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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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Minh-Agenten auf Fremdenlegionäre gekommen war. Cholon war durch seine Nähe zum Fluss, dem Mangrovendschungel und auch wegen der dichten Besiedelung ein ideales Versteck für feindliche Rebellen. Ich war nur mit meinem Messer, das im Stiefelschaft steckte, bewaffnet. Da ich aber keine Gefahr verspürte, war ich recht sorglos.
    Horst klopfte an die Tür. Kurz darauf öffnete sich eine kleine Klappe. Ein alter Vietnamese mit langem weißem, schütterem Bart schaute durch die Gitterstäbe. Als er Horst erkannte, öffnete er wortlos die Tür. Wir betraten einen etwa fünf Meter langen und drei Meter breiten Vorraum. Die Seitenwände waren mit Bambusstangen verbaut, an denen Haken für die Garderobe befestigt waren. Das schwache Licht eines gelben Papierlampions spiegelte sich in den Glaseinsätzen der gegenüber befindlichen Schwingtür aus Holz. Der alte Mann blieb im Vorraum stehen, verneigte sich höflich und wies uns mit einem Handzeichen an, durch die Tür zu gehen. Wir betraten einen etwa 20 Meter langen und 15 Meter breiten Saal. An der rechten Seite führte eine Treppe hinauf zu einer Galerie, die rund um den gesamten Saal lief. In der Mitte des Raumes stand eine überdimensionierte, goldglänzende Buddhastatue, umgeben von Steinen und Bambuspflanzen. Unter der Galerie befanden sich Nischen mit Tischen und Sesseln. Das Lokal war schlicht, aber sauber. Die Wände waren durchgängig mit Bambusstangen verkleidet, die Tische und Sessel aus Teakholz. Lampions in verschiedenen Farben sorgten für eine sparsame, aber ausreichende Beleuchtung. Ein junges vietnamesisches Mädchen kam auf uns zu und begrüßte uns mit einer Verneigung und dem typisch asiatischen Lächeln. Sie bat uns, ihr zu folgen und führte uns zu einer leeren Nische. Horst und ich nahmen Platz, während das Mädchen verschwand. Kurz darauf brachte sie einen weiteren Lampion, hängte ihn über unseren Tisch und entfernte sich wieder. Ich blickte mich um. Das Lokal war spärlich gefüllt. Nur fünf Tische waren besetzt. Die Gäste waren vermutlich vietnamesische Geschäftsleute, jedenfalls schloss ich das aus ihrer eleganten Kleidung. In einer Ecknische an der gegenüberliegenden Seite, die von meinem Platz schwer einsehbar war, saßen zwei Männer. Ich glaubte, eine Uniform der Fremdenlegion zu erkennen. Aber ich war mir nicht sicher. Das junge Mädchen kam an unseren Tisch zurück und überreichte uns Speisekarten. Dachte ich zumindest. Denn ganz oben auf der Karte stand nur „Canard Saigon“. Darunter waren einige Getränke angeführt.
    „Zwei Mal Canard Saigon und zwei Flaschen Bier“, bestellte Horst. Das Mädchen nickte lächelnd und verschwand.
    „Ich dachte, wir gehen groß essen“, sagte ich. „Die Speisekarte ist aber mehr als dürftig.“
    „Hier gibt es nur ein Gericht, aber ich verspreche dir, diese Ente ist ein besonderer Leckerbissen“, versprach Horst mit einem geheimnisvollen Gesichtsausdruck.
    „Wo, in Gottes Namen, bin ich hier wieder gelandet?“, fragte ich mehr mich selbst als ihn. „Kein Firmenschild, eine Spelunke in der finstersten Ecke des verruchtesten Viertels der Stadt. Eine einzige Speise auf der Karte, und trotzdem scheinen die wenigen Gäste ziemlich betucht zu sein. Wie kommen die überhaupt hierher? Ich habe kein einziges Fahrzeug gesehen, und zu Fuß wagt sich sicher niemand in diese Gegend.“
    Horst lachte. „Hinter dem Haus ist ein bewachter Parkplatz, alles andere wäre wirklich zu gefährlich“, erklärte er. „Außerdem ist das ein echt verschwiegenes Plätzchen. Ein Geheimtipp, wenn du so willst. Nicht viele wissen von der Existenz dieses wunderbaren Restaurants.“
    „Wie, zum Teufel, hast du dann davon erfahren?“
    „Ich sagte dir schon, dass ich öfter Chauffeur für die hohen Tiere spielte. Und einmal fuhr ich einen allerhöchsten Offizier unseres Vereins in Begleitung eines höchstrangigen vietnamesischen Politikers hierher. Wie du wahrscheinlich bemerkt hast, steht kein Preis auf der Karte, Charles. Das ist nicht der billigste Laden, aber er ist jeden Sous wert, das kann ich dir versprechen.“
    Zwei bildhübsche Vietnamesinnen kamen an unseren Tisch. Lange schwarze Haare umrahmten die Gesichter aus Milch und Honig. Beide trugen ein Tablett mit einer Flasche Bier und einem Glas. Sie stellten sich artig vor unserem Tisch auf und verneigten sich höflich. Die roten Ao Dais betonten ihre verführerischen Rundungen. Hier standen zwei atemberaubende Schönheiten mit unseren Getränken und

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