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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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beiden Ermittler verabschiedeten sich nochmals und machten sich auf den Weg zu ihrem Auto.
    Während sie zum Bundeskriminalamt fuhren, fragte Marc, welchen Eindruck Sandra hatte.
    „Der Typ ist ein Arschloch, wie es im Buche steht“, legte sie los. „Ein Mega-Macho. Hast du bemerkt, wie der mit Frau und Tochter umgeht? Ein Despot, ein selbstgefälliger, überheblicher Pfau. Dem traue ich zu, dass er seine Mädels auch schlägt. Hast du bemerkt, wie eingeschüchtert die sind? Ich hasse solche Männer. Der hat ein Gehabe wie ein eingebildeter Gockel und ein Frauenbild aus dem Mittelalter. Vor dem graust mir richtig. Wenn der einmal Selbstmord macht, braucht er sich nur von seinem eigenen Ego stürzen, dann ist er sicher tot.“
    Marc lachte. Sandra hatte jetzt richtig Dampf abgelassen.
    „Und ist er tatverdächtig?“
    „Er passt ins Profil. Und du kannst mir glauben, das Umfeld dieses feinen Herrn tranchiere ich höchstpersönlich wie eine Weihnachtsgans. Und wenn er der Täter ist, will ich ihm die Handschellen anlegen. Das musst du mir versprechen, Marc.“
    „Versprochen“, sagte Marc. Die restliche Fahrtzeit zum BKA hingen sie schweigend ihren Gedanken nach.
    Im War Room angekommen, setzten sich Marc und Sandra mit Fritz Stainer und Johannes Schmied zusammen. Sie besprachen die weitere Vorgehensweise. Die beiden Computerspezialisten sollten das Umfeld von Mag. Burek und Johann Schreudl durchleuchten.
    Nach der Besprechung verabschiedete sich Marc und machte sich auf den Heimweg. Er stieg in seinen Wagen, und bevor er den Motor startete, warf er einen prüfenden Blick auf den Rücksitz. Er freute sich, dass der Blumenstrauß, den er zwischendurch besorgt hatte, noch frisch aussah. Da wird Freddy Augen machen, dachte er lächelnd und schwelgte in Erinnerung an den gestrigen Abend.

Mattersburg, Sonntag, 25. April 2010, 4.17 Uhr
    „Marc, Marc!“ Er brauchte einige Augenblicke, bis er die Stimme als die seiner Frau erkannte.
    „Ja, was ist los?“, brummte er schlaftrunken.
    „Marc, dein Handy läutet“, sagte Freddy.
    Erst jetzt nahm er den Klingelton wahr. Er stieg aus dem Bett und nahm das Gespräch an. Es war die Einsatzzentrale. Ein Streifenwagen hatte wieder eine Frauenleiche entdeckt. An exakt derselben Stelle, an der Maricela Rodriguez aufgefunden worden war. Marc forderte eine Gruppe des Erkennungsdienstes an und veranlasste, dass seine Ermittler aus den Federn gescheucht wurden. Während er sich ankleidete, stand Freddy auf, um ihm einen Kaffee zu machen. Marc trank den Kaffee im Stehen, küsste seine Frau und eilte zum Auto.
    Verdammt, dachte er, als er den Wagen startete und losfuhr, der einsetzende Nieselregen wird die Spurensuche zusätzlich erschweren. Um diese Uhrzeit war kaum Verkehr, er kam schnell voran. Von Weitem sah er das blaue, blinkende Licht des Einsatzfahrzeuges, das die Einfahrt zum Rastplatz blockierte. Er gab sich dem Beamten zu erkennen und fuhr auf den Parkplatz. Marc stieg aus und verschaffte sich einen Überblick. Von der Leiche war nichts zu sehen. Die beiden Streifenpolizisten hatten mitgedacht und die Tote wegen des Regens mit einer Plane zugedeckt.
    „Ausgezeichnete Arbeit“, lobte Marc den Polizisten, der auf dem Gehsteig vor dem Fundort wartete. „Was können Sie mir berichten?“
    „Wir haben die Tote um 4.09 Uhr entdeckt“, sagte der Streifenbeamte. „Seit diesen Mordfällen kontrollieren wir die Streckenabschnitte der Autobahn intensiver. In Abständen von 45 Minuten fahren wir hier vorbei. Der Parkplatz war leer, als wir die Leiche fanden. Wir haben die Zentrale verständigt und die Zufahrt abgesperrt. Als der Regen einsetzte, haben wir die Leiche abgedeckt.“
    „Haben Sie etwas berührt oder verändert?“
    „Ich habe nach dem Puls gefühlt, aber da war nichts mehr zu machen.“
    „Ist Ihnen etwas Besonderes aufgefallen?“
    „Die Tote ist nackt, ihr Kopf steckt in einem gelben Plastiksack, und sie hat weiße Socken an. Ihre Hände sind hinter dem Rücken mit einem Gewebeband gefesselt. Und sie liegt inmitten von Abfällen.“ Der uniformierte Kollege schluckte und sah für einen Moment zu Boden. „Das war ein entsetzlicher Anblick. Das ist ein kleines zierliches Mädchen. Ich muss dauernd an meine zehnjährige Tochter denken.“ Er deutete mit der Hand auf die Plane. „Und die da ist nicht viel älter.“
    Marc spürte Entsetzen in seinen Eingeweiden aufsteigen.
    „Na ja, wir werden sehen“, murmelte er und hoffte, dass der Polizist sich irrte.

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