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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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prächtigsten Seite. Ein imposanter Anblick. Wir präsentierten uns in unseren Paradeuniformen. Weißes Hemd, graue Hose und schwarze Schaftstiefel, und doch war keine Uniform gleich wie die andere. Wir hatten die Freiheit, unsere Galauniform selbst anfertigen zu lassen. Und alle Legionäre nutzten dieses Privileg. Wir ließen uns Hemden und Hosen von einheimischen Topschneidern in Saigon nach Maß fertigen. Manche kauften sich auch schneidige amerikanische Offiziersblusen, sie mussten nur weiß sein. Die Accessoires waren jedoch einheitlich. Die Fremdenlegion war eine der wenigen Einheiten der französischen Armee, der es gestattet war, die siebenflammige Granate an der rechten Brust zu tragen. In die explodierende Granate war die Zahl 13 graviert, die Bezeichnung unserer Brigade. Das für die Fremdenlegion typische Erkennungsmerkmal trugen wir auf dem Kopf. Das berühmte Képi blanc, der Stolz der Legion. Alle Legionäre und niederen Dienstgrade trugen diese Art weißen Tschako mit kurzem, schwarzem Schirm. Die Képis der Unteroffiziere und Offiziere waren schwarz, mit rotem Deckel. Les épaulettes waren ein farbenprächtiger Schulterschmuck, deren dunkelgrünes Kernstück von einer roten Bordüre mit langen roten Fransen umfasst war. Grün für das Land, Rot für das Blut – die Farben der Fremdenlegion. Ein fester Bestandteil der Paradeuniform war die dunkelgrüne Krawatte, deren unteres Ende in die Hose geschoben wurde, und eine goldene Krawattennadel sicherte ihren perfekten Halt. Die Geißel der Unteroffiziere war die breite dunkelblaue Bauchbinde. Vor jeder Parade wurde der Sitz der ceinture bleu, die über der Uniform getragen wurde, peinlichst genau kontrolliert. Und über diese Bauchbinde banden wir einen weißen Gürtel. Auf der linken Brustseite wurden persönliche Orden und Verdienstzeichen getragen. Dabei waren die Vorschriften recht locker. Viele Legionäre trugen Fantasieorden, die sie bei Händlern in Cholon kauften oder sich von Goldschmieden anfertigen ließen. Ich trug mein Kriegskreuz mit Bronzesternen, das ich für verschiedene Kampfeinsätze erhalten hatte.
    Vor der großen Parade hatten die Unteroffiziere vor ihren Gruppen Aufstellung genommen und den sieben Punkte umfassenden Ehrenkodex der Legion verlesen, den wir im Chor wiederholen mussten. Einmal mehr bekräftigten wir stimmgewaltig, Frankreich treu ergeben zu sein, die Kameradschaft der Legionäre zu wahren und uns diszipliniert und mutig zu verhalten. Außerdem schworen wir, auf Sauberkeit zu achten, unerbittlich zu trainieren und die im Kampf besiegten Feinde zu achten. Immer, wenn wir diesen Ehrenkodex hinausbrüllten, liefen mir kalte Schauer über den Rücken. In diesen Momenten war ich derartig motiviert und aufgedreht, dass ich mich sofort in jedes Kampfgetümmel geworfen hätte. Für mich war es eine Art Gebet.
    Nach dieser Unterweisung marschierten wir mit Musikbegleitung, Kompanie für Kompanie, auf den Exerzierplatz vor der Offiziersmesse und nahmen Aufstellung. Da stand ich nun, mit stolzgeschwellter Brust und harrte erwartungsvoll der minutiös geplanten Abläufe dieses Festes. Heute war der höchste Festtag der Fremdenlegion. Heute war Camerone-Tag. Wo auch immer auf der Welt Legionäre stationiert waren, sei es im Hauptquartier, im Ausbildungslager oder auf den entlegensten Wachposten, alle feierten am 30. April jeden Jahres den Camerone-Tag.
    Eine Vielzahl geladener Gäste aus Politik und Wirtschaft mit ihren Familien drängte sich hinter den Absperrungen, um das Schauspiel zu bewundern. Am Camerone-Tag war der Zutritt zur Kaserne frei. Da wir uns aber im Krieg befanden, wurden die Identitäten der Besucher peinlich genau überprüft, um Anschläge zu verhindern. Nach der Nationalhymne schritten Chef de Bataillon Rossi, sein Stab und einige Honoratioren die Front der aufgestellten Kompanien ab. Danach wurden verdienten Legionären, Unteroffizieren und Offizieren Orden und Ehrenzeichen für besondere Tapferkeit bei Einsätzen im Vorjahr verliehen. Ich wusste, dass ich für den Kampfeinsatz während der Operation Revanche ebenfalls für einen Orden vorgesehen war. Natürlich hätte ich die Auszeichnung gerne am heutigen Tag entgegengenommen, aber die Mühlen der Bürokratie mahlten auch bei der Fremdenlegion langsam. Ich musste, wie die anderen Helden der Operation, auf einen späteren Zeitpunkt warten.
    Chef de Bataillon Rossi lobte in seinem Tagesbefehl die besondere Tapferkeit und den Mut des gesamten Bataillons. Dann

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