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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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Vorbereitungen. Er zog die Handschuhe an, schlüpfte in seinen grauen Tyvek-Schutzanzug und stülpte die rutschfesten Überziehschuhe über. Die Schlaufe des Elektroschockers zurrte er an seinem Handgelenk fest. Mit einem Kontrollblick versicherte er sich, dass das Tuch und die Flasche mit Chloroform griffbereit waren. Er schaute durch das Heckfenster und wartete. Plötzlich fuhr eine Welle der Erregung durch seinen Körper. Er hatte sie erblickt. Und sie kam allein, wie immer. Er setzte sich den Gesichtsschutzschirm, eine Art Vollvisier, auf und zog die Kapuze des Anzugs über den Kopf. Vorsichtig öffnete er die Seitentür des Wagens und trat einen Schritt zurück, um nicht gesehen zu werden. Sein Blut pulsierte. Sie kam näher. Er blickte durch die offene Schiebetür zum Fahrerhaus, um zu überprüfen, ob von der Frontseite Gefahr drohte. Es war alles in Ordnung. Er nahm das Tuch in seine linke Hand, entstöpselte die Flasche mit seiner rechten und tränkte es mit Chloroform. Sie war jetzt neben dem Wagen. Er hielt den Atem an. Der Pulsschlag dröhnte in seinem Kopf so laut, dass er fürchtete, sie könnte ihn hören. Jetzt ging sie arglos an der Seitentür vorbei. Blitzschnell schaute er nochmals in alle Richtungen, dann wuchtete er seinen Körper aus dem Laderaum.
    Sie hatte keine Chance. Er aktivierte den Elektroschocker an ihrem Nacken. Sie klappte sofort zusammen. Er presste ihr das Tuch ins Gesicht und fing ihren zusammensackenden Körper auf. Sie gab keinen Laut von sich. Blitzschnell sprang er, sein Opfer fest umklammert, durch die Seitentür in den Laderaum. Er legte sie auf den Boden und schloss die Tür. Zwei schnelle Blicke zeigten, dass keine Gefahr drohte. Der Überfall hatte keine 15 Sekunden gedauert. Er grunzte zufrieden und spürte, wie sich sein Pulsschlag normalisierte. Na also, es hat doch alles geklappt, dachte er und atmete tief durch. Er schaltete die Innenbeleuchtung ein, schloss die Verbindungstür zum Fahrerhaus und zog die Innenjalousien der Heckfenster herunter. Jetzt konnte niemand den Lichtschein im Laderaum sehen. Er trat zu seinem Opfer und kniete neben ihm nieder. Zärtlich strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Gute Wahl und perfekte Ausführung, dachte er stolz. Ich werde immer besser. Sie regte sich, ihre rechte Hand zuckte. Sie wird wach, dachte er. Er träufelte reichlich Chloroform auf das Tuch und presste es ihr auf Mund und Nase. Sie fiel in eine tiefe Ohnmacht. Er hob sie auf und fesselte sie auf die gleiche Art wie seine anderen Opfer. Mit schnellen, geübten Handgriffen verrichtete er sein Werk. Jetzt aber nichts wie weg von hier, dachte er. Er drehte die Beleuchtung ab, ging nach vor und setzte sich auf den Fahrersitz. Zufrieden atmete er tief durch. Er fühlte sich großartig. Der Schwellschädel war verschwunden und er war topfit. Lächelnd dachte er an seine Beute. Und die Vorstellung der Sinnesfreuden, die ihm bevorstanden, verschaffte ihm den schmerzlich vermissten Ständer. Na also, es ist alles in Ordnung mit mir, dachte er und startete den Wagen.

Mattersburg, Freitag, 23. April 2010, 22.00 Uhr
    Marc Vanhagen saß in seinem Arbeitszimmer am Computer und studierte die Fakten der Mordserie. Seit über einer Stunde beschäftigte er sich schon mit den Dateien. Er schloss die Augen und griff sich mit Daumen und Zeigefinger an die Nasenwurzel. Mit sanftem Druck versuchte er, die beginnenden Kopfschmerzen wegzumassieren. Er erschrak ein wenig, als er hörte, wie die Tür aufging. Er schaute auf und sah Freddy im Türrahmen stehen.
    „Marc, was machst du?“
    „Arbeiten, Freddy, arbeiten“, antwortete er und stieß einen hörbaren Seufzer aus. „Aber ich sehe kein Licht am Ende des Tunnels.“
    „Sei froh! Wenn du in einem Tunnel Licht siehst, kann es auch der Arlbergexpress sein, der dir entgegendonnert.“
    Marc lachte. „Ich fühle mich so, als hätte mich eben ein Zug überrollt.“
    Freddy kam näher, stellte sich neben seinen Sessel und legte die Hand auf seine Schulter.
    „Für einen geräderten, zerstückelten und zermantschten Mann siehst du aber verdammt gut aus.“ Sie beugte sich hinunter und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
    „Bist du vielleicht ein Zombie, mein Freund? Muss ich mich gar vor dir fürchten?“, hauchte sie.
    Marc lachte wieder. Bevor er eine Antwort geben konnte, nahm sie seine Hand und zog daran.
    „Komm, du Untoter, wir gehen spazieren.“
    „Was, jetzt noch?“ Er blickte auf seine Uhr.
    „Stell dich nicht so

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