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Canale Mussolini

Canale Mussolini

Titel: Canale Mussolini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pennacchi Antonio
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Bescheid gegeben hatte. In Italien hatte man es aus der Zeitung erfahren. Der Duce war wütend: »Ah ja? Na, dann werd ich dir’s jetzt mal zeigen.« Ein Gutteil der Schuld lag allerdings beim Schwiegersohn, Galeazzo Ciano, der zu ihm gesagt hatte: »Griechenland? Das schlucken wir in einem Happen.« Und wir marschierten ein – man könnte sagen, bloß um zu beweisen, dass auch wir das Zeug dazu hatten. Was glaubte der denn, wer er war? Der Einzige, der imstande war, Länder zu besetzen? »Das können wir auch!« Und er – Hitler – regte sich mordsmäßig auf: »Ja, du gottverdammter Mistkerl, gibt es dort etwa Erdöl? Was zum Teufel gibt es denn in Griechenland? Die sind doch noch ärmer als ihr, und ihr seid doch bloß hingegangen, um mir eins auszuwischen, der Teufel soll euch holen!«
    Da war aber nichts mehr zu machen. Nun waren wir einmal in Griechenland einmarschiert, auch Onkel Temistocle – ein Peruzzi ist immer dabei –, aber die Griechen versetzten uns solche Schläge und so viele unserer Männer fielen in diesen Bergen, dass sie uns sofort zurückwarfen und in Albanien einmarschierten, von wo aus wir die Offensive gestartet hatten. Sie trieben uns quasi ins Meer, sie standen sozusagen schon vor den Toren von Tirana, es fehlten nur noch etwa hundert Kilometer. Da mussten wir die Deutschen zu Hilfe rufen. »’tschuldige, Adolf, hilf mir doch ein bisschen.« Hätten nicht sie mit ihren Streitkräften und Panzerfahrzeugen eingegriffen und notgedrungen diese neue Front aufgemacht, hätten bald darauf wir uns Griechenland ergeben müssen. Ich weiß nicht, ob Sie sich an das Klagelied der Alpendivision »Julia« im Griechenlandfeldzug erinnern:
    Auf der Brücke von Perati
    die schwarze Fahne,
    das ist die Trauer der Julia,
    die in den Krieg zieht.
    Das ist die Trauer der Julia,
    die in den Krieg zieht,
    die Blüte der Jugend
    geht unter die Erde.
    Nun, wissen Sie, wo Perati ist? Nicht in Griechenland, wie man meinen sollte – da wir ja die Angreifer waren und der Duce vom Balkon des Palazzo Venezia aus tatsächlich gesagt hatte: »Wir werden Griechenland das Rückgrat brechen« –, Perati liegt im Herzen Albaniens. Von wegen Rückgrat, sie haben uns sämtliche Knochen gebrochen, und wenn die Deutschen nicht gekommen wären – ich sage es noch einmal –, wären sie, ich meine die Griechen, in Italien gelandet, und vielleicht wäre das besser so gewesen, dann hätte diese Geschichte wenigstens gleich ein Ende gehabt. Aber nein, die Deutschen kamen, und sie ergaben sich. Und wir besetzten sie, bis auf die letzte Insel und bis ins hinterste Nest. Und griffen hart durch. Ohne Erbarmen. Von wegen, Italiener, »flüchtige Leute« oder Filme wie »Mediterraneo«.
    Der letzte Brief meiner Onkel aus Ostafrika war jedenfalls vom 27. September 1940. Dann nichts mehr. Es sah allerdings so aus, wie ich Ihnen sagte, als wären wir auf der ganzen Linie siegreich, und am Anfang war das auch in Ostafrika so. Wir starteten sofort unsere Offensive, und schon Anfang Juli drangen wir in den Sudan vor und dann auch nach Kenia. Die Engländer wichen zurück, ohne einen Schuss abzugeben. Anfang August zogen wir in Somaliland ein – Britisch-Somalia am Horn von Afrika –, und auch hier räumten die Engländer die Stellungen, sie fügten uns einige Verluste zu, aber dann schifften sie sich in Berbera ein, und ab geht’s. Die Propaganda in Italien und die Wochenschauen, ich kann Ihnen sagen! »Wir haben schon gewonnen«, sagten im Agro Pontino alle.
    Unterdessen hatte auch in Nordafrika die Offensive begonnen – in Libyen, wo Onkel Cesio war, der Jüngste, der Vermessungswesen studierte –, und wir hatten einen Teil von Ägypten besetzt. Man musste nur bis Alexandria kommen – »Was soll schon dabei sein?«, dachten wir –, den Sueskanal einnehmen, die Engländer aus dem Mittelmeer vertreiben, und die Sache war geritzt.
    Aber bis Alexandria sind wir nie gekommen. Zuerst wurden wir bis hinter die Kyrenaika zurückgeworfen. Wir gingen noch einmal in die Offensive, aber ein weiteres Mal mussten wir die Deutschen zu Hilfe rufen – Rommels Afrikakorps –, und im Mai standen wir endlich wirklich in El Alamein, sechzig Kilometer von Alexandria entfernt: »Da drüben ist es, wir haben es praktisch schon eingenommen.« Dagegen sind wir dort stehengeblieben. Wir haben uns tapfer geschlagen – und nicht nur in El Alamein, sondern auch in Tobruk, Bir el Gobi und überall –, und auf dem Gedenkstein der Fallschirmjägerdivision

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