Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Canale Mortale (German Edition)

Canale Mortale (German Edition)

Titel: Canale Mortale (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Schumacher
Vom Netzwerk:
sie. »Los, Jana, ruf ihn an! Wir haben keine Zeit
zu verlieren!«
    Jana zog ihr Handy aus der Tasche und wählte Guidos Nummer.
    »Guido ist in Rom. Er hat seine Mailbox eingeschaltet«, sagte sie
nach einigen Sekunden.
    Antonia fluchte leise. »Dann müssen wir Flavia fragen.«
    »Flavia? Was hat sie damit zu tun?«, fragte Jana verwundert.
    Antonia wurde es allmählich zu bunt. Janas Naivität ihrem Liebhaber
gegenüber ärgerte sie, und sie entschloss sich, die Freundin mit der Realität
zu konfrontieren.
    »Guido und Flavia kennen sich. Ich habe es dir bisher nicht erzählt,
aber Tatsache ist, dass ich die beiden zusammen auf der Giudecca gesehen habe.
Und Flavia war auch im kleinen Palazzo. Sie haben sich dort getroffen.«
    Jana wurde blass. »Das kann nicht sein. Onkel Guido kennt Flavia
nicht. Das hätte er mir doch erzählt.«
    Octavia war aufgesprungen und ging unruhig im Salon hin und her.
    »Sie meinen wirklich, mein Schwager kennt diesen Mann, mit dem Ugo
im Stadion gesprochen hat?«
    »Ich habe gesehen, wie er sich sowohl mit ihm als auch mit Flavia
getroffen hat.«
    Octavia ging zum Haustelefon und bat Flavia in den Salon. Als Flavia
eintrat, war ihr Gesicht kalkweiß. Es schien ihr nicht gut zu gehen.
    »Sie wünschen, Signora?«
    »Flavia, Sie kennen meinen Schwager. Sie brauchen nicht zu leugnen,
ich weiß es. Hat Guido Massato etwas mit dem Verschwinden meines Sohnes zu
tun?«
    Flavia richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und sah Octavia kalt
an. »Ich möchte mit Ihnen nicht über meinen Verlobten sprechen!«
    Antonia sah Janas entgeistertes Gesicht und machte ihr hinter
Flavias Rücken ein Zeichen zu schweigen. Octavia zitterte jetzt am ganzen
Körper.
    »Flavia, wenn Sie etwas über Ugos Verbleib wissen und Sie
verschweigen es, machen Sie sich strafbar.« Sie streckte Flavia Guidos Brief
entgegen. »Ich weiß nicht, was Guido Ihnen versprochen hat, aber in diesem
Brief bittet er mich um die Hand meiner Tochter!«
    »Impossibile – unmöglich!« Das Wort entwich Flavias
zusammengepressten Lippen mit einem scharfen Zischlaut. »È impossibile …«,
wiederholte sie tonlos.
    Octavia hielt ihr weiterhin den Brief entgegen, und Flavia nahm ihn.
    »Jetzt, da Mauro tot ist«, musste sie
lesen, »gibt es die Chance, dass sich die Familie wieder
versöhnt. Auch im Andenken an Deine verstorbene Schwester möchte ich Dich
bitten, Jana und mir Deinen Segen zu geben und unserem Glück nicht im Wege zu stehen.«
    Flavia starrte auf das Papier in ihrer Hand, als käme es aus der
Hölle. Sie wankte ein wenig, und für ein paar Sekunden schien sie ihre
Beherrschung zu verlieren. Dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle und gab
Octavia den Brief zurück.
    »Das hat mein Verlobter nicht geschrieben. Das würde er niemals tun.
Das ist eine Fälschung!«
    Octavia riss ihr den Brief aus der Hand. »Das ist die Handschrift
meines Schwagers Guido. Ich bitte Sie noch einmal, uns zu helfen und alles zu
tun, dass Ugo wieder nach Hause kommt.«
    Antonia hatte den Eindruck, dass sich Flavias frostige
Beherrschtheit nach diesem Gespräch in eine Art Leichenstarre verwandelt hatte.
    »Ich weiß nichts, Signora. Ich muss wieder an meine Arbeit. Wenn Sie
mich entschuldigen wollen.«
    Ihre Stimme klang mechanisch wie die eines Roboters. Mit eckigen
Bewegungen ging sie zur Tür und warf sie mit lautem Knall hinter sich zu.
    Im nächsten Augenblick sprang Jana auf und herrschte Antonia an: »Was
soll das heißen? Was meint sie mit ihrem Verlobten? Was hat sie mit Guido zu
tun?«
    Antonia, die keine Lust hatte, Jana weiter zu schonen, erzählte, wie
sie Flavia zum Palast, in dem Guido noch immer seine Wohnung hatte, gefolgt
war.
    »Es tut mir leid, Jana, dass ich so deutlich werden muss. Ich denke,
Guido hat auch Flavia Versprechungen gemacht.«
    Jana war außer sich. Hilflos warf sie sich auf das Sofa und brach in
ein hysterisches Schluchzen aus. Antonia ging zu ihr und berührte sie behutsam
an der Schulter.
    »Jana, so schwer es für dich ist, aber deine Affäre ist jetzt
zweitrangig. Dein Bruder ist vielleicht in Lebensgefahr.«
    Bei dieser Bemerkung sank Octavia in ihrem Sessel zusammen und
schluchzte ebenfalls laut auf. Antonia blieb gelassen und wartete, bis sich die
beiden wieder beruhigten. Jana fasste sich als Erste und versuchte, ihre Mutter
zu trösten.
    »Wir finden Ugo, das verspreche ich dir. Er wird bald wieder bei uns
sein!«
    Antonia war aufgestanden und fragte Octavia, ob sie einen Blick in
Ugos Zimmer

Weitere Kostenlose Bücher