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Canale Mussolini

Canale Mussolini

Titel: Canale Mussolini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pennacchi Antonio
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Verbindung standen. Sie hatten einen gewissen Clerici gefunden, der die Trockenlegung der Pontinischen Sümpfe durchführen wollte und sich schon mit den Fürsten Caetani verständigt hatte, denen das Gebiet gehörte. Turati unterstützte sie, damit sie die staatlichen Zuschüsse bekamen. Dann aber ging die ganze Sache in Rauch auf, es war der »Skandal der Pontinischen Sümpfe«, wie die Zeitungen schrieben. Die wollten die Trockenlegung mit staatlichen Geldern durchführen und das gewonnene Land dann Parzelle um Parzelle an den Meistbietenden verkaufen. Ja, sie hatten sogar schon angefangen, Land zu verkaufen, noch bevor es überhaupt trockengelegt war, und von dem Geld hatten sie sich in Rom Palazzi gekauft.
    1914, in den ersten Junitagen, gab es jedenfalls die Rote Woche: Giolitti war nicht mehr Ratspräsident, das war jetzt Salandra, aber auch sein Geschöpf, und Onkel Pericle hatte seine erste Auseinandersetzung mit dem Priester.
    Wir waren damals in Cavarzere, und im Dorf gab es einen neuen Pfarrer, jung, mit neuen Ideen, der einen Pfarrsaal einrichten wollte und unterdessen die Jungs Fußball spielen ließ. Man spielte barfuß damals, Schuhe zog man bloß beim Militär oder bei der Erstkommunion an, und mit einem Paar Schuhe gingen in einer Familie sämtliche Kinder zur Erstkommunion. Auf dem Feld und auf der Straße lief man immer barfuß, barfuß also auch beim Fußballspielen, und gespielt wurde mit einem dieser ganz schweren Lederbälle von damals. Wenn man den richtig auf den großen Zeh bekam, tat das eine Woche lang weh. Von der Kanzel aus predigte dieser Priester nicht mehr – wie die anderen Priester immer getan hatten –, dass Gehorsam und Ergebung nötig sind, dass man sich nicht auflehnen soll, denn wenn man arm ist, ist das der Wille Gottes; ja, es ist sogar besser so, weil das irdische Leben nicht zählt, und je elender es ist, je mehr Schmerz und Entsagung es bedeutet, umso reicher wird der Herr im Himmel das entlohnen. Ja, es ist nahezu ein Glück, arm zu sein. Obwohl er also so nicht mehr predigte, sah der Priester von Cavarzere die Rote Liga doch nicht gern. Das Rot behagte ihm nicht, und er war bemüht, eine Weiße Liga für gegenseitige Hilfe ins Leben zu rufen, eine katholische Liga aus Tagelöhnern und Bauern, die auch die Interessen der Großagrarier berücksichtigte. Also ganz genauso wie die unsere, die sozialistische, aber ohne all die Gewalt und Ketzerei gegen Gott und Kirche. »Wozu Revolution? Da ist die Kirche, die euch beschützt«, sagte er eines Nachmittags, genau während der Roten Woche, und tadelte die Ausschreitungen und die Fabrikbesetzungen, die harten Streiks der Landarbeiter und die Prügel für Streikbrecher, wenn sie das Vieh der Großgrundbesitzer melken gehen wollten. Bedenken Sie, es war Juni, der Weizen würde bald reif sein, und wenn man Weizen nicht im rechten Augenblick mäht, kann man das nicht einen Monat später nachholen oder einfach noch einmal anpflanzen. Weizen wird einmal im Jahr geerntet, und wenn man den Zeitpunkt der Ernte verpasst, ist das Jahr verloren. Man ist ohne Brot. Das ganze Land ist ohne Brot.
    Onkel Pericle war damals fünfzehn, er war nicht sonderlich entwickelt und noch ein bisschen klein – knappe eins sechzig –, und mit Priestern hatte er sich nie abgegeben. Im Übrigen hat es bei uns in der ganzen Familie Priestern gegenüber nie mehr gegeben als »Guten Tag« und »Auf Wiedersehen«. Aber durch diese Sache mit dem Fußball ging seit einem Weilchen auch Onkel Pericle zusammen mit Onkel Iseo nachmittags neben der Kirche ein bisschen kicken. Tatsache ist, dass sie gerade dort spielten, als es zu dieser Diskussion kam, der Priester politisierte, und er politisierte gegen die Roten, die seiner Ansicht nach alles zerstören wollten, die »Nihilisten« waren. Da sagte mein Onkel zu ihm: »Macht Ihr Witze? Wir haben Hunger. Seht Ihr denn nicht, in welcher Lage uns die Grundbesitzer halten?«
    Und der Pfarrer: »Ja, was Recht ist, ist Recht, auch die Kirche steht auf Seiten der Armen; aber ohne die Gewalttätigkeiten, die Gott beleidigen und zu nichts führen. Ja, wir treten ein für wahre Gerechtigkeit, Freiheit und Fortschritt, denn Christus war ein Arbeiter, er war schließlich kein Reicher, von ihm stammt ja der Spruch, eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in den Himmel kommt.«
    »Ach, das fällt euch aber früh ein«, sagte Onkel Pericle.
    Der andere überhörte das geflissentlich und fuhr fort in seiner

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