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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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„Haben oder hatten Sie schon Probleme mit Ihrer Schilddrüse?“
    Bayer hob überrascht seine Augenbrauen.
    „Interessant, Frau Kessler“, sagte er. „Sie sind die erste Frau, die vor dem ersten Date ein Gesundheitsattest von mir verlangt.“ Marc und Sandra lachten hellauf.
    „So war meine Frage nicht gemeint“, gluckste Sandra.
    „Na, ist schon recht“, sagte Bayer. „Laut meinem Hausarzt hatte ich vor zwei Jahren einen Bandscheibenvorfall, ich habe erhöhte Cholesterinwerte und eine Verkrümmung der linken Nasenscheidewand. Leider reichen diese Gebrechen nicht für eine Frühpensionierung. Ich hoffe, mein Gesundheitszustand genügt Ihren Ansprüchen.“
    Sandra schüttelte lachend den Kopf und ging zur Wohnungstür. Marc und Bayer folgten ihr.
    „Sie sind selbstständiger Trainer“, sagte Marc. „Wie laufen die Geschäfte?“
    „Ich kann nicht klagen“, antwortete Bayer. „Die Auslastung ist gut. Die letzten vier Wochen hatte ich durchgehend Seminare. Zwei in der Steiermark, eines in Salzburg und eines Wien. Nächste Woche bin ich in Baden, dann wird es etwas ruhiger.“
    Marc und Sandra verabschiedeten sich an der Wohnungstür und stiegen die Treppe nach unten.
    „Ein witziger Kerl“, sagte Marc zu Sandra.
    „Das kannst du laut sagen.“
    „Glaubst du, er hat mit den Mordfällen zu tun?“
    „Er passt nicht ganz ins Profil“, sagte Sandra. „Ehrlich gesagt halte ich ihn nicht für verdächtig. Schade, dass er uns nicht sagen konnte, wem er die Geschichte erzählt hat.“
    Marc nickte. „War das nicht blauäugig von mir, zu erwarten, dass wir auf diesem Weg weiterkommen?“
    „Haben wir eine andere Möglichkeit?“, fragte Sandra.
    „Auch wieder wahr“, antwortete Marc. „Aber der Bayer hat dir gefallen, oder?“
    Sandra blickte verlegen auf die Stufen, die sie hinunterschritten, und lächelte. Marc meinte sogar, einen Anflug von Erröten in ihrem Gesicht auszumachen.
    „Ach, red doch keinen Blödsinn. Du weißt doch genau, dass ich in einer Beziehung lebe. Und ich habe nicht vor, das zu ändern.“
    Marc verkniff sich jeden weiteren Kommentar. Er lächelte. Überzeugt hatte ihn die Aussage von Sandra nicht.

Wien, Samstag, 24. April 2010, 14.00 Uhr
    Marc und Sandra hatten auf ihrem Weg zur nächsten Adresse an einem Würstelstand angehalten und einen kleinen Imbiss zu sich genommen. Ausreichend gestärkt, setzten sie ihre Fahrt fort. Marc kam bei geringem Verkehrsaufkommen gut voran. Er fuhr die Mariahilfer Straße stadteinwärts. Vorbei am Westbahnhof, überquerte er den Gürtel und bog wenig später nach links in die Neubaugasse ein. Problemlos fand er eine Parklücke.
    Sie stiegen aus und Marc deutete mit der Hand auf das Gasthaus zu ihrer Rechten.
    „Da hätten wir auch essen können“, sagte er. „Beim Schnitzelwirt war ich schon ewig nicht.“
    „Ich auch nicht“, sagte Sandra. „Servieren die immer noch diese riesigen Portionen?“
    „Die Schnitzel hier sind so groß, dass du den Teller nicht mehr siehst, auf dem sie serviert werden“, schwärmte Marc.
    „Ich habe mir früher immer mehr als die Hälfte der Portion einpacken lassen“, sagte Sandra.
    Sie gingen an dem Gasthaus vorbei und betraten das Nebenhaus.
    „Wer erwartet uns jetzt?“, fragte Marc.
    „Jürgen Janovski, 46 Jahre alt, ledig, arbeitet als Buchhalter bei Makoplast, einer Firma, die Verpackungsmaterial herstellt“, las Sandra von einem Computerausdruck ab. „Auf seinen Namen ist kein Kraftfahrzeug angemeldet.“
    „Hat die Firma Kastenwagen angemeldet?“, fragte Marc.
    „Johannes ist dabei, das zu prüfen.“
    Die beiden gingen in den ersten Stock des Gebäudes und standen vor der Tür mit dem Namensschild Janovski. Marc betätigte den Türklopfer. Kurze Zeit später ging die Tür auf und ein großer, vollbärtiger Mann in einem roten T-Shirt stand vor ihnen.
    „Herr Janovski, wir ...“, sagte Marc.
    „Moment“, unterbrach ihn der Mann mit tiefer Stimme. Er drehte den Kopf. „Jürgen, die Herrschaften wollen zu dir“, rief er in die Wohnung. Er wandte sich wieder den Ermittlern zu. „Er kommt gleich“, brummte er, machte kehrt und verschwand. „Wer ist es, Schatz?“, hörten Marc und Sandra eine Stimme.
    „Weiß ich nicht, die wollen zu dir.“
    Sekunden später tauchte ein schmalbrüstiger Mann mit Halbglatze und einer dicken Brille auf der Nase in der halb geöffneten Tür auf. Sein Gesicht war schmal, länglich und um die Mundwinkel von tiefen Falten zerfurcht. Marc und Sandra

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