin, und er lächelte, wenn sie mit ihm
sprach.
    Er betrachtete das Foto ein paar Minuten lang, schien sich aber
nicht schlüssig zu sein.
    »Vom Stil her stammt es vermutlich aus der Spätrenaissance, aber man
kann auf dem Schwarz-Weiß-Foto natürlich nicht erkennen, ob es tatsächlich in
dieser Zeit entstanden ist oder ob es sich um eine Imitation des Stils handelt.
Das Wenige, was ich erkennen kann, ist, dass der Maler sich eng an die
Linienführung von Tizian anlehnt, sehr eng sogar. Man müsste die Farbverteilung
kennen. Bei den großen Venezianern ist das die wichtigste Komponente ihrer
Malerei. Für eine Madonna schaut sie den Betrachter etwas kokett an, ihr Kopf
erinnert an ein anderes Bild Tizians, die berühmte Venus von Urbino, das
Jesuskind hier mithin eher an einen Amor ohne Flügel … Also, ich weiß es nicht.
Vielleicht ist das Bild eher aus seiner Schule als von Tizian selbst.«
    An dieser Stelle mischte sich Jana ein. »Genau das mit der
Venus-Ähnlichkeit habe ich auch gesagt, Professore. Und aus den
Hell-Dunkel-Kontrasten können Sie nichts ablesen?«
    »Wenig. Ich müsste die Komposition der verwendeten Farben sehen. Und
über die Echtheit könnte ich ohnehin nur anhand des

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