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Canale Mortale (German Edition)

Canale Mortale (German Edition)

Titel: Canale Mortale (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Schumacher
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häufig
betonte, überall traf. Antonia blieb gelassen.
    »Hätte Nardo zum Beispiel wie üblich beim Leben seiner Mutter
geschworen, wäre er nach deren Tod von seinem Eid entbunden gewesen. Aber
dieser Schwur, den Mauros Vater ihn schwören ließ, galt quasi lebenslänglich.«
    Die Polizei war inzwischen Hinweisen aus der Bevölkerung gefolgt
und hatte eine leer stehende Wohnung in Mestre durchsucht. In einem kleinen
Verschlag hinter der Küche hatte man Ugos Baseballmütze gefunden. Als man
Octavia zur Identifikation der Mütze in die Questura lud, hatte man ihr auch
ein Feuerzeug gezeigt, das in der ansonsten nur mit einer Matratze möblierten
Wohnung auf einer Fensterbank gelegen hatte. Das Feuerzeug trug die Initialen  CF , und Octavia konnte bestätigen, dass es aus dem
Besitz ihrer verstorbenen Schwester stammte und nun Guido gehörte.
    Die Polizei suchte nun auch nach Guido, doch er war an seinen
gewohnten Plätzen, den Cafés oder der Pizzeria an den Zattere, seit Tagen nicht
aufgetaucht. Sein Handy war immer ausgeschaltet, sodass Jana ihn nicht sprechen
konnte. Stattdessen rief er Jana an, um ihr mitzuteilen, dass er noch in Rom
sei, sie aber bald in Venedig treffen wolle. Er hoffe, Octavia würde seinem
Antrag zustimmen. Antonia hatte Jana eingeschärft, kein Wort über Flavia zu
sagen. Jana hatte ihn nur hastig nach Marcello gefragt. Aber die Verbindung
wurde, als sie diesen Namen nannte, plötzlich unterbrochen. Guido hatte sich
lediglich mit ihr nach seiner Rückkehr im kleinen Palazzo verabredet.
    Am anderen Morgen erschien Nardo tatsächlich und ging mit
Florian, Jana und Antonia in den Saal. Vorsichtshalber hatte Octavia sowohl
Giovanna als auch Flavia vorher zu Besorgungen nach Mestre geschickt. Als sie
die Tür hinter sich geschlossen und verriegelt hatten, bat Florian den
Restaurator, das Tizian-Bild aus dem zweiten Rahmen zu entfernen und ein
wertloses Bild einzufügen.
    »Die Erpresser kennen womöglich nur die Beschreibung von Aram
Singer, dem Schwiegersohn der früheren Eigentümer. Daher könnten wir den Tizian
durch ein anderes Madonnengemälde ersetzen.«
    Nardo versicherte ihnen, dass dies technisch kein Problem sei, man
müsse nur einen Ersatz finden, der von der Größe passe. Jana winkte ab. Sie
kannte die Sammlung ihres Großvaters sehr genau.
    »Das gibt es hier im Palazzo nicht. Wir haben zwar Bilder in dieser
Größe, aber keine Madonnenbilder. Die Madonnenbilder unten im Flur und im
Magazin des Museums sind alle viel kleiner als dieses hier.«
    Nardo machte sich daran, die Leinwand vorsichtig aus dem Rahmen zu
lösen. Dabei murmelte er vor sich hin, dass ihnen vielleicht Don Orione
weiterhelfen könne. Sowohl in der Kirche als auch im Pfarrhaus gäbe es einige
alte Madonnenbilder.
    Tatsächlich stellte sich heraus, dass Don Orione in einem kleinen
Raum hinter der Sakristei ein paar alte Leinwände mit Heiligen- und
Madonnendarstellungen aufbewahrte. Antonia setzte ihm den Plan auseinander, und
Don Orione suchte zwei Bilder aus, die ihm von der Größe her für einen
Austausch geeignet schienen.
    Jana war allerdings von der ganzen Aktion wenig angetan.
    »Und wenn sie erkennen, dass es kein Tizian ist? Vielleicht bringen
sie jemanden mit, der sich auskennt, und tun Ugo etwas an, wenn sie merken,
dass wir sie reinlegen wollen …«
    Florian versuchte sie zu beschwichtigen. »Wenn sie die Venus-Kopie
mit dem doppelten Rahmen bekommen, und man zeigt ihnen, wie sie den Rahmen
öffnen können, dann wird sie die Raffinesse des Verstecks überzeugen.«
    Antonia fügte hinzu: »Und die Venus-Kopie bekommen sie nur, wenn sie
Ugo freigeben, das ist unsere Chance.«
    Sie wunderte sich im Stillen über Florian, der plötzlich mit ganzem
Engagement bei der Sache war. Während er mit Jana überlegte, welches Gemälde
aus Don Oriones Kirche sie als den Tizian ausgeben sollten, bemerkte sie, wie
Don Orione ihr ein Zeichen gab und sie zu sich winkte. Er ging mit ihr bis zum
anderen Ende des Mittelschiffs und schaute, ob Jana und Florian außer Hörweite
waren.
    »Antonia, ich muss Ihnen etwas Wichtiges sagen. Andrea, der Bruder
Flavias, der bald heiraten will, war gestern bei mir. Er bestand auf der
Ohrenbeichte. Etwas bedrücke ihn schwer, er habe Schuld auf sich geladen und
einer Mutter das Herz schwer gemacht, aber er wollte nicht mit der Sprache
heraus. Er habe bei allem seiner Schwester Flavia gehorcht. Da wurde ich
natürlich hellhörig.«
    »Und Sie haben ihn so gehen lassen?«
    »Mein

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