Canard Saigon (German Edition)
Informationen kümmern will.“
„Ich glaube, wir haben das Opfer identifiziert“, sagte Marc leise. Immer wieder tauchte der Anblick des vergewaltigten Kindes vor seinem geistigen Auge auf. Er schüttelte den Kopf, als wolle er dieses Bild aus seinem Gehirn schleudern.
„Martin und Nicole, ihr kümmert euch sofort um Skender Simaku. Ruft ihn aber erst an, wenn wir die Tote endgültig identifiziert haben. Fritz soll euch die Kontaktdaten und alle Daten, die er findet, ständig durchgeben. Wir rufen euch in etwa 20 Minuten an. Bis dahin sollte die Gerichtsmedizinerin fertig sein.“
Martin und Nicole verabschiedeten sich. Ein Beamter des Erkennungsdienstes stieg in den Wagen ein und stellte sich zu ihnen. Sandra fuhr mit der Untersuchung des Rucksacks fort. Sie zog das Stück Jeansstoff heraus und legte es auf den Tisch. Es handelte sich um einen Minirock, der bis zum Zippverschluss aufgeschnitten war. Der Kollege vom Erkennungsdienst legte ihn vorsichtig in eine Papiertüte, die er sorgfältig beschriftete. Nach und nach legte Sandra den Inhalt des Ruckssacks auf den Tisch. Ein hellblaues Hemd, ein Jeans-Gilet, ein weißes Unterleibchen und ein weißes Höschen kamen zum Vorschein. All diese Kleidungsstücke waren auf die bekannte Art zerschnitten und achtlos in den Rucksack gestopft worden. Sandra legte ein Goldkettchen mit einem Anhänger, der eine Tänzerin symbolisierte, ein Bettelarmband und zwei silberne Ohrringe auf den Tisch. Die nächsten Kleidungsstücke waren eine Überraschung. Spitzenschuhe mit Bändern, eine Ballettstrumpfhose und ein dunkelblauer Ballettanzug, fein säuberlich zusammengelegt, landeten auf dem Tisch. Im vorderen Fach des Rucksacks fand Sandra eine gelbe Mädchengeldbörse. In den verschiedenen Fächern befanden sich ein Schülerausweis, ein Mitgliedsausweis der Tanzschule Ballettflöhe , 18 Euro und drei Fotos. Ein Brustbild zeigte ein junges Mädchen mit mittellangen dunkelbraunen Haaren. Auf dem zweiten Foto war ein etwa 25 Jahre alter Mann mit schwarzem Haar und Oberlippenbart zu erkennen. Das dritte Foto zeigte denselben Mann neben einer etwa 45-jährigen Frau mit einem weißen Kopftuch.
„Das könnte Zamira sein“, sagte Marc und deutete mit dem Finger auf das Bild des Mädchens. „Und das ist vielleicht der Bruder. Aber das wissen wir noch nicht.“
Die Tür des Transporters wurde geöffnet, und ein vermummter Mann steckte den Kopf herein.
„Die Frau Doktor lässt Ihnen ausrichten, sie wäre dann so weit“, sagte eine Männerstimme.
„Danke, ich komme sofort“, antwortete Marc.
„Paul, sende die Fotos bitte sofort in den War Room. Und dann kümmerst du dich um die Schule und diese Tanzschule. Fritz soll dir alle Kontaktdaten besorgen. Johannes soll ihn unterstützen. Und ruf auch Simon Hoffer an. Sag ihm, es brennt, und wir brauchen ihn sofort. Treib die Direktoren, Lehrer und Mitschüler auf. Und den Leiter der Tanzschule, die Trainer und die Ballettschüler. Martin und Nicole sollen die Nachbarn des Mädchens befragen. Ich will einfach alles wissen und das sofort.“
Red Bull Pauli runzelte die Stirn. Er sah auf die Uhr.
„Du weißt schon, dass heute Sonntag ist. Und es ist 5.40 Uhr. Die werden eine Freude haben.“
„Das ist mir egal. Wir haben einen Serienmörder zu finden“, sagte Marc ärgerlich, zügelte aber sofort seine Stimme. „Das werdet ihr allein nicht schaffen. Fordere für die Befragungen der Mitschüler Unterstützung bei den nächstliegenden Polizeiinspektionen an. Thomas Gridler soll das koordinieren.“ Er ging zur Wagentür und stieg aus. „Sandra, wir beide begeben uns jetzt in das Zelt des Grauens.“
Sarah Baldinger erwartete sie am Zelteingang. Der Regen hatte inzwischen aufgehört, aber der Himmel war nach wie vor wolkenverhangen. Sie betraten das Zelt. Die Beamten des Erkennungsdienstes hatten inzwischen die Abfälle gesichert und eingetütet. Die Gerichtsmedizinerin hatte die Leiche des Mädchens etwas gedreht. Der kleine Körper befand sich in Rückenlage, soweit die gefesselten Hände das zuließen. Die ein wenig gespreizten Beine gaben den Blick auf ihren zart behaarten Schambereich frei. Der gelbe Sack war entfernt worden. Am Hals klaffte eine blutverkrustete Wunde. Als Sandra das tote Mädchen erblickte, stieß sie einen gurgelnden Laut aus. Marc trat neben die Leiche und beugte sich über das Gesicht des Kindes. Er brauchte all seine Kraft, um den Anblick zu ertragen. Nach einigen Sekunden erhob er sich und sah zu
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