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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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Schreudl. „Also ehrlich, Herr Vanhagen, wenn ich Ihnen so eine Geschichte erzählen würde, würden Sie mich doch für einen Vollidioten halten, oder? Ich meine, ich habe einen Ruf zu verlieren, und mache mich doch nicht lächerlich.“
    „Da haben Sie wohl recht, Herr Schreudl“, sagte Marc. „Als Politiker muss man doppelt vorsichtig sein.“
    „Na ja, das mit dem Politiker ist vorläufig nicht aktuell“, murmelte Johann Schreudl kleinlaut. „Die Politik ist ein Dschungel voller Fallstricke. Du rackerst und kämpfst und mühst dich ab und bist dennoch der Willkür von Ignoranten ausgeliefert.“
    „So schlimm ist es?“, fragte Marc.
    „Ich übertreibe ein wenig. Aber bei den derzeitigen politischen Verhältnissen ist es nicht einfach, einen Platz an der Sonne zu ergattern. Dabei wäre viel zu tun. Sehen Sie nur die vielen Ausländer, speziell in Wien, an. Ganze Stadtteile sind überfremdet, die Moscheen wachsen wie die Schwammerln aus der Erde, und in manchen Schulklassen sitzt kein einziges Kind mit deutscher Muttersprache.“
    „Sie arbeiten jetzt bei der ASFINAG“, lenkte Marc das Gespräch auf ein anderes Thema, bevor ihm schlecht wurde. Er hatte so gar keine Lust, sich das verblödete Parteiprogramm vorbeten zu lassen.
    „Für welchen Bereich sind Sie zuständig?“
    „Ich bin Leiter der Videoüberwachung auf den Autobahnen“, antwortete Schreudl mit einem Anflug von Stolz in seiner Stimme.
    „Ah, sehr nützliche Einrichtung“, sagte Marc. „Wir bedienen uns, wenn notwendig, auch dieser Überwachungskameras. Wir würden uns nur eine höhere Auflösung wünschen.“
    „Das alte Lied“, sagte Schreudl. „Aber das ist eine reine Budgetfrage. Ohne Geld ka Musi.“
    „Na, vielleicht wird es eines Tages besser. Jedenfalls danke ich Ihnen, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben.“
    Marc und Sandra verabschiedeten sich und gingen zum Wagen. Bevor Marc den Motor startete, wandte er sich an Sandra. „Und, was meinst du?“
    „Der ist zweifellos ein gut aussehender Mann. Aber kalt wie eine Hundeschnauze. Hast du die Einrichtung gesehen? Da sieht es aus wie in einer Intensivstation für Komapatienten.“
    Mark lachte. „Du übertreibst. Das ist die Wohnung eines männlichen Singles.“
    „Brrr“, sagte Sandra und schüttelte Kopf und Oberkörper. „Aber etwas anderes ist mir aufgefallen. Erst konnte er sich nicht recht an das Seminar erinnern. Dann sprach er vage von irgendwelchem Sex mit Tieren. Und plötzlich wusste er sehr wohl, dass in der Geschichte eine Ente gevögelt wurde.“
    „Sehr gut beobachtet, Sandra“, sagte Marc nachdenklich. „Glaubst du ihm, dass er nichts weitererzählt hat?“
    „Das kaufe ich ihm ab“, antwortete Sandra. „Die Entrüstung war echt. Was die Frage aufwirft, ob der gesuchte Täter sich die Geschichte nicht als sein Geheimnis umfunktioniert hat. Der Mörder hat kein Interesse, dass seine Fantasie publik wird.“
    „Kommt Schreudl für dich als Täter infrage?“, fragte Marc überrascht.
    „Für dich nicht? Ich weiß auch nicht. Sein Auftreten war doch sehr selbstsicher. Er ist auch keineswegs nervös geworden. Denn wenn er der Täter ist, müsste er einen Schock erlitten haben, dass wir seinem Motiv und ihm schon so nahe sind. Aber so unwahrscheinlich das scheint, er passt immer noch in das Täterprofil.“
    „Ich stimme dir zu, Sandra“, sagte Marc. „Wir werden im Umfeld des Herrn Schreudl weiter ermitteln. Wenn er der Täter ist, macht er jetzt vielleicht Fehler. Aber das haben wir auch von Dr. Klein gedacht. Und wenn der der Gesuchte ist, hat er sich bisher keinen Fehler erlaubt.“ Er startete den Wagen und sie fuhren los.

Wien, Samstag, 24. April 2010, 16.30 Uhr
    Auf dem Weg in den 19. Bezirk, einem Nobelviertel Wiens, schaltete Marc die Freisprecheinrichtung in seinem Wagen ein. Er telefonierte mit Martin Schilling. Martin konnte von keinem Fahndungserfolg berichten. Der Jaguar samt seinem Besitzer war wie vom Erdboden verschluckt. Nicole war zur Fischerhütte gefahren, aber dort hatte niemand den Doktor gesehen.
    Das nächste Telefonat führte Marc mit Simon Hoffer. Der Ermittlungsgruppe gegen Extremismus war ein dicker Fisch ins Netz gegangen. Ein in Deutschland lang gesuchter Gewalttäter war zufällig zu Besuch bei einem der Abonnenten von Konrad Schliemann. Simon berichtete, dass von den bisher überprüften Personen nur einer in das Täterprofil passe. Er versprach, dessen Umfeld und Zeitangaben genauestens zu überprüfen. Er

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